Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub
Eine bessere Amme als Elischa werden wir für das Kind nicht finden. Wer könnte die eigene Mutter ersetzen? Wir fühlen uns geehrt, wenn eine heilige Orna im Eispalast verweilt. Sie kann bleiben, so lange sie will. Wenn sie möchte, für immer. Wir werden uns um ihre Sicherheit kümmern, obwohl sie das ganz gut selbst kann. Macht Euch keine Sorgen deswegen.«
»Gut!«, antwortete Madhrab zufrieden. »Dann werde ich mit der ersten Karawane über den Pass ziehen und dem hohen Vater einen Besuch abstatten.«
»Ihr wollt Euch den Bewahrern stellen?« Corusal zog erstaunt eine Augenbraue hoch und tadelte den Lordmaster zugleich. »Ihr werdet Vater und tragt Verantwortung für Frau und Kind.«
»Die habt Ihr mir soeben abgenommen, Corusal. Aber seid beruhigt. Ich bin mir über meine Verpflichtungen im Klaren und werde sie bestimmt nicht vergessen. Versteht mich bitte nicht falsch. Ich bin Euch dankbar. Aber ich bin ein Bewahrer und habe einen Eid geleistet. Seit meiner Kindheit gehörte ich den Sonnenreitern an. Sie, nein, vielmehr Boijakmar machte mich zu dem, was ich heute bin. Ich bin meinen Brüdern verpflichtet und kann nicht zulassen, was mit dem Orden zurzeit geschieht. Wenn sich bestätigen sollte, dass Boijakmar hinter den Intrigen steckt, werde ich ihn zur Rede stellen. Spielt er ein falsches Spiel, wird er sterben und Chromlion mit ihm. Er wird den hohen Vater jedenfalls nicht beerben. Aber ich muss mir ein eigenes Bild machen. Boijakmar war stets wie ein eigener Vater für mich. Irgendetwas stimmt an der Sache nicht.«
»Sie werden Euch richten. Im schlimmsten Fall töten oder in die Grube werfen.«
»Ich fürchte mich nicht vor den Schatten oder der Grube. Sollte mir tatsächlich das Schicksal der Grube blühen, werde ich die Herausforderung annehmen.«
»Und wenn er Euch opferte? Für eine größere Sache, um den Orden vor Unbill zu schützen und die Macht und das Erbe Ulljans zu bewahren?«
»Dann handelte er im Sinne des Ordens und wird mir dies von Angesicht zu Angesicht sagen müssen. Er verlangte von mir, ich solle ihm vertrauen. Das tat ich und ließ mich gefangen nehmen und in Ketten legen. Doch er hinterging mich.«
»Wäre es denkbar, dass er unter dem Einfluss des dunklen Hirten steht? Vielerorts wird davon gesprochen. Die Kunde des Wiedererwachten dringt selbst bis nach Eisbergen. Und die Zeichen häufen und verdichten sich. Habt Ihr die sich verdunkelnde Sonne beobachtet?«, fragte der Fürst.
»Das sind Dinge, mit denen ich mich nicht befasse. Sapius erwähnte das Erwachen des Schattens aus der Vergangenheit. Er war sich dessen sicher. Wer weiß, was daran wahr ist und was nicht? Ich weiß nicht, was ich glauben soll. Vielleicht ist es so, womöglich nicht. Umso wichtiger, dass ich selbst mehr über die wahren Absichten des Overlords herausfinde und mich meinem Schicksal stelle. Ich werde mit Elischa nicht ewig davonlaufen.«
»Ich verstehe! Dennoch sehe ich das anders. Ihr lauft nicht weg. Im Gegenteil. Ihr habt herausragende Arbeit mit den Eiskriegern geleistet. Wertvolle Dienste. Sie haben in der kurzen Zeit große Fortschritte erzielt. Ein paar Monde nur bis zum nächsten Winter und sie werden unschlagbar sein. Ich würde Euch ungern ziehen lassen«, versuchte Corusal dem Bewahrer ins Gewissen zu reden.
»Mein Fürst!«, antwortete Madhrab und blickte dem Fürsten dabei tief in die Augen. »Die Eiskrieger werden bis zum Ende dieses Winters geübt sein. Besser als je zuvor. Dieses Versprechen gebe ich Euch. Das war ich Euch schuldig, nachdem nur wenige Eurer Krieger heil aus der Schlacht zurückgekehrt sind. In Hassard habt Ihr einen erfahrenen Anführer, loyalen Freund und exzellenten Kämpfer. Für Euren Leibwächter Baylhard fallen mir keine passenden Worte ein. Er ist außergewöhnlich und könnte selbst Warrhard Konkurrenz machen. Einen besseren Krieger werdet Ihr kaum finden.«
Bei der Erwähnung des Gefallenen wurde Corusal nachdenklich und machte einen betrübten Eindruck. »Das stimmt nicht ganz«, korrigierte er den Lordmaster schließlich, »einer steht mir im Moment gegenüber und wird bald Vater.«
»Wie ich schon sagte, ich bin ein Bewahrer.«
»Ihr seid weit mehr als das, und das wisst Ihr, Madhrab«, meinte der Fürst. »Ich werde Euch nicht aufhalten und nicht bitten zu bleiben, wenn Euch weder Elischa noch das Kind zurückhalten können Es ist Eure Entscheidung. Sie muss mir nicht gefallen, aber ich respektiere sie. Ihr müsst mir versprechen, dass Ihr Euch
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