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Krumme Touren in Texas

Krumme Touren in Texas

Titel: Krumme Touren in Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Powell
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nicht
    ausgeknobelt.« Ich gab es nur äußerst ungern zu.
    »Mußte Schwester Jasmine nicht Angst haben, daß
    Charlotte zur Polizei geht, wenn sie herausbekommt,
    was los ist?«
    »Du lieber Himmel, nein. Charlotte würde eher in
    den Tod gehen, als eine Geliebte zu verpfeifen. Zum
    Kuckuck, sie wollte mir nicht einmal sagen, wer diese
    Geliebte ist. Wahrscheinlich hätte sie sich eher die
    Zunge abgebissen, als den Bullen etwas zu verraten.«
    »Würdest du das für mich tun?« zog Lily mich auf.
    »Machst du Witze? Ich würde singen wie ein
    Kanarienvogel.«
    Sie lachte. »Schön, du Lockvogel, wo soll’s jetzt
    hingehen?«
    »Ich finde, es wird Zeit, ein bißchen mit
    Vizesheriff George Smiley vom Harris-Bezirksbüro
    des Sheriffs zu plaudern.«
    »Heute noch? Warum?«
    »Weil der Augenblick günstig ist und weil die
    beiden Toten beim Hotel Hilfssheriffs waren. Wenn
    du so lieb bist, mir deinen Wagen für heute abend zu
    leihen, setze ich dich bei mir zu Hause ab, und du
    kannst schon ins Bett gehen. Ich weiß, daß du müde
    bist.«
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    Sie lächelte süß. »Du wirst nicht losziehen und
    dich umbringen lassen, ohne daß ich dabei bin und
    helfen kann.«
    Ich war mir nicht ganz sicher, wie ich das
    verstehen sollte, entschied aber, sie meinte, sie wollte
    mir und nicht den bösen Kerlen helfen.
    »Na schön. Halt beim nächsten Café, ich rufe zu
    Hause an und frage, ob Charlotte sich schon
    gemeldet hat.«
    Sie bog in den Parkplatz einer kleinen gammeligen
    Fliegenfalle namens Dolly’s Place, und ich ging rein,
    um das Telefon zu benutzen.
    Die Fliegentür knallte hinter mir zu, als ich in das
    dürftig erleuchtete Lokal ging. Ein vierschrötiger
    Glatzkopf mit dreckiger Schürze stand hinter dem
    Tresen und wendete Hamburger auf einem
    schmierigen Grill. In seinem linken Mundwinkel
    klebte eine Zigarette, Asche rieselte auf die
    Frikadellen. Er nahm die Zigarette aus dem Mund,
    beugte sich über den Grill und machte einen
    halbherzigen Versuch, die Asche vom Fleisch zu
    blasen. Bei mir zog das nicht, aber ich war überzeugt,
    seinen Gästen lief das Wasser im Mund zusammen.
    Tatsächlich waren die beiden einzigen Gäste im
    Lokal zu beschäftigt – sie verschütteten Bier auf dem
    rot-weiß karierten Wachstuch und stritten sich im
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    Suff über irgendwas, was Präsident Roosevelt gesagt
    hatte.
    Niemand beachtete mich, als ich durch den Raum
    zum Münztelefon ging, das am Ende des Tresens an
    der Wand hing, und ein Fünfcentstück einwarf.
    Park hatte noch nichts von Charlotte gehört, also
    brachte ich ihn kurz auf den neusten Stand.
    »Verflixt! Alle sind unterwegs und schießen sich
    ab, und ich muß hier sitzen und das Telefon
    bewachen!«
    »Tja, es können eben nicht alle nach draußen und
    sich amüsieren«, sagte ich sarkastisch. »Vielleicht bist
    du das nächste Mal dran. Tu mir einen Gefallen und
    such mir eine Adresse raus. Nicht zu fassen, es gibt
    kein Telefonbuch in dieser Vier-Sterne-Fliegenfalle.
    George Smiley. Ich brauche seine Nummer und
    Adresse.«
    »Augenblick«, sagte er, dann rasselte er eine
    Telefonnummer und eine Adresse in der Rosalie
    Street herunter. »Ach, übrigens, Clancey Willson ruft
    alle zehn Minuten an. Er sagt, du sollst ihn so schnell
    wie möglich zurückrufen.«
    »Verdammt«, sagte ich, hängte ein und wählte
    Smileys Nummer.
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    Eine Frau mit hoher, knarzender Stimme meldete
    sich. »Hallo, Mrs. Smiley«, sagte ich liebenswürdig,
    »ist Mr. Smiley da?«
    »Oh, nein, leider nicht. Kann ich Ihnen irgendwie
    helfen?« Ihr Tonfall ließ mich wissen, daß sie nicht
    die Absicht hatte, mit irgend etwas herauszurücken.
    Ich würde es aus ihr herausmelken müssen wie aus
    einer Kuh.
    Fast fünf Minuten massives, erstklassiges Lügen
    waren erforderlich, bis ich Mrs. Smiley so weit hatte,
    daß sie preisgab, der Vizesheriff wäre zum Bible
    Cyclorama gefahren.
    »Na, wunderbar, Mrs. Smiley. Sie haben mir sehr
    geholfen. Wann ist er denn losgefahren?«
    »Vor einer halben Stunde etwa, glaube ich.«
    »Nochmals vielen Dank«, sagte ich und knallte
    den Hörer auf.
    Ich trabte raus zum Wagen. »Zum Bible
    Cyclorama, und drück auf die Tube«, sagte ich zu
    Lily, als ich ins Auto sprang.
    Lily runzelte leicht die Stirn und sagte: »Ich
    verstehe immer noch nicht, warum Waymon Stovall
    umgebracht wurde.«
    »Vielleicht hat er etwas über die Geldmasche
    herausbekommen und die Beteiligten erpreßt. Ich
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    glaube, darin war er ziemlich perfekt.« Ich zuckte

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