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Krúdy, G u. Szerb, A u. Szép, E

Krúdy, G u. Szerb, A u. Szép, E

Titel: Krúdy, G u. Szerb, A u. Szép, E Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich liebte eine schöne Frau: Miniaturen
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Arbeit zu tun bekommen, was ja sehr gesund ist. Aber an die von Dir so vehement vertretene Entwicklungsidee kann ich trotzdem nicht glauben. Denk an mich, und wenn es einmal so weit ist, pflege mein wissenschaftliches Andenken mit Liebe.«
    Für einige Monate war Szerb noch in Budapest stationiert und wurde zu schweren körperlichen Arbeiten abkommandiert, bis man seine Einheit am 27. November 1944 an die Westgrenze verlegte, wo sie beim Bau des sogenannten Südostwalls am Neusiedler See Richtung Wien Panzersperren errichten und Schützengräben ausheben musste.
    Es ist Winter, die jüdischen Arbeitsdienstler sind in den zugigen Scheunen der Bauern untergebracht, auf Hungerrationen gesetzt, in Zivilkleidung und Sommerschuhwerk, insgesamt in beklagenswertem Zustand. In Szerbs vorletztem Brief vom 13. Dezember 1944 klingt noch Hoffnung an: »Hier redet man davon, dass wir um den 18. bis 20. verlegt werden sollen, angeblich weiter ins Landesinnere, also nicht außer Landes. Ich bin überzeugt, man bringt uns zurück nach Pest. An diese kleine Hoffnung klammere ich mich jetzt.«
    Der letzte Brief vom 16. Dezember 1944 ging an eine Deckadresse (seine Frau war offenbar schon untergetaucht):
    »Ihr Lieben, ich bin unendlich traurig; nicht nur, weil Euer Plan misslungen ist, auch die Pakete haben uns nicht erreicht. Überhaupt ist dieser Platz, wo wir jetzt sind, Balf, ein ganz verfluchter Ort, und es geht uns in jeder Beziehung sehr schlecht. Ich habe nun keine andere Hoffnung mehr, als dass der Krieg ganz schnell zu Ende geht; das allein hält mich noch aufrecht. Jetzt ist es hier schon dunkel, und auch mein Gemütszustand ist nicht danach, noch mehr zu schreiben. Hofft auch Ihr, dass wir uns bald wiedersehen, … und liebt Euren sehr unglücklichen
    Tóni«

    Für Mitte Dezember war mithilfe von zwei Armeeoffizieren, die für Szerb falsche Papiere besorgt hatten, ein Rettungsversuch geplant gewesen, aber missglückt. Szerb hatte darauf bestanden, dass zwei Kameraden, Jugendfreunde und ebenfalls bekannte Literaten, mit ihm gerettet würden; der dadurch hinausgezögerte Fluchtplan flog auf und hatte für ihn schwere Misshandlungen und seinen seelischen Zusammenbruch zur Folge.
    Hoffnungslos, verzweifelt, mit erfrorenen Füßen, schwach und nicht mehr in der Lage zu essen, haben ihn, so wird berichtet, die Kameraden, um ihn vor den Prügeln der Pfeilkreuzlerschergen zu schützen, zu den Erdarbeiten mit hinausgenommen. Dort harrte er, auf seinen Spaten gestützt, bei den Leidensgenossen aus.
    Schwer krank und völlig entkräftet starb er am 27. Januar 1945 auf seiner Pritsche, wie der überlebende jüdische Lagerarzt später berichtet hat. Zusammen mit vielen anderen wurde Szerb in einem Massengrab verscharrt.
    Seine Witwe konnte schließlich zwanzig Monate später bei der russischen Besatzungsmacht durchsetzen, dass sein Leichnam identifiziert und in einem Ehrengrab des Kerepeser Friedhofs in Budapest beigesetzt wurde. Sein ehemaliger Lehrer, der Dichter und Pfarrer Sándor Sík, bestattete ihn nach katholischem Ritus.
    Ernő Zeltner

Zwischen zwei Zigaretten

    1

    Wie viele Dinge heute anders heißen oder genannt werden! Das Nichtstun nennt man Abschalten, Pfannkuchen sind Palatschinken, Feigheit bedeutet Hemmung oder sogar Komplex, Gestalt ist die Statur und Dummheit eine zweifelhafte Ideologie.
    Ein Freund von mir hat mit dem alltäglichen Leben nicht viel im Sinn. Seinen erlernten Beruf vernachlässigt er, weil er viel lieber liest, spazieren geht und über ernste Probleme parliert. Folglich fehlt es ihm oft an Geld, doch das stört ihn nicht; und wenn er zufällig doch einmal zu Geld kommt, kauft er sich Bilder, Aschenbecher oder eine Angelausrüstung; und wenn er zu noch mehr Geld kommt, verleiht er es auch. Er verliebt sich häufig, aber auf eine verträumte, harmlose Weise; die betroffene Dame merkt es oft gar nicht. Früher hätte man gesagt: ein Idealist – heute spricht man von einem infantilen Charakter.
    Ein anderer, früher ebenfalls mein Freund, tut seine Meinung stets sehr freimütig kund; schluckt niemals runter, was er auf dem Herzen hat, spricht es aus, ja schreibt es unerschrocken auf, vor allem wenn er weiß, dass es bei den Leuten gut ankommt. Wahrheiten sagt er auch seinen Freunden und Gesinnungsgenossen ohne Umschweife ins Gesicht, und erstaunlicherweise handelt es sich dabei stets um unangenehme Wahrheiten. Er schwärmt im Allgemeinennicht für seine Mitmenschen, doch am wenigsten erträgt er

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