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Kryson 03 - Zeit der Dämmerung

Titel: Kryson 03 - Zeit der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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zugegeben hätte. Er hatte keine andere Wahl, wenn er dem Schrecken ein Ende setzen wollte. Vielleicht sah Madhrab eine Möglichkeit, die Bewahrer und Sonnenreiter wieder zu einen und zu sammeln, wenn er sich ihnen zeigte. Gemeinsam könnten sie stark genug sein, sich den Dienern des dunklen Hirten zu widersetzen und gegen ihn selbst zu bestehen. Doch das war ein langer und harter Weg für Elischa, den sie aus freien Stücken mit Madhrab gehen musste, ohne ihn mit ihren Sorgen und Nöten zu belasten, wenn sie eine gemeinsame Zukunft haben wollten. Ihre Aufgabe war es, in der Obhut des Fürstenhauses Alchovi auf Tomal zu achten und ihn notfalls mit ihrem Leben zu schützen, während Madhrab alles versuchte, um die ihr Leben gefährdenden Umstände wieder ins richtige Lot zu rücken.
    Unter den wachsamen Augen seiner Amme Elischa und der Adoptivmutter Alvara entwickelte sich Tomal prächtig. Er wuchs und lernte viel schneller als andere Kinder. Nach wenigen Wochen stand er bereits und nach zwei Monden machte er die ersten Schritte auf Elischa zu. Mitunter waren ihnen die raschen Fortschritte des Kindes unheimlich. Sie staunten und mussten sich immer wieder ermahnen, nicht euphorisch zu werden. Der Junge war ein Lesvaraq und als solcher außergewöhnlich. Die ersten verständlichen Worte sprudelten aus ihm heraus, als wäre es eine Selbstverständlichkeit für einen Säugling. Doch an manchen Tagen überforderte er Elischa und insbesondere Alvara mit seinen Fähigkeiten, die oft überraschend und ohne Vorwarnung auftraten und sich danach stetig verbesserten. Er verstand offensichtlich jedes Wort, und an manchen Tagen ertappte Elischa Tomal dabei, dass er versuchte in ihren und Alvaras Gedanken zu lesen. Wie oft sie seine Versuche allerdings nicht bemerkt hatte und ihm ein Eindringen in die Köpfe anderer gelungen war, wusste sie nicht. Womöglich wollte sie es gar nicht wissen. Ihr war bewusst, dass Tomal bald einen Lehrer brauchte, der ihm alles Notwendige beibringen konnte. Einen Teil konnten sie und Madhrab sicher selbst beitragen. Doch wenn es um die Grenzen der Magie und darüber hinaus ging, waren weder Elischa noch Madhrab in der Lage, den Lesvaraq zu leiten und zu beschützen.
    »Geh …«, seufzte Elischa schließlich, während sie Madhrab umarmte und mit Küssen überhäufte, »… und bring in Ordnung, was andere zerstört haben. Kämpfe um unsere Zukunft und unser Glück. Beende zum Guten, was andere im Schlechten angefangen haben. Aber versprich mir eines! Komm zu mir und deinem Sohn zurück, sobald du erreicht hast, was du wolltest.«
    »Aye, das verspreche ich«, antwortete Madhrab mit dem gescheiterten Versuch eines Lächelns, »ich werde noch ein paar Tage im ewigen Eis mit den Eiskriegern verbringen, um ihnen die letzten Prüfungen abzunehmen. Danach breche ich zum Haus des hohen Vaters auf. Baylhard bot mir an, mich auf dem schnellsten Wege über das Ostmeer an die Nordküste zu bringen. Allerdings müsste ich mich dann durch das Land der Bluttrinker schlagen, und er stünde dem Fürsten in der Zeit seiner Abwesenheit nicht als Leibwächter zur Seite. Ich werde deshalb über den Choquai zurückgehen und meine Familie auf dem Rückweg in Kalayan besuchen. Sie werden sich gewiss über Nachrichten von dir und Tomal freuen. Du wirst sehen, noch vor dem nächsten Winter bin ich zurück. Alles wird gut.«
    Elischa und Madhrab verabschiedeten sich mit einer innigen Umarmung voneinander. Es fiel ihnen schwer, loszulassen, denn beide hatten das Gefühl, dass sie sich für eine lange Zeit nicht wiedersehen würden.
    *
    Nach Umwegen endlich an den Toren des Palastes angelangt, fand Chromlion diese zu seinem Verdruss verschlossen vor. Die beiden vor den Toren postierten Stadtwachen, die ihm den Zutritt in das Innere des Palastes verweigerten, kamen ihm gerade recht, um seine angestaute Wut an ihnen auszulassen. Nicht nach passenden Worten suchend oder gar um Einlass bettelnd, löste der Lordmaster das Problem, indem er seinen Männern durch ein Zeichen befahl, die Wachen zu töten und die Tore mit Gewalt aufzubrechen. Als die Sonnenreiter mit der Ausführung des Befehls zögerten, schritt Chromlion verärgert selbst zur Tat und erschlug die von dem brutalen Angriff überraschten Wachen mit seiner Axt.
    Die Bluttat blieb jedoch nicht unbemerkt. Der Todesschrei eines der beiden Wachposten alarmierte die Dienerschaft und die innerhalb des Palastes wachhabenden Eiskrieger, die sich eiligen Schrittes zum Palasteingang

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