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Kruzifix

Kruzifix

Titel: Kruzifix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Xaver Maria Gwaltinger
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an dem Samstag vor Trinitatis wie immer gründlich auf die Sonntagsmesse vorbereitet. Er war ganz darauf konzentriert. Hat sein Messgewand anprobiert. Er war da ziemlich pedantisch. Alles musste blitzsauber sein, alles musste stimmen. Kein Fusselchen, kein Stäubchen, nix. Und auf einmal hat sein Mörder zugehauen. Von hinten. Ein sauberer Schlag, wie bei einer Sau, ohne Blut, und er war tot. Dann haben sie ihn aufgehängt, direkt vors Kreuz.«
    »Wer, sie … mehrere?«
    »Es waren zwei. Der Mastermind: Adolf, der Messner. Er war schon todkrank, Prostatakrebs, aber im Kopf war er noch ganz hell. Er hat es mit seinem Spezi ausgeheckt.«
    »Und wer war sein Spezi?«
    »Der Toni. Der Dorfirre. Metzger a.   D.«
    »Nein!« Rössle schüttelte ungläubig den Kopf. Er atmete tief durch. Wie erleichtert.
    »Doch.«
    »Und wie sind Sie draufgekommen?«
    »Sie haben mir ja den Abschiedsbrief gezeigt. Woher Sie den haben, weiß ich noch immer nicht.«
    Er schwieg.
    »Aber ich krieg es noch raus.«
    Schmunzelte er?
    »Sie haben gesagt, dass sich der Theo nicht erhängt haben kann, es hat nicht zu ihm gepasst. Und der Abschiedsbrief auch nicht. Ich bin dann abends nach unserem ersten Treffen noch in die Kirche runter. Hab mir vom Messner Adolf den Schlüssel besorgt. Und ihn wieder in sein Haus zu seiner Frau geschickt. Fernsehen. ›Wetten dass …?‹. Ich hab dann eine Leiter gesucht, und von der Empore runtergeschleppt. Ziemlich schwer. Aber ich bin ja in Form.«
    »Ja, ich weiß, Sie Marathon-Irrer. Aber Marathon läuft man ja mit den Füßen.«
    »Ich bin auch in der oberen Etage ganz gut beinander. Klimmzüge, Liegestützen. Täglich.«
    »Oha!«
    »Hab ich mir mal angewöhnt, vor zwanzig Jahren, als es einen Allgäu-Urlaub in Großdingharting verregnet hat. Wenn man nicht laufen kann, tut man halt stemmen.«
    »Ja, und dann …?«
    »Dann hab ich die Leiter aufgestellt. Einen Strick hab ich mitgebracht. Zum Ausprobieren, ob ich mich aufhängen kann. Ich bin da oben herumgeturnt, nahe bei meinem Herrn und Heiland, und hab gemerkt: Da kann sich keiner aufhängen. Die Leiter ist zu kurz. Dann hat mir einer die Leiter unterm Hintern weggetreten, und ich bin am Kruzifix gehangen wie ein Aff.«
    Rössle lachte.
    »War nicht ganz so lustig. Ich hab mich dann runtergelassen und bin gesprungen, auf den Steinboden, zum Glück nicht auf die Kante, sondern wo es eben ist, bin abgerollt, Sie wissen, ich war mal Fußballer, da hat man das Fallen in den Knochen …«
    »Ja, schon recht. Superman.«
    »Dann kam der Adolf, was ist denn los und so weiter, ich dachte erst, er war’s, der mir die Leiter weggestoßen hat, aber er kann es nicht gewesen sein, er hat ein Alibi, er ist neben seiner Frau, der Johanna, vorm Fernseher gehockt … Wir haben dann die Leiter wieder auf die Empore geschleppt. Er hat es kaum gepackt, geschnauft hat er wie am Verrecken, und ich wusste: Er kann’s nicht gewesen sein. Und dann hab ich haarscharf geschlossen: Es müssen zwei gewesen sein. Ich wär da mit einer Leiche auch nicht raufgekommen. Aber ich wusste nicht: Wer war der Zweite?«
    »Und der Abschiedsbrief?«
    »Das war das Werk vom Adolf. Er hat ihn geschrieben und nach vollbrachter Tat auf den Tisch in der Sakristei gelegt.«
    »Und wie sind Sie dann auf den Zweiten gekommen?«
    »Ich hatte zwei Spuren. Nach meinem Kruzifixsprung bin ich noch in den ›Schwarzen Adler‹. Dann hab ich mich auf den Heimweg gemacht. Auf einmal hör ich eine dicke Landmaschine zum Heumachen hinter mir herkommen, die Achse so breit wie der Weg, volles Rohr beleuchtet, sie will mich über den Haufen fahren. Ich spring mit einem Hecht über den Weidenzaun …«
    »Sie waren sicher auch süddeutscher Meister im Hochsprung, wie ich Sie kenne.«
    »Nein, zu viel der Ehre. Aber im Turnabitur eine eins.«
    »Also doch.«
    »Aber in der Nacht bin ich nicht hoch genug gehechtet. An dem verrosteten Stacheldraht hab ich mir ein Ohr halb abgerissen.«
    »Ah, deshalb das Ohr, ich hab mich schon gewundert. Hab geglaubt, es wär der Anfang von einem Piercing.«
    »Nein, Klammern. Und raten Sie, wer mich so schön geklammert hat? Ihr Schatzilein. Dr.   med. Vasthi Graf.«
    »Das tut jetzt nichts zur Sache«, sagte er unwirsch.
    »Der Schock kam erst nachher, als ich mich wieder aufgerappelt hatte. Das Gras am Straßenrand war knöchelhoch abgemäht. Zwei Weidepfähle auch. Glatt wegrasiert. Ein Job, präzise wie mit einem chirurgischen Skalpell.«
    »Er hat den Mäher

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