Kryson 03 - Zeit der Dämmerung
den Vorschlag immer noch ablehnen, bestimmte letztlich aber Ort, Zeit und Raum der Audienz, sofern ihm ein Gespräch genehm war. Er war ein viel beschäftigter Mann, der sich nach wie vor persönlich um den Wiederaufbau seiner Stadt kümmerte. Noch waren nicht alle Schäden der Katastrophen behoben. Noch gab es Sicherheitslücken, die der Fürst gedachte, so bald als möglich zu schließen.
Die meisten Besucher, die sich der Befragung unterzogen und diese tapfer überstanden hatten, wurden allerdings tatsächlich früher oder später vom Fürsten empfangen. Das schlechte Gewissen plagte ihn, würde er sie nach der tagelang dauernden Tortur und der Langeweile des Wartens in Ungewissheit über den Ausgang seiner Entscheidung am Ende nicht empfangen. Der Fürst hatte es von jeher abgelehnt, in der Ausübung seiner Pflichten willkürlich zu erscheinen. Aus diesem Grund bestand für die Beharrlichen Hoffnung.
Sapius ärgerte sich, nicht sofort zum Fürsten geführt zu werden. Je näher er dem Ziel gekommen war, den Lesvaraq mit eigenen Augen zu sehen, desto ungeduldiger wurde er. Die Reise auf dem Rücken des Drachen war zwar nicht unbedingt beschwerlich gewesen, aber sie hatte ihn Kraft gekostet. Dabei hatte er den Wachen die Dringlichkeit seines Besuches doch mehr als deutlich gemacht. Dennoch ließen sie ihn warten. Es war nicht so, dass es den Wartenden schlecht erging. Sie wurden mit Speis und Trank verköstigt und in einem dem Palast vorgelagerten Gebäude untergebracht. Immerhin mussten sie die Nacht nicht unter freiem Himmel verbringen oder Anunzen für ein Wirtshaus ausgeben. Der Magier hatte Glück. Er wurde von einem Eiskrieger angesprochen, der ihn offenbar wiedererkannt hatte. Sapius grub in den Tiefen seines Gedächtnisses. Das Gesicht kam ihm ebenfalls bekannt vor.
»Ihr seid der von den Toten auferstandene Magier …« Der Eiskrieger dachte kurz nach. »… Sapius, der eine Flut von über den Fluss setzenden Rachuren fast im Alleingang erledigt hat. Blitze und Eis zuckten aus Eurem Stab, mit dem Ihr die Feinde zahlreich hinweggefegt habt. Ich kann Euch sagen, wir haben schon einiges erlebt und gesehen.«
»Ich fühle mich geehrt!«, sagte Sapius. »Die Eiskrieger haben sich sehr tapfer geschlagen.«
»Schon, aber bei Eurem Auftritt waren wir bass erstaunt und haben uns vor der Gewalt Eurer Magie gehörig in die Rüstungen gemacht.«
»Nun hört aber auf«, lachte Sapius, »genug der Ehre. Ich habe lediglich getan, was in meiner Macht stand, und das war reichlich wenig.«
»O nein. Ihr habt zu unserem Sieg entscheidend beigetragen. Ich habe Euch doch gleich an den Narben, dem steifen Bein und Eurem Buckel wiedererkannt. Ihr seht müde und noch ein wenig hagerer als damals aus. Wie ist es Euch ergangen? Harte und dunkle Zeiten haben uns mit der Dämmerung heimgesucht«, begrüßte Hassard den Magier.
»Ah … ich bin wohlauf, wenn es auch an manchen Tagen nicht den Eindruck erwecken sollte. Der Marsch durch das ewige Eis hat mich angestrengt. Ich erinnere mich an die Eiskrieger in der Schlacht. Euer Name ist Hassard, nicht wahr? Ihr dientet unter Warrhard, wenn ich mich nicht täusche.«
»Das ist richtig. Nachdem Warrhard fiel, habe ich die Führung der Eiskrieger übernommen«, meinte Hassard. »Aber sagt, was führt Euch nach Eisbergen?«
»Ich muss mit dem Fürsten sprechen. Es geht um die Sicherung der Zukunft der Klanlande und unseres Kontinents. Eine Angelegenheit von höchster Wichtigkeit, die wegen der fortschreitenden Dämmerung und der drohenden Folgen keinen Aufschub duldet«, antwortete Sapius.
»Aye, Sapius. Ich habe verstanden. In Eurem Fall werden wir eine Ausnahme machen und Euch direkt zum Fürsten bringen, obwohl wir nur wenig über Eure Herkunft und Vergangenheit wissen. Aber Ihr habt Euch in der Schlacht mehr als hilfreich erwiesen und auf unserer Seite gekämpft. Aus diesem Grund will ich Euch die Befragung und das Warten ersparen. Fürst Corusal Alchovi wird Euch gewiss empfangen.«
»Das ist überaus freundlich von Euch, Hassard. Ich werde das nicht vergessen. Habt Dank!«
Sapius tat es dem Eiskrieger gleich und schlüpfte in ein Paar am Eingang eigens für Gäste bereitgestellte Wollpantoffeln und folgte Hassard durch die Flure des Palastes zu den Gemächern des Fürsten. Er hatte sich den Eispalast wesentlich kleiner vorgestellt, doch dieses Prachtgebäude aus Eis und Schnee war ein riesiges Meisterwerk. Ein Monument klanscher Kreativität und raffinierter Baukunst, die
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