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Kryptum

Kryptum

Titel: Kryptum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agustín Sánchez Vidal
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wie auch seine ganzen Machenschaften aufdecken, was ihn in eine höchst heikle Lage bringen würde. Der Schuft dachte noch immer angestrengt darüber nach, wie er auf anderem Weg in den Besitz der restlichen Pergamentkeile gelangen könnte, als Zenturio bei einer seiner Runden durch die Schenken der Stadt zuviel plauderte. So kam die Verhaftung der Morisken, die bis dahin geheimgehalten worden war, einem Dominikaner zu Ohren, der sofort zum Inquisitor eilte, damit dieser die Überstellung der Gefangenen befahl. Da Artal befürchtete, daß es sich nur noch um wenige Stunden handeln konnte, bis man auch Euch verhaften würde, beschloß er kurzerhand, Euch kaltzumachen, damit Ihr ihn nicht verraten könntet. Mit fliegender Hast traf er dafür alle Vorbereitungen. Doch glücklicherweise hatte Herrera inzwischen von dem Ganzen erfahren.«
    »Und wie?«
    »Durch Borrasquilla.«
    »Den zwergwüchsigen Hofnarren?«
    »Genau. Wie Ihr mir ja auch schon erzählt habt, ist er ein enger Freund von Herrera und sehr galant gegenüber dem schönen Geschlecht, so daß er ständig irgendeine Liebelei hat. Herreras Erzählung zufolge war er am selben Mittag, als die Morisken dem Inquisitionsgericht vorgeführt wurden, in einer Schenke eingekehrt, wo er sich mit einer lebenslustigen Dienstmagd vergnügen wollte. Der Zwerg knöpfte sich schon die Hosen auf, als die Wirtin die Stiegen heraufstapfte und laut nach dem Mädchen rief. Die Magd trat eilig auf den Gang, wo die Wirtin sie anherrschte, was sie in der Kammer zu suchen habe. Sie solle sie gleich für einige Herren herrichten, die dort zu speisen wünschten. In ihrer großen Not fiel dem Mädchen nichts Besseres ein, als Borrasquilla in einem Schrank zu verstecken |693| , und kaum hatte sie den Schlüssel dazu abgezogen, da kamen die Gäste auch schon herein.
    Und so hörte Borrasquilla insgeheim alles mit, was in der Kammer gesprochen wurde. Sobald der erste den Mund aufmachte, wußte der Zwerg auch schon, wer er war, denn seine dröhnende Stimme war unverwechselbar: Artal, der oberste Spion des Königs. Dann erkannte er auch Zenturios Stimme, der als nächster sprach. Außerdem vernahm er noch die Stimmen zweier weiterer Schergen. Später erfuhr er, daß einer davon ein Pferdedieb namens Fragoso war. Er sagte, er besitze eine kleine Armbrust mit zwölf Pfeilen, wie man sie in Katalonien verwende, um jemanden ins Jenseits zu befördern, da sie leiser als eine Pistole sei und man mit ihr immer treffe; er habe sie noch nie für irgendein Verbrechen benutzt, so daß weder Waffe noch Munition ihn verraten könnten. Der andere war ein Schlachter, der sehr geschickt mit dem Messer umzugehen wußte. Er hatte seiner Schwester Gewalt angetan und sie danach im Brunnen seines Hauses ertränkt, weshalb er aus seinem Dorf fliehen mußte. Artal hatte beide vor dem Tod am Galgen gerettet und den einen in den Stallungen und den anderen in der Küche des Alkazar untergebracht. Seither waren die beiden ihm hündisch ergeben. Nachdem der oberste Spion den dreien zugeflüstert hatte, wo sie Euch finden konnten, untersagte er ihnen aufs strengste, Euch umzubringen, bevor er sich in Alcalá de Henares befände, wo er hochrangige Personen um sich scharen wolle, die ihm als Zeugen dienen könnten. Er selbst werde dafür sorgen, daß in der Zwischenzeit etliche Kuriere des Königs zwischen dem Hof und Antigua hin- und herritten, um der Inquisition, sollte sie von Eurem Tod erfahren, zu verstehen zu geben, daß der Mord mit Wissen Seiner Majestät geschehe, auch wenn das nicht stimmte.
    Der niederträchtige Plan sollte noch in derselben Nacht in die Tat umgesetzt werden. Sobald die Schurken ihr Mittagessen beendet hatten und die Magd Borrasquilla befreit hatte, eilte der Hofnarr zu Herrera und setzte ihn von der Verschwörung |694| in Kenntnis. Da Borrasquilla im Schrank aber nicht verstanden hatte, wo die Mörder Euch finden würden, war Herrera die Möglichkeit genommen, ihnen zuvorzukommen und Euch zu warnen. Da er nur zu gut wußte, wie gefährlich Artals Schergen waren, überlegte er hin und her, bis ihm Rafael einfiel, der wissen mußte, wo Ihr Euch versteckt hieltet. Es dauerte allerdings eine ganze Weile, bis mein Mann ihm vertraute. Dennoch machte er sich selbst auf den Weg zu Euch. Aber er traf Euch dort nicht mehr an.«
    »Kaum waren die maurischen Maurer verhaftet worden, hatte ich die Kammer gegen ein noch geheimeres Versteck getauscht, das sie mir für den äußersten Notfall gezeigt

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