Kronjuwel (German Edition)
hübsche Steinplatte behalten, zerschlagen oder in den Pazifik werfen, aber Geld wird Ihnen niemand mehr dafür anbieten.«
Noahs Gedanken rotierten. Sagte Mr. Doyle die Wahrheit? War er wirklich so gut vernetzt? Oder bluffte er nur, um den Preis zu drücken?
Der unvernünftige Mut, der ihn zuvor dazu gebracht hatte, so hart aufzutreten, wich schlagartig der Wahrnehmung, dass es nur eine Möglichkeit gab, mit etwas Geld in der Tasche nach Hause zu fahren.
»Gut«, sagte er schließlich und sah zu seiner Verwunderung nicht die kleinste Regung in Mr. Doyles Gesicht, »Ich werde verkaufen.«
»Eine sehr gute Entscheidung, Doktor«, sagte Mr. Doyle, hob das Glas in seiner Hand zum Toast und ein Lächeln breitete sich in seinem Gesicht aus. Auch Noah griff zu seinem Glas und spürte dabei, dass seine Handflächen vor Feuchtigkeit klebten.
Sie stießen an und Noah lehnte sich auf seiner bequemen Couch ein wenig zurück.
»Eine Frage habe ich noch, Sir«, begann er erneut.
»Die Höhe des Preises?«, vermutete Mr. Doyle richtig. Noah nickte und nahm einen weiteren Schluck.
»Ich gehe davon aus, dass unser Kunde den Preis akzeptieren wird, wenn wir es für zehn Millionen Dollar anbieten. Geteilt durch zwei, natürlich.«
Noah verschluckte sich so heftig, dass er glaubte er würde ersticken. Er musste heftig husten, doch versuchte den Reiz zu unterdrücken.
»Ich bekomme also fünf Millionen?«, fragte er mit gebrochener Stimme.
»Ja so ist es. Antike Kunst erzielt derzeit fantastische Preise, wenn man denn in der Lage ist ein wertvolles Stück aufzutreiben. Sammler eben.«
»Sammler, richtig«, sagte Noah und hatte dabei immer noch eine kratzige Stimme von dem Schluck seines Cocktails in seiner Luftröhre.
»Ja, diese Sorte Kunden sind die besten. Es ist leicht, sie von dem zu überzeugen, was man anzubieten hat, denn sie sind mit Leidenschaft bei der Sache und wissen, dass die meisten Angebote einmalige Gelegenheiten sind. Bei anderen Gütern verhält es sich da anders. Wenn ich nicht in der Lage bin, einen Kunden von den Sturmgewehren zu überzeugen, die ich anbiete, kauft er eben bei einem Konkurrenten.«
Das Wort Sturmgewehr ließ Noah aufhorchen. War es ein aus der Luft gegriffenes Beispiel oder meinte Mr. Doyle damit tatsächliche Güter, die er zum Verkauf anbot?
»Wie genau laufen diese Verkäufe denn ab?«, fragte Noah um das Thema zu wechseln.
»Die meisten Objekte, die wir im Kunstbereich verkaufen, werden erst auf Wunsch des Kunden beschafft. In diesem Fall war das nicht anders. Wir haben von dem Gegenstand erfahren, ihn dem Kunden angeboten, er hat uns sein Interesse bekundet und wir haben versucht, ihn zu beschaffen. Zuerst haben Sie uns davon abgehalten, denn unser unfähiger Mitarbeiter war ja so unvorsichtig, sich von Ihnen stellen zu lassen.«
Plötzlich fiel Noah wieder ein, dass die FBI Agentin von einem Zwischenfall gesprochen hatte, der sich bei der Abholung des restlichen Teams ereignet hatte.
»Kann es sein, dass es in Mexiko ein Problem mit diesem ,Mitarbeiter‘ gegeben hat?«, fragte er Mr. Doyle vorsichtig.
Der zeigte zum ersten Mal eine unbeabsichtigte Regung in seinem Gesicht, als hätte er nicht erwartet, dass Noah ihn darauf ansprechen würde.
»Ja, in der Tat. Ich weiß zwar nicht, wie Sie davon erfahren haben, doch unser Mann hat versucht sich abzusetzen, um einer Kontrolle durch die amerikanischen Behörden zu entgehen«, antwortete Mr. Doyle und kehrte wieder zu seinem emotionslosen Gesichtsausdruck zurück.
»Hat er es geschafft?«
»Was geschafft?«
»Zu entkommen«, sagte Noah und fragte sich, was er wohl sonst hätte meinen können.
»Ja. Wie sonst hätte ich davon erfahren sollen, dass Sie jetzt im Besitz dieses überaus interessanten Fundstückes sind.«
»Aber wieso hatte er denn schon vorher versucht, es zu stehlen? Als ich ihn in meinem Zelt überrascht habe, hatten wir die Platte gerade erst gefunden.«
»Alles ging sehr schnell, was der Grund ist, aus dem wir uns auf die Improvisation verlassen mussten. Menschen in der ganzen Welt wissen von unseren Untergruppen, niemals aber von unserer eigentlichen Organisation. Sofort als Sie die Steinplatte ausgegraben hatten, hat der Mann, den Sie als Ricardo kennen gelernt haben, sich gemeldet, was unsere Leute in Mexiko wiederum uns meldeten, sodass wir den Markt testen konnten. Nach zwei Stunden wussten wir, dass es einen Interessenten gibt und haben das an den Mann weitergeben lassen.«
Damit schien er das
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