Kryptum
Pyramiden und griechischen Labyrinthen entdecken,
in den byzantinischen Mosaiken, keltischen Handschriften, arabischen
Stuck- und Kachelarbeiten und auf den Glasfenstern der
Kathedralen, aufTeppichen und Wandbehängen …«
»Aber früher gab es doch noch keine Computer …«
»Man braucht keine Computer, um diese Formeln zu ergründen
, sondern nur viel Zeit und Geduld. Diese Versuche hätte
man schon vor Tausenden von Jahren durchführen können, von
Hand, so wie ich es jetzt gemacht habe. Man muß nur Steine auf
eine bestimmte Art zusammenfügen. Das könnte sogar ein Kind.
Das ist keine höhere Mathematik. Es sind Berechnungsmodelle;
sie folgen einfachen Regeln. Es sind rein mechanische Abläufe.
Vielleicht hat man sie im Laufe der Geschichte schon oft gesucht
und vielleicht ja auch gefunden, nur hat die Nachwelt diesen
Entdeckungen keine Bedeutung beigemessen, weshalb sie wieder
in Vergessenheit gerieten. Das ist wie mit den technischen Errungenschaften
: von vielem glaubt man, daß es neu ist, dabei hat es
das schon viel früher einmal gegeben. Der Physiker Heron von
Alexandria zum Beispiel hat im 1. Jahrhundert nach Christus
eine Art primitive Dampfturbine gebaut, den Äolusball. Seine
Erfindung wurde jedoch als Spielzeug abgetan. Erst im 19. Jahrhundert
|666|
wurde das Prinzip wieder angewandt. Was wäre geschehen
, wenn es jemand schon in der Antike weiterentwickelt hätte?
Möglicherweise wäre das eine Abkürzung von 1800 Jahren gewesen
.«
»Die nicht eingeschlagenen Wege.«
»Ganz genau. Und ich habe hier den am wenigsten begangenen Weg
genommen. Denn dasselbe hätte hiermit passieren können. Warum
sollte der Schlüssel nicht auf diesem Pergament zu
finden sein? Man kann zwar dessen Alter bestimmen, aber nicht
das der darauf enthaltenen Botschaft. Wie alt diese wirklich ist,
wissen wir nicht.«
»Und deshalb findest du es auch so wichtig, sie zu entschlüsseln
.«
»Natürlich«, antwortete er. »Vielleicht hat in der Vergangenheit
ja jemand genau dasselbe versucht wie ich jetzt:eine Universalsprache
zu finden, um kommenden Generationen etwas mitzuteilen
. Das ist nur logisch. Welche Universalsprache könnte
besser dafür geschaffen sein als die, welche die Natur von Anbeginn
der Welt bis in unsere Zeit verwendet? Der Beweis ist, daß
ich ausgehend vom
ETEMENANKI-
Keil gerade das komplette
Labyrinth zu rekonstruieren versuche, in dem der Schlüssel
verborgen ist. Jemand hat ihn allerdings mit irrelevanten Informationen
zu vertuschen versucht, indem er eine Reihe anderer
Zellen hinzugefügt hat. Welche das sind, muß ich allerdings noch
herausfinden. Das wird mein nächster Schritt sein.«
»Aber in diesem Labyrinth kann doch unmöglich all das stecken
.«
»Daß darin möglicherweise der Quellcode des Universums
verborgen ist, muß nicht heißen, daß darin alles enthalten ist.
Damit daraus das Universum in seiner ganzen Komplexität erwächst
, müßte diese Regel über Milliarden von Jahren angewendet
und fortentwickelt werden. Was zählt, ist die Zeit. Was birgt
die Kohle oder das Erdöl? Sonnenenergie, die die Pflanzen im
Laufe von Millionen von Jahren gespeichert haben. Aber auch die
noch viel kraftvollere Kernenergie; wenn man die ganze Energie,
die in einem Stück Kohle steckt, ausnutzen würde, könnte man
|667|
einen Atlantikdampfer einmal zwischen Europa und Amerika
hin- und herfahren lassen. Und die Kernenergie war der Anlaß,
warum wir mit dieser ganzen Geschichte überhaupt angefangen
haben – um künftige Generationen vor den radioaktiven Abfällen
zu warnen.«
»Na ja, wer auch immer das Labyrinth mit diesem Schlüssel
entworfen hat, tat dies bestimmt nicht, um uns vor der Atomenergie
zu warnen. Vor welcher Gefahr aber dann?«
»Es gibt eine Energie, die noch viel mächtiger als die Kernenergie
ist: die Information. Die reine Information, der wahre
Rohstoff des Universums. Wir kennen sie jedoch nur vermischt
mit der Materie. Keiner von uns besteht noch aus denselben Atomen
, mit denen wir geboren wurden, und trotzdem sind wir immer
noch wir selbst. Und das ist der Information zu verdanken.
In jedem lebenden Organismus ist alles enthalten, was der genetische
Code im Laufe von Millionen von Jahren speichern konnte. Was
wäre, wenn wir diese genetische Information im Reinzustand
nutzen könnten? Es gibt keine Energieform, die damit
vergleichbar wäre. Wir könnten in das tiefste Innere des Universums
vordringen und dieses Stützwerk aus Information, das es
zusammenhält,
Weitere Kostenlose Bücher