Krumme Touren in Texas
die
Achseln.
»Meinst du, Charlotte und Jasmine sind in der
Kirche?« fragte sie nervös.
»Keine Ahnung, aber das werden wir sicherlich
bald wissen.«
Sie spritzte durch den Regen, bog nach links und
rechts und fuhr bei Rot über Ampeln, bis wir wieder
in Montrose waren.
»Stell die Scheinwerfer aus«, sagte ich, als wir
einen halben Block vor der Kirche waren.
Ihre schönen schwarzen Augen glitzerten noch
einmal in der glimmenden Armaturenbeleuchtung
auf, bevor sie den Schalter betätigte, der uns in
völliges Dunkel hüllte. Das Licht der Straßenlaternen
reichte gerade noch, um in der regnerischen Nacht
die Zufahrt zum Parkplatz der Kirche zu erkennen.
»Ich gehe mit rein«, sagte sie.
»Nein, Lily, das kriege ich besser hin, wenn ich
allein bin. Ich brauche dich, du mußt im Wagen
bleiben, und wenn ich in einer halben Stunde nicht
zurück bin, fährst du zu mir nach Hause und rufst die
Polizei. Frag nach Frank Brumfield und sag ihm, er
soll so schnell wie möglich herkommen.«
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Sie parkte den Wagen und sah mich an, als wollte
sie widersprechen, doch dann nickte sie. »Na gut.
Aber sei vorsichtig. Glaubst du, sie sind da drin?«
»Irgend jemand ist da. Da drüben steht ein Auto«,
sagte ich und versuchte, in der Dunkelheit und dem
Regen etwas zu sehen.
Sie drehte sich um. »Ja, und dahinter steht noch
ein Auto. Ist das deins?«
»Es sieht so aus.«
Sie packte meinen Arm. »Sieh mal, in dem Auto
sitzt jemand auf dem Fahrersitz. Ich kann die Glut
einer Zigarette erkennen.«
Ich beugte mich rüber und küßte sie, dann machte
ich die Tür auf und knöpfte meinen Trenchcoat zu.
Ich trat in eine tiefe Pfütze, was auch egal war, weil
ich schon längst durchgeweicht war. Ich warf einen
Blick auf meine Armbanduhr – es war kurz vor halb
zwölf.
Regen und Dunkelheit erleichterten mir das
unbemerkte Anschleichen an den braunen
Oldsmobile. Da saß tatsächlich jemand auf dem
Fahrersitz und rauchte eine Zigarette. Ich betete, daß
er nicht in den Rückspiegel blickte und mich zu
seinem Wagen laufen sah, tief geduckt wie Groucho
Marx. Ich hatte nicht die Zeit gehabt, mir zu
überlegen, wie ich ihn aus dem Auto bekommen
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sollte, deshalb beschloß ich, mich auf die ganz
direkte Methode zu verlassen.
Ich packte den Griff, riß die Tür auf und steckte
ihm den Lauf meiner 25er ins linke Ohr. Er war ein
schlanker blonder Mann, etwa fünfundvierzig, mit
spitzer Nase. Sein schmaler kleiner Mund sah aus, als
hatte ihm jemand mit einem Schlachtermesser eine
Öffnung in die untere Gesichtshälfte gestochen.
Langsam drehte er mir den Kopf zu. Seine Haare und
Augenbrauen waren bis auf kurze Stoppeln
abgesengt. Sein Gesicht war rosa wie von
Verbrennungen ersten Grades, und seine Hände, die
das Lenkrad umklammerten, waren hager.
»Tz, tz, tz«, sagte ich süffisant. »Deine Mama hätte
dir beibringen sollen, nicht mit Streichhölzern zu
spielen. Earl, nehme ich an?«
Ich trat einen Schritt von der Tür zurück und sagte:
»Komm raus aus dem Wagen, langsam und mit
erhobenen Händen.«
Sein Mund zuckte auf einer Seite, und seine
Augäpfel huschten umher wie zwei Kakerlaken auf
einem Teller.
»Daran brauchst du nicht einmal zu denken, Earl«,
warnte ich ihn und überlegte, was ich mit meinem
Gefangenen in spe machen sollte.
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Er beugte sich vor und schwenkte herum, um die
Füße auf den Boden zu setzen.
»Ach, zum Teufel, was soll’s.« Ich kniff die Augen
zu und versetzte ihm mit dem Pistolenkolben einen
möglichst kräftigen Schlag auf den versengten
Hinterkopf. Er fiel in sich zusammen wie ein
altbackener Keks.
Ich zog den Schlüsselbund aus dem Zündschloß
und warf ihn in hohem Bogen weg, dann
durchsuchte ich Earl. In seiner Tasche war ein
Abzeichen – noch ein Hilfssheriff. Das hätte ich mir
denken können. An seiner Gürtelschlaufe hing ein
Paar Handschellen, also ließ ich eine um sein linkes
Handgelenk und die andere um das Bein vom
Fahrersitz zuschnappen. Er hatte eine Pistole im
Schulterhalfter, die ich an mich nahm, und noch einen
Schlüsselbund in der Tasche, den ich über den
Parkplatz warf. Er lag immer noch bewußtlos in einer
Pfütze, den Kopf auf dem Trittbrett, als ich ihn
verließ und zum Gebäude lief.
Der Schatten der Kirche tarnte mich, als ich
langsam zur Hintertür schlich. Auf dem hinteren
Parkplatz stand noch ein Wagen, aber von meinem
Standort aus konnte ich nicht erkennen, was für
einer.
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Ich
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