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Krumme Touren in Texas

Krumme Touren in Texas

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Autoren: Deborah Powell
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uns
    halb zu Tode gesorgt.«
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    Anice tanzte auf den Hinterbeinen um mich
    herum. Ich hob sie hoch, gab ihr einen Kuß auf die
    kleinen schwarzen Lippen und ging auf einen
    Ingwerkeks mit ihr in die Küche.
    »Also?« hakte Charlotte gereizt nach, während sie
    mir in die Küche folgte.
    »Wo sind die Schokoladenkuchen? Gestern abend
    war noch ein Dutzend im Brotkasten, und jetzt sind
    sie weg«, sagte ich anklagend.
    »Wir mußten sie letzte Nacht essen, als wir
    gewartet haben, daß du nach Hause kommst«, sagte
    Charlotte in einem Ton, als hielte ihr jemand die
    Pistole auf die Brust. Ihre Lippen bewegten sich
    kaum beim Sprechen.
    Ich wühlte im Schränkchen unter der Spüle und
    beförderte die Notration Schokokuchen zutage, die
    ich immer in einer leeren Ako-Pads-Schachtel
    versteckt aufbewahrte.
    Park kam in die Küche, gab zerstoßenes Eis in drei
    Gläser und schenkte uns allen Coca-Cola ein. »So,
    erzählst du uns jetzt endlich, wo du warst, oder
    nicht? Du weißt, so was macht mich rasend.«
    »Laß mich erst mal frühstücken, okay?« sagte ich
    griesgrämig und kaute an einem leicht vertrockneten
    Stück Schokokuchen. »Das Frühstück ist die
    wichtigste Mahlzeit des Tages.«
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    »Na schön, iß ruhig!« Er stürmte zurück ins
    Wohnzimmer und warf sich aufs Sofa.
    Charlotte, Anice und ich folgten ihm. Ich verputzte
    genüßlich meine Schokokuchen und tupfte mir den
    Mund mit dem Ärmel des Morgenmantels ab.
    »Also?« zischte Charlotte in einem Ton, daß selbst
    ein Eisbär zum Mantel gegriffen hätte.
    Sie glotzten mit glasigen Augen und offenem
    Mund, als ich die nächtlichen Vorgänge referierte.
    Charlotte meinte blöd grinsend: »Klingt, als hättest
    du Meskal gesoffen.«
    »Und den Wurm gegessen! Du trägst Ima Hoggs
    Bademantel?« flüsterte Park ehrfürchtig, als ob ich an
    der Salatkiste in Weingarten’s Lebensmittelgeschäft
    zufällig die Jungfrau Maria getroffen hätte.
    »Ist das alles, was ihr dazu zu sagen habt?« bellte
    ich schrill. »Das einzige, was euch an der ganzen
    Geschichte interessiert, ist die Tatsache, daß ich Ima
    Hoggs Morgenmantel trage?«
    Charlotte verschränkte wieder die Arme und
    sagte: »Hoffentlich hast du Ima Hogg nicht erzählt,
    was passiert ist. Ich meine, du hast hoffentlich nicht
    meinen Namen erwähnt. Nicht, daß sie wüßte, wer
    ich bin, aber die Vorstellung ist mir sehr
    unangenehm, daß jemand wie Ima Hogg von meiner
    Verwicklung in so eine Schweinerei erfährt. Übrigens
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    kann ich nicht glauben, daß du sie in diese
    schmutzige Angelegenheit mit hineingezogen hast.
    Du kannst doch nicht einfach zu Ima Hogg gehen
    und sie auf solche Leute schießen lassen, Herrgott
    noch mal.«
    »Du brauchst dir wirklich keine Sorgen zu machen,
    daß ich Klatschtante etwas über dich ausgeplaudert
    habe, denn jede beliebige Person in den Vereinigten
    Staaten braucht nur einen Blick auf die Titelseite
    irgendeiner Zeitung zu werfen. Und was Miss Imas
    Schießen anbelangt, rein zufällig hat es ihr Spaß
    gemacht, und sie sagte, das hätte sie sich um keinen
    Preis entgehen lassen wollen. Ich schätze, wenn es
    nach euch ginge, hätte ich mich lieber von diesen
    Arschgeigen kaltmachen lassen sollen, als die
    unverzeihliche Geschmacklosigkeit zu besitzen, Ima
    Hogg mit etwas derart Unflätigem zu belästigen.«
    Park wedelte mit den Händen, um mich zu
    beruhigen. »Laßt uns einfach das Thema wechseln.«
    »Wer waren die Männer, die dich erwischt
    haben?« fragte Charlotte.
    »Ich weiß es nicht. Ein Dub und ein Earl. Sagen dir
    die Namen was?«
    Sie schüttelte den Kopf und kräuselte verächtlich
    die Oberlippe. »Das klingt nach Autoschlossern aus
    East Texas.«
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    »Wer war der Mann, der erschossen wurde?«
    unterbrach Park.
    »Chuckie. Das ist der, den ich gesucht habe. Den
    ich vor Waymon Stovalls Praxis getroffen habe.«
    Charlotte nahm einen Schluck von ihrem Drink
    und fragte beiläufig: »War Schwester Jasmine dabei,
    als er umgebracht wurde? Das habe ich nicht
    mitbekommen.«
    »Nein. Sie war schon weg.«
    »Hat sie den Mord angeordnet?« fragte sie.
    »Weiß ich nicht. Zum Henker, wahrscheinlich.«
    »Jedenfalls hat sie dich in eine Falle gelockt, um
    dich von den beiden Männern umbringen zu lassen,
    oder?« fragte Park.
    »Das nehme ich an. Aber ich hatte ganz und gar
    nicht den Eindruck, daß sie mich abservieren wollte,
    als sie mich nach Hause einlud.«
    »Was wollte sie denn?« Park grinste anzüglich.
    »Tja, ich dachte, sie wollte

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