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Kryson 03 - Zeit der Dämmerung

Titel: Kryson 03 - Zeit der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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begaben und die Eindringlinge mit gezogenen Waffen erwarteten. Als die Tore zwar unter den Schlägen des Bewahrers nicht nachgaben, wohl aber plötzlich von innen geöffnet wurden, fand sich Lordmaster Chromlion einer Übermacht von Eiskriegern gegenüber, die ihn und die Sonnenreiter mit grimmigen und zu allem entschlossenen Gesichtern ansahen. Fürst Alchovi war sowohl über die Ankunft der Bewahrer und Sonnenreiter als auch deren ungebührliches Verhalten benachrichtigt worden und traf nur wenig später erbost in Begleitung des Eiskriegers Baylhard und eines rot gewandeten Praisters an den Palasttoren ein. Die versammelten Wachen und Eiskrieger bildeten eine Gasse und ließen den Fürsten mit seinem Leibwächter und dem Praister passieren.
    »Was geht hier vor?«, verlangte Corusal von Chromlion eine Erklärung.
    Der Fürst klang zornig und war mit erhobenem Schwert erschienen. Niemand hatte es je zuvor in seiner Stadt und vor den Toren des Eispalastes gewagt, das Schwert gegen einen seiner Männer zu erheben oder sich gewaltsam Zutritt zum Palast zu verschaffen. Eine Antwort ungeduldig abwartend wechselte Corusal das Schwert des Nordens von einer Hand in die andere, jederzeit bereit zuzustoßen. Überall in den Klanlanden war bekannt, dass der Fürst die beste Waffenausbildung genossen hatte und – gleichgültig mit welcher Hand – meisterlich mit dem Schwert umgehen konnte. Iskrascheer verlieh ihm ein mächtiges und gefährliches Aussehen. Mehr als der Fürst dies mit seinem Schwert vermochte, wurde Chromlion jedoch von der Erscheinung des neben Corusal stehenden Hünen beeindruckt. Ein wilder Eiskrieger, dessen wachsamem Auge nichts entging, und der sich jederzeit schützend vor den Fürsten stellte, sobald Chromlion einen Angriff wagte. Der Lordmaster war sich in seiner Einschätzung nicht sicher, ob der Leibwächter des Fürsten nur besonders verwegen aussah oder ob er tatsächlich in der Lage war, einen Bewahrer aufzuhalten.
    »Ich frage Euch ein letztes Mal, erklärt Euch …« Der Fürst verstummte und dachte für einen Moment angestrengt nach, als er dem Bewahrer direkt in die Augen sah. Er kannte das Gesicht offenbar, konnte es aber nicht sofort zuordnen und fuhr daher nur zögernd fort. »… Ihr seid …wartet … verwandt mit … Fürst Fallwas. Welcher Fallwas seid Ihr und was wollt Ihr?«
    »Chromlion, Lordmaster der Bewahrer«, stellte sich Chromlion kalt lächelnd vor. »Ich gehe wohl recht in der Annahme, dass Ihr der Fürst dieses Hauses seid. Alchovi, nicht wahr?«
    »Für Euch Fürst Alchovi oder mein Herr, wenn es nicht zu viel verlangt ist, die Gepflogenheiten des Hauses und die einfachsten Regeln des Anstandes einzuhalten. Ihr tötet meine Wachen und beschädigt das Tor des Palastes. Selbst wenn Ihr der Sohn eines Fürsten seid, werte ich Euer Eindringen als feindlichen Akt, für den Ihr Euch zu verantworten habt.«
    »Langsam, werter Fürst«, sagte Chromlion, »ich bin gekommen, einen Verurteilten zu fassen und zurückzubringen, damit das Urteil an ihm vollstreckt werden kann. Das Urteil verleiht mir das Recht, notfalls mit Gewalt vorzugehen, wenn der begründete Verdacht besteht, dass dem Verurteilten Unterschlupf gewährt wird und wir in der Verfolgung gestört werden. Es besteht die Gefahr, dass der Verbrecher entkommt. Ich hege diesen Verdacht schon seit geraumer Zeit, wurde aber durch den Winter aufgehalten. Zu Euren Gunsten nehme ich wohlwollend an, dass Ihr das Urteil noch nicht kanntet, sonst würdet Ihr gewiss nicht versuchen, mich und die Sonnenreiter abzufangen. Aber Ihr kennt die Regeln. Hier, seht Euch die Schriftrolle und das Siegel an. Der Verbrecher wurde von einem Gericht der Bewahrer, dessen Vorsitz der hohe Vater höchstselbst führte, für seine schändlichen Taten verurteilt. Er floh unmittelbar nach dem Urteil und entzog sich so der Vollstreckung. Ihr seid wie jeder Klan an das Urteil der Bewahrer gebunden. Hindert Ihr uns an der Erfüllung unserer Aufgabe, macht Ihr Euch schuldig und seid nicht besser als der Verbrecher selbst.«
    Chromlion reichte dem Fürsten eine Schriftrolle aus Leder, die Baylhard für den Fürsten entgegennahm und an diesen weitergab. Der Fürst las das Urteil der Bewahrer aufmerksam durch und blickte zwischendurch immer wieder hoch, um das Gesicht des Fürstensohnes und dessen Regungen zu ergründen. Zum Schluss studierte er das unter dem Urteilsspruch prangende Siegel eingehend und reichte das Schriftstück schließlich mit einem Seufzer

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