Kronjuwel (German Edition)
Schrank von einem Bodyguard ihm mit tiefer Stimme.
Noah wusste nicht, was er von ihm wollte, doch ihn beschlich ein ungutes Gefühl, als er sah, wie der Bizeps seines Gegenübers den Anzugstoff darüber arg spannte und seine Brust den obersten Knopf fast zum Aufplatzen brachte. Als Noah immer noch nicht reagierte packte der Bodyguard ihn am Arm.
»Hörst du schlecht?«, fuhr er ihn an, doch gerade rechtzeitig ertönte zu ihrer Rechten eine Stimme und hielt ihn zurück.
»Herr Gott, Mike, du musst lernen dich deutlicher auszudrücken.«
Noah wandte seinen Blick der Veranda zu. Auf der obersten Treppenstufe stand, umgeben von zwei weiteren Anzugträgern, ein etwa vierzig Jahre alter Mann in einer weißen Leinenhose und blauem Hemd mit hochgekrempelten Ärmeln. Die kurzen, hellblonden Haare lagen in einem ordentlichen Seitenscheitel auf seinem Kopf. Seine gebräunte Haut deutete darauf hin, dass er nicht selten Zeit in der Sonne verbrachte.
»Lass ihn schon los«, fuhr der Mann seinen Bodyguard an, der sofort tat wie ihm geheißen.
»Was mein Freund hier eigentlich sagen wollte«, wandte der Mann nun das Wort an Noah, »ist ob Sie irgendwelche Waffen oder Gegenstände, die als solche benutzt werden könnten bei sich führen, Dr. Bishop.«
»Das tue ich nicht, Sir«, erwiderte Noah.
»Obwohl ich Ihrem Wort natürlich Glauben schenke, muss ich Sie fragen, ob es Ihnen große Umstände bereiten würde, meinem Mitarbeiter zu erlauben, sich davon zu überzeugen?«
»Nein, Sir«, gab Noah zurück und breitete die Arme und Beine aus, damit der Bodyguard ihn abtasten konnte. Flüchtig klopfte der Mann Noah von Kopf bis Fuß ab und nickte dann dem Mann auf der Veranda zu.
»Siehst du, Mike, das war doch gar nicht so schwierig. Jetzt geh was trinken, bevor dein Hirn heiß läuft.«
Der stämmige Leibwächter nickte untergeben und machte sich von dannen, während sein Boss Noah mit einer Geste bedeutete, sich zu ihm zu begeben.
»Dr. Bishop«, begrüßte er ihn als Noah die fünf Stufen zu ihm heraufgestiegen war, »mein Name ist Mr. Doyle. Bitte entschuldigen Sie das kleine Missverständnis, aber kompetentes Personal ist schwieriger zu finden, als man glauben würde.«
Sie reichten sich die Hand und Noah nickte wortlos.
»Wollen wir uns nicht hinsetzen?«, fragte Mr. Doyle und schritt ohne eine Antwort abzuwarten in Richtung einer Sitzgarnitur am hinteren Ende der Terrasse.
Ein Dienstmädchen kam aus dem Haus und fragte, ob sie etwas zu trinken anbieten könne.
»Was halten Sie von einem Mojito, Dr. Bishop?«, fragte Mr. Doyle.
»Gerne«, antwortete Noah und nahm Platz.
»Haben Sie mein bescheidenes Haus sofort gefunden?«, erkundigte Mr. Doyle sich weiter nachdem sie sich hingesetzt hatten und das Dienstmädchen wieder im Haus verschwunden war.
»Ich denke, es ist kaum zu übersehen, Sir«, sagte Noah und spielte damit so vorsichtig er konnte auf die Größe des Anwesens an.
Mr. Doyle lachte kurz und wirkte dabei tatsächlich amüsiert.
»Da haben Sie recht. Aber nur, wenn man weiß, wo man zu suchen hat. Das ist ein unschätzbarer Vorteil, den diese Wohngegend glücklicherweise mit sich bringt.«
Das mexikanische Dienstmädchen kam wieder aus dem Haus und trug ein Tablett mit zwei Gläsern. Noah wunderte sich, wie sie so schnell zwei Cocktails hatte zubereiten können, doch nahm das Getränk dankend an.
»Das wäre alles, Maria«, sagte Mr. Doyle zu ihr und das junge Mädchen knickste kurz wortlos bevor sie wieder durch die großzügige Eingangstür zurück ins Haus ging.
Beide nahmen einen Schluck ihrer Getränke und stellten dann die Gläser auf den mit einer Glasplatte bedeckten Reisigtisch vor ihnen.
»Nun, Dr. Bishop«, begann Mr. Doyle dann endlich nach einer Pause.
»Sie sind sicherlich nicht hierher gekommen, nur um einen Cocktail zu trinken und etwas Smalltalk zu machen. Kommen wir also zum Hauptanliegen Ihres Besuchs. Ich würde es vorziehen, wenn ich ohne Unterbrechung zuerst meinen Standpunkt darlegen könnte, und Sie danach erst etwaige Fragen vorbringen würden.«
Er schloss aus Noahs Schweigen, dass dieser zustimmte und begann dann erneut zu sprechen.
»Sie haben vermutlich noch nicht viel von mir gehört. Das liegt nicht daran, dass es noch keinen Grund gegeben hätte, aus dem mein Name in den Tagesnachrichten auftauchte, sondern vielmehr daran, dass ich in meinem Job sehr gut bin. Genau genommen bin ich sogar der Beste, ein Umstand dem meine Konkurrenz mit Missgunst und Neid begegnet.
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