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Kryson 05 - Das Buch der Macht

Kryson 05 - Das Buch der Macht

Titel: Kryson 05 - Das Buch der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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die Ordenshäuser zu schließen und die Orden aufzulösen. Die Sonnenreiter und Orna hätten sich selbst überlebt. Die Lesvaraq seien zurück und hätten das Erbe Ulljans angetreten, womit die vornehmste Aufgabe der Orden – die Bewahrung von Ulljans Erbe – weggefallen sei. Damit seien die Orden überflüssig geworden.
    Die Nachricht von der Berufung Madhrabs zum Regenten hatte die heilige Mutter überrascht. Obwohl sie sich für ihn sehr gefreut hatte, war sie auch in Sorge um sein Wohlergehen. Sie fragte sich, ob sein zerrüttetes Verhältnis mit den Bewahrern und der vor Sonnenwenden erfolgte Bruch zwischen ihm und seinem Ordenshaus den Orden schaden könnte. Der Regent war durchaus in der Lage, die Orden zu schließen. Madhrab würde nicht zögern, dem bösen Treiben ein Ende zu machen, sobald er von den Missverhältnissen erfuhr und um seinen eigenen Ruf fürchten musste. Er würde sofort handeln.
    Elischa musste dringend etwas unternehmen, wollte sie das Fortbestehen des Ordens sichern. Aber sie konnte nicht ohne die Unterstützung des hohen Vaters handeln. Solange Yilassa keine Einsicht zeigte, würden die Orden weiterhin an Bedeutung verlieren, bis sie schließlich vergessen wären.
    Die heilige Mutter hatte sich Tarratar ganz anders vorgestellt.Sie hatte einen Mann erwartet, dessen Bedeutsamkeit für jeden sofort erkennbar wäre. Stattdessen stand ein kleinwüchsiger, unscheinbarer Mann in eigenartig bunter Kleidung mit einer mit Glöckchen bestückten Flickenkappe auf dem Kopf vor ihr und grinste sie hinter einem roten Bart und unter buschigen Augenbrauen hervor an. Seine hellwachen Augen funkelten listig. Er bewegte leicht den Kopf. Die Glöckchen an seiner Kappe klingelten melodisch.
    Der Besucher wartete nicht, bis er von Elischa zum Reden aufgefordert wurde. Er plapperte einfach darauflos, als würden sie sich schon seit ewigen Zeiten kennen.
    »Mein Name ist Tarratar. Ich erbiete Euch meinen Gruß, heilige Mutter!«, stelle sich Tarratar vor. »Es ist mir eine große Ehre, dass Ihr mich in Eurem Haus empfangt. Die Ordenstracht der heiligen Mutter unterstreicht Eure umwerfende Schönheit, wenn ich mir diese Bemerkung erlauben darf.«
    »Ihr versucht einer Orna auf diese Weise zu schmeicheln?«, antwortete Elischa. »Das weiß ich zu schätzen, wenngleich wir Ordensschwestern auf derlei Äußerlichkeiten keinen besonderen Wert legen sollten. Ich bin alt und wehleidig geworden. Die Knochen und Gelenke schmerzen. Meine Finger und mein Rücken sind krumm. Mein Gesicht und mein Körper werden durch Narben entstellt. Ich muss mich beim Gehen auf einen Stab stützen, damit ich nicht das Gleichgewicht verliere und stürze, weil mich meine Beine nicht mehr vernünftig tragen wollen.«
    »Hoi, hoi, hoi … das Leben hat Euch gezeichnet, heilige Mutter«, gab Tarratar zum Besten, »aber das ändert rein gar nichts an eurer Schönheit und Stärke. Sie leuchten von innen heraus und blenden jeden Betrachter.«
    »Hört auf, Tarratar«, sagte Elischa, »sonst wird es mir zu viel des Guten. Ich bin nicht eitel und brauche derlei Komplimente nicht. Also überspringen wir diesen Teil. Ich heißeEuch im Haus der heiligen Mutter willkommen. Was führt Euch zu mir?«
    »In Ordnung«, lächelte Tarratar unverschämt, »… ich wollte nur höflich sein. Ich kam zu Euch, weil Ihr etwas in Eurem Besitz habt, das ich herausfordern muss.«
    »Wir kennen uns nicht und sind uns nie begegnet, soweit ich mich erinnere«, antwortete Elischa grübelnd. »Ich besitze nichts außer einigen wenigen Habseligkeiten, die Euch wohl kaum interessieren dürften. Was also könnte ich Euch geben?«
    »Hoi, hoi, hoi … ich will gewiss nichts von Euren persönlichen Dingen«, antwortete Tarratar, »Ihr seid die heilige Mutter und ich bin ein Wächter des Buches, falls Euch das etwas sagt.«
    »Ulljans Buch? Ein Teil seines Erbes?«
    »Das Buch der Macht, dessen wahren Namen wir nicht aussprechen wollen«, korrigierte Tarratar die heilige Mutter, »es ist nicht Ulljans Buch. War es nie! Er hatte es nur zuletzt in seinem Besitz und vor seinem Tod gut versteckt. Aber darauf kommt es nicht an. Wir reden in der Tat von diesem Buch.«
    »Ich habe das Buch nie gesehen und weiß nur sehr wenig darüber«, meinte Elischa, »es wurde am Rande in einigen Schriften erwähnt.«
    »Natürlich habt Ihr es nicht gesehen«, antwortete Tarratar, »Ulljan hielt es verborgen. Außer den Wächtern des Buches bekam es nach seinem Tod niemand mehr in die Finger. Das

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