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Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub

Titel: Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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nirgendwohin.
Ziellos in des Todes kaltem Schoß.
An Euren Gebeinen nagen schon die Ratten.
    Entzündet nicht das Licht in der Finsternis, denn was zu sehen
Ihr gedenkt,
ist nicht, was Ihr Euch wünscht.
    Der würdelose Tod führt die Ehrgeizigen in den Sturm.
Lässt Euch nichts denn das Gefühl Eures Versagens.
In der Dunkelheit sucht den Ausweg Ihr vergebens;
weder vor noch zurück noch irgendwohin.
Rastlos in des Todes festen Händen.
In Eurem Kopf wühlt schon der Wurm.
    Lauscht nicht dem Rauschen in der Finsternis, denn was zu
hören Ihr erhofft,
ist nicht, was Ihr Euch erträumt.
    Aus der Totenmesse der Praister,
Kapitel 112, Vers 23

H aluk Sei Tan war tot. Der Beginn der Bestattungsfeierlichkeiten anlässlich seines zwar aufgrund des hohen Alters nicht gänzlich unerwarteten, angesichts der das Ableben begleitenden Umstände aber doch überraschenden und würdelosen Endes waren auf den fünften Tag nach seinem Gang zu den Schatten festgesetzt worden.
    Bis dahin hatten die Praister auf Anordnung Thezaels den Leichnam des Regenten in einer eigens dafür hergerichteten, mit schwarz gefärbten Blumen und Kerzen geschmückten Totenhalle, tief in den innersten Bereichen des Palastes gelegen, aufgebahrt. Dort war es nur auserwählten Besuchern erlaubt, Haluk Sei Tan die letzte Aufwartung zu machen.
    Danach begannen die eigentlichen Feierlichkeiten für Tut-El-Baya. Fünf weitere Tage der offiziell angeordneten Trauer und Festlichkeiten. Fünf Tage, in denen die Klan, mit gesenkten Köpfen und auf Knien vor ihrem Regenten rutschend, Abschied nehmen durften.
    Haluk Sei Tan war tot. Er war während einer Feier an einem Stück rohen Fleisches erstickt. Das war tragisch, hatte er doch zeit seines Lebens besonders gerne rohes Fleisch gegessen. Zu hastig hatte er den ihm dargereichten viel zu großen Fleischbrocken in sich hineingestopft und dabei offenbar vergessen, dass er schon lange keine Zähne mehr hatte. Unzerkaut rutschte das Fleisch in den Rachen des Regenten und blieb ihm dabei buchstäblich im Halse stecken. So lauteten zumindest die Gerüchte unter den Höflingen. Weder die umstehenden Diener noch die auf dem Fest anwesenden Gäste hatten seine Not angeblich bemerkt. Das durfte in den seltsam gleichlautenden Aussagen durchaus infrage gestellt werden.
    Haluk Sei Tan musste versucht haben, während seines Todeskampfes auf sich aufmerksam zu machen. Wenigstens ließ die verkrampfte Haltung darauf schließen, die der erkaltete Körper aufwies. Eine Hand am Hals und mit der anderen auf den Rachen deutend hatten sie ihn erst am nächsten Morgen mit weit aufgerissenen Augen unter einem Tisch in der großen Festhalle zwischen auf den Boden gefallenen Speiseresten und von den Tischen in Panik heruntergerissenen Tellern gefunden. Anscheinend hatte ihn während des Festes niemand vermisst. Der Regent hatte am Ende einfach die Augen verdreht, war erst rot, dann blau angelaufen und schließlich ungesehen gestorben.
    Als Thezael wenig später den steifen Körper des Regenten in den geheimen Kammern der Praister für die Aufbahrung präparierte, vergaß er selbstverständlich nicht, das Fleischstück aus dem Hals des Regenten zu entfernen und unbemerkt im Feuer zu entsorgen. Die feinen metallenen Widerhäkchen, die der Praister nahezu unsichtbar darin angebracht hatte, bevor er dem Regenten die tödliche Mahlzeit persönlich verabreicht hatte, fielen dabei kaum auf.
    Wen kümmerte das schon? Der Regent war alt, senil und in seinem übersteigerten Größenwahn langsam lästig geworden. Es war Zeit für eine Nachfolge und die Neuordnung der Machtverhältnisse in den Klanlanden. Eine Regentschaft, bei der die Praister unter der Führung und nach der Vorstellung Thezaels eine alles entscheidende Rolle spielen wollten. Der Hofstaat vermisste den alten Regenten bestimmt nicht. Auch wenn Haluk Sei Tan es bis zum Zeitpunkt seines Todes stets verstanden hatte, auf Kosten des hungernden und an der Geißel der Schatten sterbenden Volkes prunkvolle Orgien zu feiern und die mit jedem Tag der Regentschaft knapper werdenden Anunzen und Vorräte für sein eigenes und das Vergnügen des Hofstaates zu verschleudern.
    Längst bereit für die Schatten hatte Thezael nur ein klein wenig nachhelfen müssen, um zu vollenden, was ohnehin unausweichlich gewesen war. Er hatte lediglich getan, was zu seinen Pflichten gehörte. Haluk Sei Tan zu den Schatten zu geleiten, war von jeher die erste Bestimmung gewesen. Immerhin hatte er ihm bis zum Schluss

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