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Krontenianer - Rendezvous am Bogen (German Edition)

Krontenianer - Rendezvous am Bogen (German Edition)

Titel: Krontenianer - Rendezvous am Bogen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erasmus Herold
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sind bereits gefallen?“
    Die beiden schwiegen einige Sekunden, dann griff der Captain das Gespräch wieder auf.
    „Mein lieber Tom, ich kann Ihnen nur meine Meinung dazu sagen. Die Naturwissenschaften, die Philosophie und andere Wissenschaftslehren vertreten je nach Spezies die unterschiedlichsten Ansätze, wenn es darum geht, ob einem Individuum sein Lebensweg vorherbestimmt ist oder ob dieser Pfad selbst bestimmt werden kann. Ich glaube, es gibt für jedes Lebewesen ein Schicksal, eine Lebenslinie oder Spur, auf der es sich bewegt. Niemand kennt sein Ziel. Jeder weiß, es endet eines Tages mit dem Tod. Aber der Weg dahin, all die Abzweigungen und Neuorientierungen, die wir täglich benutzen, sorgen für Veränderungen bei all dem, was wir tun.“
    Rati durchsuchte seine Schublade und entnahm eine weitere Schmerztablette, die in seinem Mund verschwand.
    „Ich mache mir große Sorgen um das Schiff und seine Mannschaft“, begann Tom.
    „Und ich gestehe ein, als Sie seinerzeit zu mir kamen und davon berichteten, wir würden in der Zukunft einen Bogen anfliegen und vielleicht sogar von dem Ableben des sterbenden Sterns partizipieren, da fand ich Ihre Geschichte … na ja, es war halt eine Geschichte.“
    „Ich weiß“, entgegnete Tom. „Und ich weiß auch noch um Ihren Gesichtsausdruck, als ich die Frage beantwortete, wie ich an dieses Wissen gelangt bin.“ Er versuchte ein kurzes Lächeln hervorzubringen.
    „Tom, eines will ich gerne eingestehen: als mich vor wenigen Tagen Frau Santiago aufgesucht hat, um von der Entdeckung eines Bogens zu berichtete, da hat mich das durchaus überrascht. Ihre Geschichte ist mir erst zu diesem Zeitpunkt wieder ins Gedächtnis gekommen.“
    Der Captain stand auf, drehte den Kopf hin und her und lockerte dadurch seine Verspannungen.
    „Erlauben Sie mir eine persönliche Frage?“
    „Selbstverständlich“, entgegnete der Maschinentechniker.
    „Ich habe in den letzten Tagen die Liaison zwischen Ihnen und Frau Santiago mitbekommen. Haben Sie jemals mit ihr über Ihre Visionen gesprochen?“
    „Nein, das habe ich nicht. Es gibt zwei Arten von Wahrnehmungen oder – wenn wir wollen – Visionen, die mich in der Vergangenheit überkommen haben. Zum einen gibt es da Momente, in denen ich glaube, bestimmte Ereignisse schon einmal erlebt zu haben oder plötzlich zu erahnen, was mich hinter einer bestimmten Ecke erwartet. Zweimal habe ich geglaubt zu wissen, wie es in bestimmten Lagerräumen riechen würde. Die anschließenden Überprüfungen gaben mir Recht. Diese, wollen wir es mal Spielereien nennen, passieren im täglichen Alltag an Bord. Sie lassen sich nicht immer verheimlichen, wer zu dem Zeitpunkt mit mir zusammen arbeitet, hat vielleicht etwas bemerkt. Erzählt habe ich nichts!“
    „Das ist gut“, stimmte Rati zu.
    „Zum anderen hatte ich zwei ausgesprochen glaubhafte Visionen. Ich sah ein Raumschiff, das änderte seinen ursprünglichen Kurs, um in ein System voller Himmelskörper – darunter fünf Planeten – hineinzufliegen, dort anhielt und eine Zeit lang wartete. Später sah ich an der gleichen Stelle den ungezügelten Ausbruch der Natur: die Ausbreitung des Bogens und dann ... Die erste Vision dürfte sich in der Zwischenzeit erfüllt haben.“
    Der Captain erhob sich von seinem Schreibtisch.
    „Nun macht Ihnen die zweite Vision Angst, deshalb sind Sie heute zu mir gekommen. Tom, Sie haben die Explosion eines großen Schiffes gesehen und denken, wir sind betroffen?“
    „Das stimmt. Von diesen beiden großen Visionen wissen nur wir beide, sonst niemand auf diesem Schiff. Als wir seinerzeit auf Segatar angelegt hatten, saßen wir lange zusammen und haben geredet. Ich kann mich noch gut erinnern, ich saß auf dem gleichen Platz wie heute.“
    Der Captain legte Tom von hinten die Hand auf die Schulter.
    „Sie wollten für immer von Bord gehen und die Zeit abwarten.“
    „Das hatte ich vor und Sie haben damals nicht versucht, mich aufzuhalten. ‚Jeder muss seinen Weg gehen‘, haben Sie zu mir gesagt. Und dennoch, ich war Teil der Mannschaft als wir Segatar verließen.“
    Der Erste lächelte Tom aufmunternd zu und setzte sich erneut hinter seinen Schreibtisch. Er aktivierte den integrierten Bildschirm, um die Restzeit zu prüfen.
    „Nutzen wir nun die letzten eineinhalb Stunden für die Vorbereitungen. Das Leben kennt viele Variationen. Lassen Sie uns unser Schicksal selber bestimmen und seien wir auf der Hut, damit diese Mission den gewünschten Abschluss

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