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Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub

Titel: Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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schmeckende Blut von seinem Handrücken.
    »Schon gut«, meinte Fallwas schließlich beschwichtigend, »es ist ja nichts weiter geschehen. Aber ich warne Euch, ich bin nicht immer in der Laune, schlechtes Benehmen ungestraft zu tolerieren. Ihr müsstet mich inzwischen kennen. Also tut das niemals wieder.«
    »Bestimmt nicht, mein Fürst«, lächelte Thezael erleichtert, »ganz bestimmt nicht. Ich danke Euch für Euer Verständnis und darf Euch nochmals aufrichtig um Verzeihung bitten.«
    Fallwas seufzte zur Antwort und wandte sich wieder dem Leichnam zu. In gebührendem Abstand sah er sich die Arbeit des Praisters erneut und etwas genauer an, was ihm bei dem in der Kammer vorherrschenden diffusen Licht nicht gerade leichtfiel. Als er das Gesicht näher betrachtete, stutzte er einen Augenblick und zog die Augenbrauen überrascht nach oben.
    »Warum habt Ihr dem Regenten die Augen zugenäht?«, fragte Fallwas aus heiterem Himmel.
    »Weil sie sich anders nicht schließen wollten«, antwortete Thezael wahrheitsgemäß, »es wäre nicht gut, wenn Haluk Sei Tan den Schatten mit offenen Augen entgegentritt. Sie könnten ihn womöglich verstoßen oder, noch schlimmer, den Flammen der Pein übergeben, auf dass sein Geist dann ewig dort schmore.«
    »Aha … Euer Glauben bietet doch immer wieder erstaunliche Erklärungen für so einfache Dinge wie diese«, meinte Fallwas und schüttelte den Kopf. »Ich hätte fast angenommen, Ihr störtet Euch lediglich am Anblick der offenen Augen, die Euch anklagten. Aber so habe ich mich wohl in Euch getäuscht und sollte mich entschuldigen, welchen Grund hättet Ihr auch für eine solch vermessene Annahme haben können.«
    Der Fürst legte eine Pause ein und sah den Praister währenddessen scharf an, so als ob er eine Art Geständnis erwarte, das zu seinem Bedauern nicht folgte. »… was soll’s«, fuhr er mit den Schultern zuckend fort, »es wird nicht weiter auffallen während der Zeremonie.«
    »Nein, das wird es wohl nicht«, bestätigte Thezael und war froh, nicht weiter auf die entlarvende Frage des Fürsten eingehen zu müssen.
    Eine Zeit lang standen sie schweigend nebeneinander vor dem präparierten Leichnam des Regenten und hingen jeder seinen eigenen Gedanken nach. Was sollte nun werden? Konnten sie ihre Macht nutzen und weiter ausbauen? Die Praister hatten sich lange zurückgehalten. Doch nach dem Tod des Regenten war die Gelegenheit günstiger denn je. Würden sie die Kontrolle über die Klanlande erlangen und den kommenden Wirren unter den Fürsten standhalten? Thezael wusste, nicht jeder der Fürsten war den Praistern in gleichem Maße wohlgesinnt und verfolgte seine ganz eigenen Interessen. Wer von den Fürsten würde offen Anspruch auf den Thron des Kristallpalastes erheben? Wird Alchovi trotz der Katastrophen, die seine Stadt heimsuchen, und seiner derzeitigen Schwäche die Gunst der Hora nutzen?, fragte sich Fallwas. Ein Narr, sollte er es versuchen. Wer außer mir wäre einer Nachfolge auf dem Thron des Regenten gewachsen? Welche Rolle spielten die Bewahrer? Der Orden ist eine Unbekannte, die uns Praistern gefährlich werden kann, überlegte Thezael. Madhrab war trotz seines Triumphes nicht nach Tut-El-Baya marschiert und ihnen daher direkt in die Falle gegangen. Ein Kontrahent weniger.
    Der Regent war tot. Eine neue Regentschaft musste rasch folgen. Die Tochter des Regenten war keine Herrscherin. Darüber waren sich der Fürst und der Praister einig. Raussa war zu jung, zu unerfahren und zeigte keinerlei Neigung, das Volk der Klan anführen zu wollen. Das war gut und schlecht zugleich. Einerseits war sie einfach zu beeinflussen, andererseits würde jeder in den Klanlanden wissen, wer künftig tatsächlich hinter den wichtigen Entscheidungen steckte. Es gab kein Zurück. Die Verantwortung lag auf ihren Schultern und sie würden sich den Folgen ihrer Handlungen nicht mehr entziehen können. Sowohl Thezael als auch Fürst Fallwas hatten über viele Sonnenwenden an der Seite Haluk Sei Tans gestanden und ihm mit Rat und Tat geholfen. Auch wenn er ihre Worte meist wohlwollend berücksichtigt hatte, so war er doch stets unberechenbar und gefährlich geblieben. Er hatte ihnen bis zum Tag seines Todes jeden Tag aufs Neue gezeigt, dass er nicht gewillt war, seine Macht mit ihnen zu teilen. Sein Wahnsinn hatte sich mit zunehmendem Alter gesteigert, bis er sich am Ende als göttlich bezeichnet hatte. Er hatte geglaubt, das Blut der Kojos fließe in seinen Adern. Haluk Sei Tan

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