Krumme Touren in Texas
nicht
ausgeknobelt.« Ich gab es nur äußerst ungern zu.
»Mußte Schwester Jasmine nicht Angst haben, daß
Charlotte zur Polizei geht, wenn sie herausbekommt,
was los ist?«
»Du lieber Himmel, nein. Charlotte würde eher in
den Tod gehen, als eine Geliebte zu verpfeifen. Zum
Kuckuck, sie wollte mir nicht einmal sagen, wer diese
Geliebte ist. Wahrscheinlich hätte sie sich eher die
Zunge abgebissen, als den Bullen etwas zu verraten.«
»Würdest du das für mich tun?« zog Lily mich auf.
»Machst du Witze? Ich würde singen wie ein
Kanarienvogel.«
Sie lachte. »Schön, du Lockvogel, wo soll’s jetzt
hingehen?«
»Ich finde, es wird Zeit, ein bißchen mit
Vizesheriff George Smiley vom Harris-Bezirksbüro
des Sheriffs zu plaudern.«
»Heute noch? Warum?«
»Weil der Augenblick günstig ist und weil die
beiden Toten beim Hotel Hilfssheriffs waren. Wenn
du so lieb bist, mir deinen Wagen für heute abend zu
leihen, setze ich dich bei mir zu Hause ab, und du
kannst schon ins Bett gehen. Ich weiß, daß du müde
bist.«
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Sie lächelte süß. »Du wirst nicht losziehen und
dich umbringen lassen, ohne daß ich dabei bin und
helfen kann.«
Ich war mir nicht ganz sicher, wie ich das
verstehen sollte, entschied aber, sie meinte, sie wollte
mir und nicht den bösen Kerlen helfen.
»Na schön. Halt beim nächsten Café, ich rufe zu
Hause an und frage, ob Charlotte sich schon
gemeldet hat.«
Sie bog in den Parkplatz einer kleinen gammeligen
Fliegenfalle namens Dolly’s Place, und ich ging rein,
um das Telefon zu benutzen.
Die Fliegentür knallte hinter mir zu, als ich in das
dürftig erleuchtete Lokal ging. Ein vierschrötiger
Glatzkopf mit dreckiger Schürze stand hinter dem
Tresen und wendete Hamburger auf einem
schmierigen Grill. In seinem linken Mundwinkel
klebte eine Zigarette, Asche rieselte auf die
Frikadellen. Er nahm die Zigarette aus dem Mund,
beugte sich über den Grill und machte einen
halbherzigen Versuch, die Asche vom Fleisch zu
blasen. Bei mir zog das nicht, aber ich war überzeugt,
seinen Gästen lief das Wasser im Mund zusammen.
Tatsächlich waren die beiden einzigen Gäste im
Lokal zu beschäftigt – sie verschütteten Bier auf dem
rot-weiß karierten Wachstuch und stritten sich im
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Suff über irgendwas, was Präsident Roosevelt gesagt
hatte.
Niemand beachtete mich, als ich durch den Raum
zum Münztelefon ging, das am Ende des Tresens an
der Wand hing, und ein Fünfcentstück einwarf.
Park hatte noch nichts von Charlotte gehört, also
brachte ich ihn kurz auf den neusten Stand.
»Verflixt! Alle sind unterwegs und schießen sich
ab, und ich muß hier sitzen und das Telefon
bewachen!«
»Tja, es können eben nicht alle nach draußen und
sich amüsieren«, sagte ich sarkastisch. »Vielleicht bist
du das nächste Mal dran. Tu mir einen Gefallen und
such mir eine Adresse raus. Nicht zu fassen, es gibt
kein Telefonbuch in dieser Vier-Sterne-Fliegenfalle.
George Smiley. Ich brauche seine Nummer und
Adresse.«
»Augenblick«, sagte er, dann rasselte er eine
Telefonnummer und eine Adresse in der Rosalie
Street herunter. »Ach, übrigens, Clancey Willson ruft
alle zehn Minuten an. Er sagt, du sollst ihn so schnell
wie möglich zurückrufen.«
»Verdammt«, sagte ich, hängte ein und wählte
Smileys Nummer.
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Eine Frau mit hoher, knarzender Stimme meldete
sich. »Hallo, Mrs. Smiley«, sagte ich liebenswürdig,
»ist Mr. Smiley da?«
»Oh, nein, leider nicht. Kann ich Ihnen irgendwie
helfen?« Ihr Tonfall ließ mich wissen, daß sie nicht
die Absicht hatte, mit irgend etwas herauszurücken.
Ich würde es aus ihr herausmelken müssen wie aus
einer Kuh.
Fast fünf Minuten massives, erstklassiges Lügen
waren erforderlich, bis ich Mrs. Smiley so weit hatte,
daß sie preisgab, der Vizesheriff wäre zum Bible
Cyclorama gefahren.
»Na, wunderbar, Mrs. Smiley. Sie haben mir sehr
geholfen. Wann ist er denn losgefahren?«
»Vor einer halben Stunde etwa, glaube ich.«
»Nochmals vielen Dank«, sagte ich und knallte
den Hörer auf.
Ich trabte raus zum Wagen. »Zum Bible
Cyclorama, und drück auf die Tube«, sagte ich zu
Lily, als ich ins Auto sprang.
Lily runzelte leicht die Stirn und sagte: »Ich
verstehe immer noch nicht, warum Waymon Stovall
umgebracht wurde.«
»Vielleicht hat er etwas über die Geldmasche
herausbekommen und die Beteiligten erpreßt. Ich
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glaube, darin war er ziemlich perfekt.« Ich zuckte
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