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Kryson 04 - Das verlorene Volk

Titel: Kryson 04 - Das verlorene Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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bringen unsere neuen Waffen in Stellung und warten, bis wir genügend Kräfte gebündelt haben. Dann schlagen wir zurück. Erobern das Land der Rachuren, nehmen Krawahta ein, plündern und zerstören ihre Hauptstadt und zerschlagen ihre Brutstätten. Kein Rachure wird dieses Gemetzel überleben.«
    »Große Worte. Und bis es so weit ist, müssen wir leider tatenlos zusehen, wie sie unsere Frauen entführen, selbst vor der Tötung unserer Kinder nicht zurückschrecken und unser Zuhause niederbrennen. Kein Stein bleibt auf dem anderen, wenn sie mit uns fertig sind«, schüttelte Ayadaz verständnislos den Kopf.
    »Versucht das zu verstehen, Ayadaz«, meinte Renlasol, »wir würden sofort nach Habladaz marschieren, wenn es denn nur eine geringe Aussicht auf Hoffnung gäbe. Aber wir dürfen keinesfalls riskieren, zu früh auf die Hauptstreitmacht der Rachuren zu treffen. Die Klanlande würden untergehen. Nur gemeinsam und bestens vorbereitet können wir dieser Gefahr standhalten. Es ist schmerzhaft und es wird noch viel schlimmer werden. Wir werden viele unschuldige Opfer beklagen müssen. Das wissen wir, und dennoch wäre jede andere Entscheidung falsch. Glaubt nicht, dass uns das Abwarten angesichts der zu erwartenden Verluste leichtfällt. Das wird für uns alle eine bittere Erfahrung. Ich bin fürwahr froh, dass Jafdabh die Verantwortung dafür übernimmt.«
    Betretenes Schweigen kehrte in der Halle des Regenten ein. Jeder der anwesenden Fürsten oder deren Vertreter hing seinen eigenen trüben Gedanken nach. Jafdabh hatte ihre Forderungen abgelehnt und ihnen stattdessen seine unliebsame Entscheidung mitgeteilt.
    Eine einsame Entscheidung, die lediglich von seinen Beratern Renlasol und Drolatol gestützt wurde. Die Fürsten hatten an Macht und Einfluss eingebüßt; der Regent war stärker, als sie angenommen hatten. Keines der traditionellen Fürstenhäuser war damit glücklich, bedeutete es im Zweifel doch ihr Ende. Die Rachuren würden ungehindert durch Dörfer und Städte wüten. Die einzig wirksame Maßnahme dagegen war, dass die Klan in den bedrohten Gebieten im Zuge der Rekrutierung von Anwerbern, Marktschreiern und durch Wandanschläge zum Verlassen ihrer Häuser aufgefordert wurden. Sie sollten mit Hab und Gut hinter die befestigten Verteidigungslinien Jafdabhs fliehen. Vorausgesetzt, sie würden die Linien durchbrechen und sich mit ihren Familien vorerst in Sicherheit bringen können, wurde ihrem Leben nur ein Aufschub vor der endgültig drohenden Vernichtung gewährt. Vor den Toren von Tut-El-Baya bis zur ehemaligen Feste der Fallwas wurden Lager für sie vorbereitet, in denen sie vorerst bleiben konnten und mit dem Notwendigsten zum Überleben versorgt wurden.
    Ihre Zukunft war ungewiss, erneut mussten sie alles aufgeben, um ohnmächtig vor dem Ansturm der Rachuren zu fliehen.

Die singenden Gräber von Gafassa
    I m Südgebirge wechselte das Wetter rasch. Während die Sonnen Krysons die bräunlich grau schimmernden Felswände gerade eben noch in ein orange Licht getaucht und das Gefühl von Wärme und Sicherheit vermittelt hatten, brauten sich nur wenige Sardas später dunkle Gewitterwolken über den schneebedeckten Gipfeln zusammen und warfen ihre wilden Schatten auf die Felswände. Der Anblick veränderte sich. Gefährlich und schroff wirkten die Berge. Als wären sie gefräßige Riesen, die mit den Augen rollten und jeden verschlingen wollten, der es wagen sollte, ihnen zu nahe zu kommen.
    In der Höhe, weit über den Dächern der Stadt Gafassa, hatten sich Prinz Vargnar und der Felsenfreund Goncha auf einem Felsvorsprung niedergelassen und betrachteten das Naturschauspiel mit einer Gelassenheit, die nur jemand aufbringen konnte, der sich mit den Steinen und den Gewalten eines Gewitters im Gebirge eng verbunden fühlte.
    »Ein Sturm zieht auf«, stellte Goncha lapidar fest.
    »Was du nicht sagst«, konterte Vargnar trocken.
    »Ich wollte Euch nur darauf aufmerksam machen, dass wir gleich nass werden und uns der Wind von den Felsen fegen wird.«
    »Seit wann bist du wasserscheu?«
    »Im Gegensatz zu Euch trage ich einen Pelz, mein Herr. Der Regen wird ihn schwer machen und mich bestimmt in die Tiefe reißen. Außerdem friere ich, wenn ich bis auf die Haut nass werde.«
    Vargnar lachte laut auf. Das Echo seiner Stimme löste eine Steinlawine aus, die mit Getöse in die Tiefe polterte.
    »Du wirst langsam alt, mein Freund«, frotzelte Vargnar, »was ich unschwer an deinem grauen Pelz erkennen kann, undzu

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