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Kryson 03 - Zeit der Dämmerung

Titel: Kryson 03 - Zeit der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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verloren. Verstehst du?«
    Yilassa hatte Tränen in den Augen, als sie Madhrab sprechen hörte. Der Lordmaster klang so verzweifelt und verbittert, dass sie annehmen musste, sein Herz zerspränge jeden Augenblick von der Last, die ihn drückte. Sie konnte ihm nicht helfen. Der Bewahrer war untröstlich. Ihre Augen trafen die seinen und sie erkannte eine plötzliche Entschlossenheit, die sie unheimlich anmutete.
    »Was habt Ihr vor?«, wagte sie den Lordmaster zu fragen.
    »Etwas, was ich schon vor dreiundzwanzig Sonnenwenden hätte tun sollen«, sagte Madhrab und sprang von seinem Sessel auf. »Gib mir mein Schwert und die Rüstung, Yilassa. Ich werde den Orden verlassen, Elischa suchen und ein Versprechen einlösen.«
    »Elischa? Die Orna ist verschwunden, Madhrab. Vor langer Zeit schon. Die heilige Mutter Hegoria war in großer Sorge, als sie die Nachricht aus Eisbergen erfuhr. Fürst Alchovi ließ sie suchen, bevor er ermordet wurde; die Eiskrieger durchkämmten das ewige Eis und wir schickten Sonnenreiter los, sie zu finden. Doch selbst nachdem die Zeit der Dämmerung endlich vorbei war – das war nicht lange nachdem Ihr in die Grube gegangen seid – und das Licht beider Sonnen Ell wieder erleuchtete, fanden wir keine Spur von ihr. Aber es gibt immerhin Hoffnung. Die heilige Mutter behauptet, Elischa sei nicht zu den Schatten gegangen. Sie habe zwar keine Verbindung zu ihr, aber sie spüre, dass sie lebt.«
    »Dann werde ich sie suchen. Und bei allen Kojos, die mich vor langer Zeit verlassen haben, ich werde sie finden. Ich glaube zu wissen, wo ich zuerst suchen muss. Der Herr der Grube schickte mir einen fürchterlichen Traum. Sollte dieser sich als wahr erweisen, wird es ein blutiges Ende nehmen. Führe mich zu Boijakmar, Yilassa. Ich muss ein letztes Mal mit ihm reden.«
    »Ich bringe Euch zu ihm. Aber ihr solltet vorher wissen, dass er mich für seine Nachfolge bestimmt hat. Ich wäre seit der Gründung des Ordens vor mehr als fünftausend Sonnenwenden die erste Frau, die den Orden der Sonnenreiter und Bewahrer führt«, erklärte Yilassa nicht ohne Stolz, »aber jetzt, da Ihr wieder hier seid, werde ich selbstverständlich auf die Ehre verzichten und Euch den Vortritt lassen. Ihr seid der nächste Overlord, Madhrab. Euch und keinem anderen gebührt dieser Rang.«
    »Nein, Yilassa«, lehnte Madhrab die noble Geste ab, »ich habe schon vor langer Zeit mit dem Orden abgeschlossen. Leider habe ich das viel zu spät erkannt. Ich kann und werde das Angebot nicht annehmen oder mich noch einmal den freiheitsraubenden Regeln unterwerfen, an die ich nicht mehr glauben kann. Mit der Geburt der Lesvaraq hat sich der Sinn des Ordens längst überholt. Das Erbe des Ulljan gibt es nicht mehr, also existiert nichts, was es noch zu bewahren gäbe. Das Beste wäre, du löst die beiden Orden auf oder gründest einen neuen, der sich ausschließlich der Wahrung des Gleichgewichtes und der Gerechtigkeit auf Ell widmet.«
    »Mir scheint, Ihr habt in der Grube tatsächlich den Verstand verloren«, antwortete Yilassa entsetzt, »ich kann die Orden der Sonnenreiter und Orna nicht auflösen. Das steht mir nicht zu.«
    »Dann ändere wenigstens die Regeln und führe den Orden aus der Dunkelheit zu neuem Glanz«, schlug Madhrab vor. »Du hast die Macht dazu. Wer sonst außer dem neuen Overlord könnte dies tun?«
    »Aber ohne Euch ist der Orden nichts«, flehte Yilassa, »wir brauchen Euch und die Erfahrung des Kriegers.«
    »Jeder ist ersetzbar. Ich, du und Boijakmar. Ich werde den Orden noch heute verlassen, wer von den Sonnenreitern und Bewahrern mit mir gehen will, kann dies aus freien Stücken tun«, bot Madhrab an.
    »Gwantharabs Zwillinge werden mit Euch gehen«, meinte Yilassa, »sie sind gute Kämpfer und Kaptane geworden und stehen ihrem Vater in nichts nach. Ihr habt sie bereits an der Grube getroffen und dachtet wahrscheinlich, Ihr hättet Geister gesehen. Sie brennen schon seit Sonnenwenden darauf, sich Euch anzuschließen. Ich konnte sie nur mit Mühe davon abhalten, selbst in die Grube zu steigen und nach Euch zu suchen.«
    »Aye«, nickte Madhrab, »ich danke dir. Dann kann ich wenigstens das Versprechen gegenüber Gwantharab einhalten. Was ist mit Madsick? Wird der Junge mich ebenfalls begleiten?«
    »Nein, das denke ich nicht«, erwiderte Yilassa nachdenklich, »Madsick ist längst erwachsen und hat das Haus des hohen Vaters schon vor einigen Sonnenwenden verlassen, um seiner eigenen Wege zu gehen. Wir wissen nicht,

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