Krontenianer - Rendezvous am Bogen (German Edition)
Uniform saß an ihm wie maßgeschneidert und das schlichte Abzeichen auf seiner Brust machte jedem klar: Er war hier der Captain.
Marla mochte seine ruhige Art, doch als sie merkte, wie ihr Arbeitgeber sie musterte und sich ihre Blicke trafen, schaute sie verlegen zu Boden.
„Frau Santiago, aus welchem Grund sind Sie heute bei mir, wie kann ich Ihnen helfen?“, lockerte der Captain die Situation.
„Sie mir helfen?“, flachste Marla. „Mag val’ Volleg und ich haben in der letzten Schicht etwas bestätigt, was vor einigen Tagen das erste Mal unser Interesse geweckt hatte.“ Marla wartete kurz, ob val’ men Porch in irgendeiner Art reagieren würde. Doch er blieb ruhig stehen und seine Augen blickten sie fordernd an. Er sagte kein Wort.
„Durch einem kleinen Umweg auf unserer Route zum Zielhafen auf Lumpur könnten wir einen Bogen passieren!“ Marla strahlte und freute sich, diese Neuigkeit überbringen zu können. Der Captain zog beeindruckt die Augenbrauen hoch.
„Sehr gut! Es gibt da nur eine Sache, Frau Santiago.“
„Captain?“
„Sie alleine haben den Bogen aufgespürt und bestätigt. Val’ Volleg hat davon gar keine Ahnung.“
„Wahrscheinlich war es so ... Ich habe das Phänomen bei Mags Einführung entdeckt.“
„Sie sind nicht umsonst meine Erste Navigatorin. Okay – wie verfahren wir weiter?“
Das war ein Lob, das seine Wirkung nicht verfehlte und ihr wurde ganz warm. Der Captain schien nun bester Laune zu sein. Locker strich er sich durchs Haar.
„Ein Bogen ist ein schönes Schauspiel ...“, begann Marla ihren Satz.
„... und kann uns reich machen, sehr reich“, beendete val’ men Porch den Satz. „Wir brauchen Jack Gibson hier in meinem Büro.“ Porch ging an seinen Schreibtisch und tippte einen zweistelligen Code für den Kommunikator auf das berührungsempfindliche Display.
„Gibson, ich brauche Sie in meinem Raum.“ Der Captain sprach mit ruhiger Stimme und deaktivierte anschließend die Kommunikation. Er musste auf keine Bestätigung seines Frachtmeisters warten. Es würde nicht lange dauern, bis es an der Edelstahltür klingelte.
„Jack betreut die einundzwanzig Frachträume seitdem wir mit der „ Beautiful Decision “ zur Jungfernfahrt aufgebrochen sind.“
„Das weiß ich“, antwortete Marla. „Soweit ich informiert bin, arbeitet er schon sehr viel länger für Sie?“
„Stimmt, Jack gehörte schon auf anderen Schiffen zu meiner Crew. Schon ewig hat er die Verantwortung für Verladung sowie Entladung und koordiniert dementsprechend die gesamte Frachtraumplanung. Über die Jahre wurde er zu meinem Mann für alle besonderen und anspruchsvollen Probleme.“
„Bisher hatte ich wenig mit ihm zu tun, lediglich einige Begegnungen in der Kantine. Ach, und auf den Fluren habe ich Jack verschiedene Male in Aktion erlebt.“ Marla griente.
Es schellte. Wie erwartet, hatte es nicht lange gedauert. Der Erste gab die Kabinentür frei. Jack, ein grober Kerl, nicht wirklich ungepflegt, nicht wirklich schlank, trat herein. Er trug eine digitale Brille, die mit ihren technischen Möglichkeiten jedes herkömmliche Sichtglas übertraf. Jack hatte sein kräftiges, widerspenstiges, dunkelblondes Haar zum Seitenscheitel gekämmt. Marla hasste Oberlippenbärte, nicht nur weil sie beim Küssen störten, aber zu Jack passte diese Art von Bartwuchs. Er trug einen anthrazitfarbenen Einteiler mit breitem Gürtel, dazu dicke Stiefel.
‚Jack macht eigentlich einen ganz ordentlichen Eindruck, obgleich er durch seine heftigen Emotionen und die mangelnde Kontrolle darüber immer wieder zu cholerischen Ausbrüchen neigte.’ Marla erinnerte sich gut an einen Vorfall vor etwa zwei Monaten. Jack und sein Team waren mit dem Ausladen von Waren auf dem Planeten Elotroi beschäftigt gewesen. Einer seiner Lagerarbeiter, Paas val‘ Dabér, hatte nicht aufgepasst und lieferte eine Frachtbox an einen falschen Kunden. Ein anderer Kollege hatte beim Entladen aus Unachtsamkeit das Schutzgitter der großen Rampe am Heck gestreift. Als dann Junis Triage, der Systemadministrator des Schiffes, bei einem Diagnoselauf kurzfristig die Frachtaufzüge lahm gelegt hatte, flippte Jack vollkommen aus und beschimpfte die Kollegen als „faules, desorientiertes, halbhirniges Primatenpack“ – ein Begriff, den Marla nie vergessen hatte und der sie auch heute noch schmunzeln ließ. Jacks heftige Emotion und häufig aggressive Reaktion waren von ihm nur schwer beherrschbar. Einige Mitglieder der Mannschaft
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