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Kronjuwel (German Edition)

Kronjuwel (German Edition)

Titel: Kronjuwel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Mann
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gehalten, während sie das Bild gestohlen haben. Dann sind sie durch das Fenster verschwunden. Ich wollte noch auf sie schießen, aber in der Dunkelheit hätte ich nicht garantieren können, dass das Gemälde unbeschädigt bleibt.«
    Auf der Suche nach einem Anzeichen dafür, ob sie ihm glaubte, sah er ihr vorsichtig ins Gesicht. Mit völlig neutraler Mimik sank die Kuratorin zu Boden und blieb neben den Resten des Rahmens sitzen.
    »Bist du unverletzt?«, fragte Mike wie vereinbart und Noah nickte.
    »Ja, mir fehlt nichts«, sagte er und wandte sich dann zurück an die anderen beiden, »Wir sollten uns die Stelle, an der sie sich abgeseilt haben noch mal von unten ansehen. Es tut mir leid, aber ich konnte nichts tun. Wir rufen die Spurensicherung und unsere Kollegen. Wir finden diese Kerle, keine Sorge.«
    »Entschuldigen Sie uns«, sagte Mike und klopfte der jungen Frau aufmunternd auf die Schulter, die noch immer geschockt auf dem Boden saß und das zerbrochene Holz anstarrte. Er ließ sich vom Nachtwächter den Schlüssel für die Eingangstür geben und sie machten sich mit den Worten, dass sie hier warten sollten und sie bald wieder da wären, auf den Weg.
    Mike und Noah gingen mit gemäßigtem Tempo die dunklen Gänge entlang. Wortlos warfen sie sich einen Blick zu. Sie hatten es fast geschafft.
    »Bis gleich«, raunte Noah Mike zu, als sie sich auftrennten, kurz bevor sie die Straße erreichten. Mike sah sich in beide Richtungen um, während er im Laufschritt die Straße überquerte. Unterdessen sprang Noah über eine der niedrigen Steinmauern und lief gebückt über die Wiese an der Rückseite des Museums. Er sah die Überwachungskameras, die an den Rändern des Daches angebracht waren und presste sich dicht an die Wand, um nicht in ihren Winkel zu geraten. Schnell erreichte er die Stelle unter dem zerschmetterten Fenster, wo unzählige kleine Glasscherben auf dem kurz gemähten Rasen lagen. Vorsichtig hob er den Beutel, den er vorsichtig heruntergelassen hatte, an und achtete dabei darauf, mit seinen Bewegungen auf den Scherben keine lauten Geräusche zu machen.
    Er schlich den gleichen Weg zurück und trat auf die Straße. Mit laufendem Motor stand der silberne Wagen am Bordstein und Noah stieg sofort ein.
    »Spaziert einfach so da rein und inszeniert einen erstklassigen Raub. Wenn ich nicht gewusst hätte, was Sie eigentlich gemacht haben, hätte ich Ihnen wirklich jedes Wort geglaubt«, sagte Mike und nahm dabei seinen Blick nicht von der Straße.
    Noah unterdrückte das Verlangen, laut loszuprusten, sondern grinste still von einem Ohr zum anderen während er den Beutel mit beiden Händen fest umklammert im Schoss hielt. Noch fiel die Anspannung, unter der er gestanden hatte, nicht von ihm ab, und obwohl er spürte wie sein Pulsschlag sich normalisierte und er die Beherrschung über seine Atmung zurückerlangte, fühlte er sich wie berauscht. Es war als hätte er eine besondere Droge genommen, eine die ihn nicht benommen, sondern vielmehr aufmerksamer machte, als er es je zuvor gewesen war und dabei gleichzeitig seine Moral ausschaltete. Ihm wurde zum ersten Mal klar, was er getan hatte, doch als es ihm durch den Kopf ging spürte er keineswegs Reue oder Schock. Es war ihm klar vor Augen, doch gleichzeitig sah er keine Konsequenzen, die wahre Bedeutung war ihm nicht bewusst. Alles, was er dachte war, dass er gerade einen Kunstdiebstahl begangen hatte. Und es war viel zu einfach gewesen.
    Das Tor zu Doyles Anwesen öffnete sich automatisch, als sie eine halbe Stunde später darauf zufuhren. Mike hielt auf dem mit Kieseln ausgelegten Weg direkt vor der Terrasse und ließ Noah aussteigen.
    »Ich entsorge unser Fluchtauto, Doc. Bis später.«
    Noah schlug die Tür zu und Mike fuhr sofort wieder los. Während er ihm nachsah hörte er hinter sich, wie jemand klatschte. Er drehte sich um. Doyle stand am oberen Ende der Treppe, dieses Mal nicht begleitet von irgendeinem Bodyguard, sondern ganz allein, gekleidet in einer hellen Stoffhose und einer dünnen Strickjacke. Mit einem bubenhaften Lächeln stieg Noah die wenigen Stufen hinauf.
    »Mein bester Mann«, begrüßte Doyle ihn, »Haben Sie mir etwas Schönes mitgebracht, Doktor?«
    »Ich denke ja«, erwiderte Noah immer noch breit lächelnd und folgte Doyle über die Terrasse zu dem kleinen Tisch, an dem sie bei ihrem ersten Treffen Cocktails getrunken hatten. Von dem die Terrasse überdachenden Vorbau hingen mehrere Lampen herunter, die ihnen genug Licht gaben,

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