Kronjuwel (German Edition)
Ausgrabungsstätte.«
»Ich dachte bei dem Angriff wären alle Fundstücke zurückgeblieben«, schob Kate fragend ein.
»Das dachte ich lange auch. Aber wie es scheint hat einer unserer Mitarbeiter eines der Artefakte entwendet und in die USA befördert, um es hier gewinnbringend zu verkaufen.«
»Das sind schwere Anschuldigungen, Mr. Masters. Haben Sie dafür irgendwelche Beweise?«, fragte Kate, ungläubig, dass so etwas möglich gewesen wäre.
»Ja, die habe ich. Die betreffende Person hat mir gegenüber ein Geständnis abgelegt.« Er hielt kurz inne und fügte dann hinzu, »Vielmehr hat er es mir einfach erzählt, nicht davon ausgehend, dass ich es melden würde.«
Er schien an einem Punkt angelangt zu sein, an dem es kein Zurück mehr für ihn gab.
»Warum würde jemand Ihnen gegenüber zugeben, eine Straftat begangen zu haben, für die enorme Haftstrafen in Frage kommen? Diebstahl und Hehlerei sind schon schlimm genug, aber wenn es sich um ein grenzübergreifendes Vergehen handelt wird Bundesgesetzt angewandt.«
»Weil er mir vertraut, Madam.«
Er stockte erneut kurz und es kam Kate so vor, als denke er genau über jedes einzelne Wort nach, das er nun sagen würde.
»Er hat mir das Leben gerettet und geht daher zu Recht davon aus, ich sei ihm ein loyaler Freund, der alles für ihn tun würde. Der Mann, um den es geht ist Dr. Noah Bishop, Ma’am. Und ich wünschte vom Grunde meines Herzens, es wäre nicht so.«
Es fiel Kate schwer zu glauben, was ihr Besucher ihr erzählte. Nachdem Derrick sich einmal dazu durchgerungen hatte, Noahs Namen ins Spiel zu bringen, hielt ihn nichts mehr zurück. Er erzählte ihr von einem geheimnisvollen Hehler, der Noah das erste Fundstück aus Mexiko abgekauft hatte und ihn daraufhin angeheuert hatte, ein Gemälde aus einem Museum in Los Angeles zu stehlen. Er erzählte von dem Leben, das Noah seitdem führte, von den Autos, dem luxuriösen Haus, der maßgeschneiderten Kleidung. Kate erinnerte sich an Noah Bishop. Er hatte wie ein entspannter junger Mann gewirkt, erstaunlich nach den Erfahrungen, die er in Mexiko durchgemacht hatte. Doch mit jedem Wort, das Derrick sprach, wurde ihr klarer, dass die Gelassenheit beim Debriefing nicht auf seinen Schock, sondern vielmehr seine eiskalte Art zurückzuführen war, mit der er sie belogen hatte.
Als Derrick nach einer guten Stunde zum Ende kam, schockierte Kate nur eins mehr als die unglaubliche kriminelle Karriere, die dieser unscheinbare Wissenschaftler aus Oregon in den letzten Wochen aufgebaut hatte. Wie hatte ihr Instinkt sie so täuschen, so im Stich lassen können? Warum hatte sie ihn nicht durchschaut oder war wenigstens hellhörig geworden und hatte ihn mehr unter Druck gesetzt?
Agent Wuan klopfte an ihre Tür und öffnete sie einen Spalt breit, um sich in ihr Büro zu lehnen.
»Anruf aus Washington, es geht um die Manhattan Beach Gruppe.«
»Leiten Sie das an Parker weiter, der freut sich über jede Chance, sich zu beweisen. Wir haben im Moment einen anderen Fall, der unsere Aufmerksamkeit erfordert.«
Wuan sah sie mit zusammengezogenen Augenbrauen an und öffnete die Tür ein Stück weiter.
»Was ist passiert?«
»Erinnern Sie sich an Mr. Master?«
»Natürlich.«
»Und auch an Dr. Bishop?«
»Der Wissenschaftler mit der Schusswunde im Arm?«
»Genau der. Mr. Masters hier bringt einige Anschuldigungen gegen ihn vor, die uns veranlassen, eine Bundesermittlung einzuleiten.«
»Wie darf ich das verstehen?«, fragte Wuan.
»Ich informiere sie unterwegs. Wir fliegen nach San Francisco«, ging sie über ihn hinweg.
»Madam, darf ich unterbrechen«, schob Derrick ein, »Wenn ich ihn richtig verstanden habe, wird er in den nächsten Tagen einen weiteren Auftrag annehmen. Ich weiß weder wo noch wann genau, aber es besteht die Möglichkeit, dass er bereits aufgebrochen ist.«
»Dann sollten wir keine Zeit verlieren«, sagte Kate bestimmt und stand aus ihrem Bürostuhl auf, öffnete die oberste Schublade des Schreibtisches und zog ihre Zweitwaffe heraus.
»Und sie werden uns begleiten, Derrick.«
Der Flug von Los Angeles nach San Francisco dauerte keine Stunde. In einer kleinen Propellermaschine flogen sie die meiste Zeit über direkt an der Pazifikküste entlang bevor sie sich im Landeanflug auf San Francisco etwas von der Küste entfernten. Am Flughafen wartete ein dunkler Geländewagen auf sie, mit dem sie sich vom etwas außerhalb gelegenen Flughafen auf den Weg zu der Adresse machten, die Derrick ihnen
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