Kryson 05 - Das Buch der Macht
ging Tarratar mit den anderen Wächtern des Buches voraus und geleitete Renlasol zurück zu den Streitern.
Dank Baijostos Jagdinstinkt und der ausgezeichneten Spürnase des Naikijägers hatten die Streiter Rodso schnell ausfindig gemacht. Der Felsenfreund hatte schmollend in einem der Gänge gesessen und sich den überaus klugen Kopf über sein Verhältnis zu Vargnar zerbrochen. Zum Glück war er vernünftig genug, nicht nachtragend zu sein, schluckte seine aufkeimende Eifersucht hinunter und nahm die Entschuldigung des Felsenprinzen an. Vargnar war erleichtert und schwor, einen solchen Fehler zeit seines Lebens nie wieder zu machen. Rodso war zu wichtig für ihn, und der Felsgeborene hatte sich schneller an die Pelzechse gewöhnt, als er anfangs angenommen hatte. Vielleicht war diese Erfahrung gut für sie beide gewesen und sie schafften dadurch gemeinsam eine engere Bindung, die mit der Zeit in eine unzertrennliche Freundschaft ähnlich der mit Goncha münden konnte.
Die Nachricht über das verschwundene Buch der Macht löste von tiefer Enttäuschung, über Hysterie, Verärgerung bis hin zu allgemeiner Belustigung und Erleichterung die unterschiedlichsten Reaktionen unter den Streitern aus. Dennoch blieben bei so manchem Streiter Zweifel über den korrekten Verlauf der Prüfungen. Die Gefährten machten sich Gedanken darüber, ob der Narr tatsächlich die Wahrheit gesprochen hatte oder ihnen etwas Wichtiges verheimlichte.
Misstrauische Blicke wanderten zu der verschlossenen Kiste in Renlasols Händen. Hatte der Fürst das Buch der Macht etwa doch gefunden? Die Streiter trauten Renlasol nicht. Auch Sapius wurde das Gefühl nicht los, der Fürst verberge etwas vor ihnen.
Trotz alledem ließ sich vorerst keiner von ihnen etwas anmerken. Tarratar klärte sie über die brisante Lage in den Klanlanden auf und führte sie endlich zur Plattform.
Obwohl sie froh waren, die Grube verlassen zu dürfen, grämten sich einige Streiter darüber, dies mit leeren Händen tun zu müssen. Keiner der ersten sechs Streiter hatte einen solchen Ausgang der Suche erwartet. Sie hatten fest mit einem Erfolg gerechnet und konnten sich nun schwerlich damit abfinden, gescheitert zu sein und ihre Zeit und Kraft für eine sinnlose Suche verschwendet zu haben.
Am Rand der Grube im Verlies des hohen Vaters angekommen trennten sich die Wege der Streiter alsbald. Renlasol verabschiedete sich schnell und wortlos aus der Gruppe, als könnte er es nicht abwarten, die Streiter zu verlassen. Sapius glaubte allerdings zu wissen, wohin es den Fürsten trieb. Renlasol wollte Yilassa sehen, mit der ihn seit langer Zeit ein gemeinsames Schicksal verband.
»Wir sollten den bluttrinkenden Fürsten nicht aus den Augen verlieren«, gab Vargnar zu bedenken.
»Wollt Ihr ihn verfolgen?«, fragte Sapius.
»Wenn es sein muss, werde ich das tun«, antwortete der Felsenprinz, »obwohl ich es nach all den Abenteuern vorziehen würde, zu meinem Volk zurückzukehren und mich umgeben von Felsgestein einige Sonnenwenden lang auszuruhen und den Steinen zu lauschen. Aber wenn Ihr mich fragt … Renlasol spielt ein falsches Spiel. Und ich kann Bluttrinker nicht ausstehen. Das sind widerliche Kreaturen. Boshaft, gierig und grausam. Sollte er das Buch besitzen, dann können wir nur auf die Gnade der Kojos hoffen. Ja, ich werde ihn beobachten und seinen Spuren folgen.«
»Ihr übertreibt, Vargnar«, meinte Sapius, »die Bluttrinker sind nicht die Monster, für die wir sie halten mögen. Sie tragen zwar einen Fluch in sich, aber solange es sich nicht um dieniedersten Kriecher unter ihnen handelt, sind sie durchaus bei Verstand. Wir sollten sie nicht von vornherein verdammen.«
»Verdammen? Ich will sie nicht verdammen«, knurrte Vargnar. »Ich will sie vernichten.«
»Beobachtet ihn meinetwegen. Schreitet ein, sollte es gefährlich werden. Aber lasst ihn gewähren. Er besitzt keinen schlechten Geist. Ihr habt von den Bluttrinkern am wenigsten von uns allen zu befürchten, Prinz Vargnar«, sagte Sapius, der das schlechte Gewissen fühlte, weil Renlasols Fluch auch seine Schuld war. »Vielleicht sollten wir die Gelegenheit nutzen und uns mit ihnen gut stellen. Die Gefahr für das Gleichgewicht droht uns von ganz anderer Stelle.«
»Ihr sprecht von den magischen Brüdern, nicht wahr?«, wollte Vargnar wissen.
Sapius schwieg. Womöglich lag Vargnar richtig und sie sollten ihr Augenmerk auf die Saijkalrae richten. Der Magier hatte jedoch von den Lesvaraq und insbesondere
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