Kryson 05 - Das Buch der Macht
Rachure drehte sich schnell und schlug Baylhard mit dem Schwertknauf kräftig auf den Kopf. Dem Eiskrieger dröhnte der Schädel. Auf Ellbogen und Knien rutschend versuchte sich Baylhard wieder aufzurichten und dem Rachurengeneral zu entkommen. Er sah jedoch nur noch verschwommen. Grimmgour stand über ihm und stellte einen Fuß auf seinen Rücken, sodass er Baylhard wieder zu Boden drückte. Die Schwertspitze des Rachurengenerals zielte auf den Nacken des Eiskriegers.
»Baian hall korrada«, murmelte Baylhard leise zu sich selbst und schloss mit seinem Leben ab. Da hörte er plötzlich die Stimme seines alten Freundes.
»Lass ihn in Ruhe, Bastard. Du willst nur mich, nicht ihn«,rief Madhrab. »Ich bin gekommen, mich deiner Rache zu stellen. Bringen wir es zu Ende.«
»Madhrab …«, schnaubte Grimmgour, »auf dich habe ich gewartet. Endlich.«
Grimmgour versetzte Baylhard einen kräftigen Tritt in den Rücken und einen weiteren auf den Kopf. Der Eiskrieger verlor das Bewusstsein.
»Ich hätte dich schon in der Schlacht am Rayhin töten sollen«, sagte Madhrab ungerührt.
»Ja, das hättest du wohl«, antwortete Grimmgour, »ich hatte dich darum gebeten. Aber du … du wolltest mich leiden sehen.«
»Das hattest du verdient und du verdienst es noch.«
»Wer sagt das? Du wagst es, ein Urteil über mich abzugeben? Ich befehlige Armeen, so wie du. Wir sind uns ähnlich, du und ich. Bin ich in deinen Augen weniger wert, weil ich ein Rachure bin? Ich hätte dich getötet, wenn ich unseren Kampf gewonnen hätte.«
»Zuvor geschändet und gebraten am Spieß vielleicht«, bemerkte Madhrab schnippisch.
»O ja, diese Ehre hätte ich dir zu gerne gewährt«, meinte Grimmgour, obwohl mir eure Frauen lieber sind als die Männer. Aber in einer Schlacht bin ich nicht wählerisch und was noch nicht war, können wir nachholen. Bück dich, du Narr!«
Grimmgour rieb sich verwundert die Augen, als er sah, was Madhrab tat. Das hatte er gewiss nicht erwartet. Hatte Madhrab den Verstand verloren? Der Regent drehte sich vor seinem Todfeind um und wandte ihm den Rücken zu. Er ließ die Hosen herunter und bückte sich. Der Rachurengeneral lachte schallend, als ihm Madhrab sein entblößtes Hinterteil entgegenstreckte.
»Ha … alter Mann, du warst auch schon mal besser in Form. Narr! Aber wenn das so ist«, lachte Grimmgour, »dann besorg ich’s dir doch gleich hier.«
Er richtete seinen Dorn mit einer Hand aus und rannte los.Madhrab beobachtete den Rachuren durch die Beine, richtete sich auf, als der Rachurengeneral beinahe heran war, und drehte sich mit Schwung. Solatar sang in Vorfreude.
Grimmgour blieb – wie von einer unsichtbaren Wand plötzlich aufgehalten – stehen und fasste sich gurgelnd an den Hals. Seine Augen waren weit aufgerissen und traten aus den Höhlen. Aus seinem Mund lief ein Blutschwall.
Das Schwert glitt dem Rachuren aus der Hand. Grimmgour fiel auf die Knie. Madhrab zog sich die Hosen wieder hoch und schnürte sie in aller Ruhe zu. Nachdem er an den Rachuren herangetreten war, schlug er ihm mit der flachen Hand gegen die Stirn.
Grimmgours Kopf löste sich vom Hals und fiel herab. Der Leib sackte nach vorne und aus dem Hals des Rachuren schoss im Rhythmus seines sterbenden Herzens Blut. Der Regent spuckte neben dem Leichnam seines Gegners aus und sagte:
»Gute Reise zu den Schatten, Schänder! Die Flammen der Pein warten auf dich.«
Madhrab kniete neben Baylhard nieder und untersuchte seinen Freund nach einem Lebenszeichen. Erleichtert stellte der Regent fest, dass der Eiskrieger noch am Leben war.
Den Kopf des Rachurengenerals am Haarschopf hochhaltend, zeigte der Regent seine Trophäe in alle Richtungen, während er mehrmals hintereinander laut rief:
»Grimmgour ist gefallen! Der Schänder ist tot!«
Einige Eiskrieger in der Nähe jubelten dem Regenten zu. Rachuren- und Chimärenkrieger wandten sich beim Anblick ihres getöteten Anführers panisch zur Flucht.
Baylhard öffnete die Augen, fasste sich an den Kopf und stöhnte. Er verzog sein Gesicht zu einer Grimasse. Der Eiskrieger hatte fürchterliche Kopfschmerzen. Sein Erstaunen war umso größer, als er Madhrab mit Grimmgours Kopf in der Hand erblickte, wähnte er sich doch bereits im Reichder Schatten. Aber er befand sich auf Ell, mitten auf dem Schlachtfeld. Sie waren gegen die Rachuren angetreten und hatten deren Vormarsch vorerst aufgehalten.
»Ich lebe noch«, Baylhards Stimme klang verwundert.
»Und nur mit sehr viel Glück, mein
Weitere Kostenlose Bücher