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Kryson 03 - Zeit der Dämmerung

Titel: Kryson 03 - Zeit der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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ich nicht, wie ich mit dir umgehen soll. Du wirkst kindlich und doch weise. Altklug in der allerhöchsten Stufe, würde ein Fremder sagen, der dich nicht kennt und nicht weiß, wer oder was du bist. Natürlich bist du das nicht, denn tatsächlich weißt und verstehst du all die Dinge, die du von dir gibst. Was ist richtig, was ist falsch? Hilf mir!«
    »Sei nur du selbst und achte nicht auf mich. Ich gehe meinen Weg, so oder so. Du kannst also keinen Fehler machen, soweit es meine Erziehung angeht.«
    »Aber das ist es ja, was mir Angst macht. Jede Mutter möchte ihrem Kind etwas von sich mitgeben und ihn, ja ich gebe es zu, in ihrem Sinne erziehen. Ob ihr das am Ende gelingt, ist eine ganz andere Frage. Aber bei dir ist jede Erziehung von vornherein sinnlos. Nichts von dem, was ich dir sage, fruchtet. Es ist, als hörtest du überhaupt nicht zu.«
    »Jedes Wort aus deinem Munde höre ich …«, Tomal zuckte gleichgültig mit den Schultern, »… doch ist es ohne jede Bedeutung. Ich warte auf jemanden, der mir den Weg zeigt und mich durch die Zeit meines Zyklus begleiten wird.«
    »Wer soll das sein?« Alvara zog überrascht die Augenbrauen hoch.
    »Ich werde ihn erkennen, wenn er sich mir zeigt. Er wird kommen und Lehrer, Schüler, Diener und Vertrauter in einem sein.«
    »Und du denkst, wir werden diesen einen im Eispalast willkommen heißen und beherbergen?«
    »Natürlich werden wir das«, antwortete Tomal und blickte die Fürstin fragend an, »weil ich es so will.«
    Alvara kochte vor Wut über ihren Sohn. Das Gespräch war sinnlos. Sie hatte nichts über Elischa erfahren und tappte nach wie vor im Dunkeln. Allmählich gab sie die Hoffnung auf, Spuren innerhalb des Eispalastes zu finden, die eine Erklärung für das Verschwinden oder sogar einen Hinweis auf den Verbleib Elischas geben konnten. Die Fürstin hoffte, dass ihr nichts Schlimmes zugestoßen war. Wenn Tomal allerdings recht behalten sollte, würde sie sich nie verzeihen, keine eigene Leibwache für Elischa abgestellt zu haben. Am meisten ärgerte sie sich über Tomal. Der Junge tat, was er wollte, und schien zu denken, er müsste niemanden um Erlaubnis fragen. Der Eispalast war schließlich keine Herberge oder Gasthaus, in dem jeder Fremde einkehren und bleiben konnte, solange er wollte. Es war ihr schon genug, dass ein Praister aus Tut-El-Baya in den Palast gezogen war, ihre Gastfreundschaft über alle Maßen in Anspruch nahm und ihrem Gatten die wertvolle Zeit stahl.
    Die Fürstin ließ ihren Sohn einfach stehen und sagte in einem knappen und kühlen Ton im Vorbeigehen zu Baylhard:
    »Seid strenger zu ihm, Eiskrieger. Das Kind ist verwöhnt!«
    »Sehr wohl, meine Fürstin«, bestätigte Baylhard, »wie Ihr wünscht.«
    Die raue Stimme des Eiskriegers hallte durch die Flure, als er den Jungen mit den Schneetigern rasch ins Freie dirigierte und ihn barsch dazu anhielt, sich den Regeln entsprechend zu benehmen. Das Bild, das die beiden abgaben, mutete grotesk an. Ein gestandener Krieger kommandierte ein kleines Kind, das doch keines war. Immerhin entlockte das bemühte Verhalten des Eiskriegers der Fürstin ein Lächeln, obwohl sie genau wusste, dass die Anstrengungen Baylhards keinerlei Wirkung erzielen würden.
    Am darauffolgenden Tag bat ein Fremder um Einlass in den Eispalast. Die Wachen berichteten, dass er unbedingt beim Fürsten vorsprechen wollte. Er hatte sich vor den Toren als Sapius vorgestellt. Er sei ein freier Magier und sehr weit unter großen Gefahren gereist, um endlich bis nach Eisbergen zu kommen. Sein Besuch beim Fürsten sei von größter Wichtigkeit, hatte er als Begründung für sein Anliegen vorgegeben.
    Fürst Corusal war seit einiger Zeit mit Besuchern aus der Fremde vorsichtig geworden. Das galt insbesondere für solche, die behaupteten magisch begabt zu sein. Nicht zuletzt die Auseinandersetzung mit dem Bewahrer Lordmaster Chromlion und das spurlose Verschwinden der Orna hatten ihn zur Zurückhaltung gemahnt. Die Bittsteller mussten einen triftigen Grund vorweisen, sich anschließend einer eingehenden Befragung unterziehen und in ausführlichster Weise selbst vorstellen, wenn sie zu einer Audienz vorgelassen werden wollten. Das Warten konnte einige Tage dauern, bis die Eiskrieger die Bittsteller nebst ihren Wünschen überprüft und für unbedenklich erklärt hatten. Erst nachdem sie diese Prozedur durchlaufen hatten, wurde in Erwägung gezogen, den Gast für eine Audienz beim Fürsten vorzuschlagen.
    Fürst Corusal konnte

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