Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub
Fallwas hätte die Macht über Ell nur noch ergreifen müssen und war sich sicher gewesen, dabei auf die Loyalität Thezaels und dessen Praister bauen zu können. Auf ihn, den er immer unterstützt und gefördert hatte. Unsummen Gold und Anunzen hatte er den Praistern im Laufe seines Lebens zukommen lassen.
Die Sinne schwanden Fallwas bereits und er sah mit Entsetzen die Schatten an den Wänden der Kammer entlangkriechen, die ihre gierigen, kalten Finger nach ihm ausstreckten. Näher und immer näher kamen sie. Er musste etwas tun. Doch das Gift hatte nicht nur Glieder und Körper zur Bewegungslosigkeit verdammt. Selbst die Gedanken waren wie gelähmt.
»Warum?«, hauchte Fürst Fallwas kraftlos. Kälte umfing sein Herz und stach mitten in das verblassende Leben.
»Könnt Ihr es Euch denn nicht denken?«, lachte Thezael spöttisch und doch voller Hass. »Ihr steht auf der falschen Seite, Fürst. Ich bin ein Praister, und Ihr? Ihr dient den Saijkalrae oder ... sollte ich sagen, dem dunklen Hirten? Ich weiß, dass ich richtigliege, streitet es nicht ab. Es hilft Euch nicht. Statt die Macht für uns zu nutzen und die notwendige Verantwortung zu übernehmen, spielt Ihr seit geraumer Zeit ein verräterisches und hinterlistiges Spiel. Die Wiedererweckung der Saijkalrae liegt Euch am Herzen und nichts sonst. Alles, was Ihr tatet, habt Ihr für ihn und das Erwachen getan. Ein schwerer Fehler. Das dürfen wir niemals zulassen. Ein Saijkalsan seid Ihr, nicht mehr und nicht weniger. Der dunkle Hirte hat Euch schon länger in den Bann gezogen. Wie konntet Ihr nur an der Erweckung mitwirken? Oh ... wir Praister haben die Saijkalsan schon immer bekämpft und die meisten von ihnen dorthin zurückgeschickt, wohin sie gehören. Ins Reich der Schatten. In die Flammen der ewigen Pein. Wir werden Euch und alle Saijkalsan ein für alle Mal vernichten und Kryson von jeglicher Beeinflussung der Saijkalrae befreien. Jetzt seid Ihr an der Reihe.«
»Damit werdet Ihr nicht durchkommen«, hauchte Fallwas.
»Doch, das werde ich«, erwiderte Thezael. »Niemand wird Euch vermissen, wenn ich erst erklärt habe, dass Euch der Schmerz über den Tod Eures geliebten Regenten vollkommen überwältigt hat. Ihr wolltet Haluk Sei Tan bedingungslos folgen, um ihm in dieser schweren Hora in den Schatten beizustehen. Die Nno-bei-Klan werden Eurer Selbstaufgabe ein Denkmal setzen. Vielleicht aus Stein, womöglich sogar aus Bronze.«
»Elender ...«, brachte Fürst Fallwas nur noch heraus, bevor ihn erneut eine Panikwelle überkam und nach Luft schnappen ließ.
In der Verzweiflung versuchte Fallwas einen Zugang zu öffnen. Vielleicht wusste der dunkle Hirte Rat und konnte die Vergiftung aufhalten. Er musste unbedingt Zeit gewinnen. In den Hallen der Saijkalrae stand die Zeit fast still. Doch sosehr er sich anstrengte, es wollte ihm nicht gelingen.
»Bemüht Euch nicht und verschwendet Eure letzten Reserven nicht nutzlos«, höhnte Thezael, »Ihr werdet hier unten in unseren Kammern keinen Zugang finden, geschweige denn einen solchen öffnen. Denkt Ihr etwa, wir wüssten nach so vielen Sonnenwenden der Verfolgung und Vernichtung der Saijkalsan nicht mit ihnen umzugehen? Wie ungeschickt. Wir sind jedenfalls gewappnet, was ich von Euch nicht behaupten kann. Schließt mit Eurem Leben ab. Und nun begleite ich Euch zu den Schatten, wie es meine Aufgabe als Praister vorsieht. Ist das nicht schön? Ihr werdet im Tode vereint sein mit Eurem geliebten Regenten.«
Fallwas verdrehte die Augen und schloss die Lider. Sofort umfing ihn Dunkelheit. Ihm wurde kalt, fürchterlich kalt, als sich die schwarzen Finger der Schatten um seine Glieder schlangen.
Eine helle Knabenstimme flüsterte in sein Ohr: »Versager. Die Finsternis wartet schon auf dich. Ich habe dir einen Platz unter den Gescheiterten reserviert.« Fallwas erkannte die grausame Stimme des dunklen Hirten.
Mit einem allerletzten Schlag blieb sein Herz stehen. Einen verzweifelten, röchelnden Atemzug später sank der Kopf des Fürsten leblos auf die Brust. Es wurde beinahe still in der Kammer des Todes. Nur das leise Kichern des obersten Praisters war noch zu vernehmen.
Fürst Fallwas war tot.
Thezael erschrak, als die Tür zur Totenkammer quietschend geöffnet wurde. Er drehte sich rasch um, um den Neuankömmling nicht in seinem Rücken zu wissen. Erleichtert atmete der Praister auf, als er seinen Glaubensbruder Henro erblickte.
»Ach, du bist es nur, Henro«, begrüßte Thezael den
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