Kryptum
jetzt gib mir bitte Geld. Ich möchte ein Gericht für dich kochen, das du noch nicht probiert hast.«
Den ganzen Tag über sah er sie emsig hantieren. Vom Markt kam sie mit einer intensiv duftenden Pflanze zurück, die sie kleinschnitt und mit Hammelfett in einen Tontopf gab. Viele Stunden lang ließ sie beides auf kleinem Feuer köcheln. Danach ging sie in den Hamam und kam herausgeputzt zurück, mit einem hintergründigen Lächeln, das wohl soviel sagen sollte wie ›Du wirst schon sehen‹. Als es Abend wurde, seihte sie das Fett ab und würzte damit die Füllung eines feinen Blätterteiggebäcks aus Honig und gehackten Mandeln.
Die Nacht war warm, und er war auf die Dachterrasse gestiegen. Von oben betrachtete er die Stadt, deren nächtliche Geräusche gedämpft zu ihm heraufdrangen. Im Innenhof zirpten die Grillen, die Dachziegel der umliegenden Häuser klapperten leise unter den flatternden Tauben, und von der Erde stieg der Geruch feuchten Lehms auf.
Da kam Tigmú mit einem Tablett voller Süßspeisen und kalter Mandelmilch herauf. Sie verriegelte die Zugangstür zur Dachterrasse, damit niemand sie stören konnte. Unter dem Gestell, auf dem das Sonnensegel aufgespannt war, das die Terrasse tagsüber vor der sengenden Hitze schützte, stellte sie sich auf die Zehenspitzen und schob das Segel auf, so daß nun eine laue Brise durch die Holzbalken strich. Dann setzte sie sich neben ihn, so dicht, daß ihr Geruch ihn geradezu überflutete.
»Wonach riechst du?« fragte er sie.
»Das ist ein syrisches Parfum. Damaszener Rose, gemischt mit Safranblütenöl, Lilienbalsam, Moschus, Myrrhe und einem Hauch Majoran.«
Der Duft war wirklich betörend.
Schweigend begannen sie zu essen. Bald überkamen ihn jedoch seltsame Empfindungen. Die nächtlichen Geräusche um ihn herum hallten in seinem Kopf wider, seine Sinne schärften sich, und die Haut öffnete all ihre Poren, durch die die Stadt und die Nacht in ihn einzudringen schienen. Er fühlte sich gut, sehr gut sogar, dort unter all den funkelnden Sternen.
|498| »Womit hast du diese Süßspeisen gewürzt? Was war das für ein Kraut?« fragte Randa das Mädchen.
»Oh, nichts Besonderes«, antwortete sie lächelnd, »man nennt es
kif
oder auch Hanf.«
Sie rückte näher. Tigmú war nur mit einem Stück schweren Stoffs bekleidet, der trotz seines festen Gewebes die Hitze ihres Körpers durchließ. Ihre Hüften eng an seine gepreßt, hauchte sie ihm ins Ohr:
»Warum weichst du mir aus? Magst du die Frauen meiner Rasse nicht?«
»Das ist es nicht,Tigmú. Du bist die schönste Frau, die ich je gesehen habe. Jeder Mann wäre stolz, hier mit dir sitzen zu dürfen.«
»Was ist es dann?«
»Es gibt da jemanden, den ich schmerzlich vermisse.«
»Das ist alles? Eine Frau? Man sollte die Gegenwart nicht dadurch zerstören, daß man anderen Orten und früheren Zeiten verhaftet bleibt. Außerdem möchte ich doch nur, daß es dir gutgeht, ich möchte dich umsorgen. Komm …«
Sie schob das Tablett zur Seite und klopfte auf den Teppich, auf dem sie bis dahin gesessen hatten. Dann zog sie ihm die Tunika aus, hieß ihn sich auf den Bauch legen und begann seinen Rücken mit Sandelholzbalsam einzureiben. Zuerst nutzte sie nur den Druck ihrer Finger, um seinen Körper langsam zu erforschen, Muskel um Muskel, wobei sie sich als unglaublich erfahren erwies. Auf höchst kunstvolle Weise massierte sie die für ihre Berührungen empfänglichsten Stellen, klopfte, streichelte und knetete seinen Körper, daß seine Haut bald ganz gerötet und erhitzt war.
Zu diesem Zeitpunkt hatte Tigmú sich bereits ihres Gewands entledigt und ließ nun geschmeidig ihren Körper über Randas Rücken gleiten, so dicht, daß er nicht nur ihre festen, vollen Brüste spüren konnte, sondern auch die Hitze ihrer Schenkel und der pulsierenden Scham. Er wußte nur zu gut, daß eine Frau von heftiger Leidenschaft gepackt wird, sobald sie auf einem Mann reitet. Aber er hätte nie vermutet, daß soviel |499| davon in einen so zierlichen Körper wie den von Tigmú paßte, die geradezu von Leidenschaft entflammt war. Randa drehte sich nun auf den Rücken, um ihr ins Gesicht zu sehen. Das Mädchen hatte die Augen halb geschlossen, und aus seinem Mund drang leises Stöhnen. Er wollte sie um die Taille fassen, aber sie drückte seinen Körper sanft auf den Teppich zurück, während sie ihn weiter mit unendlicher Zartheit liebkoste. Und als sie ihn so lang ausgestreckt vor sich hatte, hockte sie sich mit
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