Krumme Touren in Texas
hielt den Atem an, öffnete vorsichtig die Tür
einen Spaltbreit und wartete ein paar Sekunden.
Niemand brüllte oder jagte mir eine Kugel durch den
Kopf – ich nahm das als gutes Zeichen und schlüpfte
hinein. Im schwach erleuchteten Flur, der im
Halbkreis um die Rückseite der Kirche führte, ging
ich langsam nach links, zu Schwester Jasmines Büro.
Der Weg kam mir lang vor.
Ich war schon an zwei Bürotüren links und einer
rechts vorbei, als plötzlich eine Hand mein Haar
packte und mich nach hinten riß. Vor Schmerz traten
mir die Tränen in die Augen, ein Messer drückte sich
an meine Kehle.
»Laß die Waffe fallen«, zischte eine Stimme an
meinem Ohr.
Im Schneckentempo ließ ich meinen rechten Arm
sinken und Earls Pistole auf den Teppichboden
fallen.
»Okay, gehen wir«, sagte er und stieß mich vor
sich her.
Meine linke Hand hatte ich im Reflex um sein
rechtes Handgelenk geklammert, um das Messer von
meiner Kehle fernzuhalten. Ich grub meine
abgekauten Fingernägel in seinen Arm, während ich
vorsichtig nach der kleinen 25er Automatik in
meinem Hosenbund angelte. Der Regenmantel war
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im Weg, deshalb krallte ich die Fingernägel tiefer in
seine Hand, um ihn abzulenken, während ich nach
der Pistole fummelte. Die Messerspitze drückte sich
fester an meine Kehle, und Schweißtropfen liefen mir
übers Gesicht. Ich trat mit meinen Halbschuhen nach
hinten gegen sein Schienbein.
»Scheiße«, sagte er und versuchte, der Hacke
meines Schuhs durch einen Schritt zur Seite
auszuweichen.
Ich zerrte die Pistole raus, entsicherte sie und stieß
sie nach hinten in seinen Schritt. Er riß wieder an
meinem Haar.
»Laß das Messer fallen! Ich ziele mit einer Knarre
auf dich, Dub. Ich nehme an, du bist Dub.« Ich hatte
den Verstand verloren. »Das ist meine Spezialwaffe
für Gonaden. Mit dieser Knarre schieße ich nur auf
Gonaden.«
Er packte mich fester, und ich spürte wieder die
Messerspitze an meinem Hals. Sein Atem kam
stoßweise, faulig und sabbernd vor Angst. Ich
umklammerte die Waffe fester.
»Du weißt doch, was Gonaden sind, oder?«
Er antwortete nicht. Sein Atem rasselte erstickt in
seiner Kehle.
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Ich stieß die Waffe fester in seinen Schritt und
schnarrte: »Ich hab’ dich gefragt, ob du weißt, was
Gonaden sind.«
»Sind das nich’ diese Stämme, die in der Wüste
rumziehen?« flüsterte er ängstlich.
»Das ist richtig, du armer ungebildeter Hornochse,
und ich schieße dir in deine Nomadenstämme, wenn
du das Messer nicht wegwirfst und mich losläßt.«
Seine Finger lösten sich von meinem Haar, und
das Messer wich langsam von meiner Kehle. Ich holte
tief Luft und verschnaufte, da flog seine Hand wieder
hoch, das Messer schoß auf mein Kinn zu. Meine
Hand packte den Griff der Pistole fester, und mein
Finger drückte ab. Er ließ das Messer fallen.
Sein gellender Schrei war schriller als pinkfarbene
Tanztrikots auf einer Bankvorstandssitzung, als er
sich auf dem Boden krümmte, die Hände am Schritt.
»Das nächste Mal hörst du vielleicht zu, wenn dich
jemand höflich um etwas bittet«, sagte ich, als ich das
Messer mit einem Tritt von ihm weg in den Flur
beförderte. Meine Beine gaben plötzlich nach, und
ich lehnte mich schlotternd an die Wand.
Stimmen vom Ende des Flurs erinnerten mich
daran, daß es noch nicht vorbei war, also schnappte
ich mir Earls Pistole vom Fußboden, lief ins
nächstbeste Büro und machte die Tür hinter mir zu.
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Schritte polterten an der Tür vorbei, und ich
konnte zwei Männer aufgeregt brüllen hören. Ich
machte die Tür auf und spähte hinaus. Einer war
George Smiley. Der andere, der den Mann am Boden
anstarrte, war W.W. Donnigan, der Buchmacher.
»Dub! Dub!« schrie George Smiley. »Was ist
passiert?«
»Das siehst du doch, du Idiot, er hat sich eine
Kugel eingefangen«, schnauzte W.W. Donnigan ihn
an. Er war ein großer Ire mit rotgelocktem Haar. Er
warf seinen Hut auf den Boden und trampelte darauf
herum. »Herrgott noch mal, du Idiot! Jemand kommt
hier rein und hat auf ihn geschossen!«
»Falsch, W.W., jemand kam hier rein und hat auf
ihn geschossen«, sagte ich und trat stilvoll in den
Flur, die Pistole auf sie gerichtet.
Schweißperlen tropften von seinem geröteten
Gesicht wie eine Eistüte im August. Langsam griff er
nach dem Taschentuch in der Brusttasche seines
weißen Palm-Beach-Anzugs.
Die
beiden
Männer
beobachteten
mich
beklommen. Teufel auch, das konnte
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