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Kryson 06 - Tag und Nacht

Kryson 06 - Tag und Nacht

Titel: Kryson 06 - Tag und Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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Kallya kümmern. Habt Ihr das zu meiner Zufriedenheit erledigt, werde ich mein Versprechen erfüllen«
, hatte er Blyss sein Versprechen gegeben.
    Was hatte er nur getan? Er hatte Blyss beauftragt, Kallya zu töten, und dem verrückten Geist dafür die Freiheit versprochen.
    »Wie dumm von mir«
, dachte Tomal,
»wie konnte ich das nur vergessen?
Ich wollte Kallya loswerden. Das habe ich nun davon. Einen gedungenen Mörder, der nicht von seinem Auftrag abzubringen ist. Der Preis, den ich ihm versprach, ist zu wertvoll für ihn. Ich kann ihm nichts anderes anbieten.«
    »Sie ist hier, nicht wahr?«, fragte Blyss.
    »Wer ist hier, von wem sprecht Ihr?«, stellte sich Tomal unwissend.
    »Kallya, Herr«, antwortete Blyss, »ich kann sie riechen. Sie ist ganz in der Nähe. Bald werde ich frei sein.«
    »Blyss. Hört mir zu!«, sagte Tomal. »Ihr dürft sie nicht töten. Ich habe mich geirrt und brauche Kallya.«
    »Das geht nicht, Herr!«, empörte sich Blyss. »Ihr habt es mir versprochen. Ich muss sie töten, um frei zu sein. Ich werde verrückt ohne einen anderen Geist und Körper. Fast schon zu lange verfolge ich Euch in einem Zustand, der nicht gut für mich ist.«
    »Ich ziehe den Auftrag zurück«, meinte Tomal.
    »Nein, Herr«, widersprach das Gefäß, »das dürft Ihr nicht. Es ist ein Auftrag des Blutes, an den mein persönliches Schicksal geknüpft ist. Ihr selbst habt ihn mir erteilt. Ihr könnt Ihn nicht zurücknehmen.«
    »Lasst ab von ihr«, bat Tomal, »ich schenke Euch auch so die Freiheit.«
    »Ihr wisst, dass das nicht möglich ist«, antwortete Blyss, »das Blutopfer muss vollbracht werden, damit ich mich von Euren Ketten befreien kann und fortan nicht mehr an einen anderen Geist und Körper gebunden bin. Ich muss es tun.«
    »Das werde ich nicht zulassen, Blyss«, drohte Tomal.
    »Das ist eigenartig und ungerecht, aber ich wusste, Ihr würdet mich täuschen und das Versprechen nicht halten. Ich wäre auf ewig an Euch gebunden«, beschwerte sich das Gefäß.
    »Ich warne Euch, Blyss. Kommt ihr Kallya auch nur einen Schritt zu nahe, schicke ich Euch ins Verderben.«
    »Ja, droht mir nur, Lesvaraq«, entgegnete Blyss, »ich bin stärker, als Ihr denkt. Ihr habt mich nur mit Glück an Euch binden können.«
    Was hatte das Gefäß vor? Wollte er den Lesvaraq angreifen? Das war unmöglich, solange das Wesen an Tomal gebunden war und ihm gehorchen musste. Blyss war ein Sklave. Allerdings ein äußerst gefährlicher und unberechenbarer Diener.
    »Es gibt einen Weg«, meinte Blyss.
    »Ach ja?«, erwiderte Tomal. »Ich bin gespannt. Wollt Ihr mich etwa töten?«
    »O nein«, antwortete das Gefäß, »das vermag ich nicht. Für wie vermessen haltet Ihr mich? Ich bin weder dumm noch dreist. Aber wir können eins werden. Ihr und ich. Tomal und Blyss, so wie Tag und Nacht. Ich spüre, dass Ihr die Dunkelheit verloren habt. Das ist höchst bedauerlich, denn sie machte Euch stark und unbesiegbar. Ich kann Euch etwas von dem Verlorenen zurückgeben. Nicht alles, aber einen Teil der Nacht. Nicht so viel, wie Ihr bereits in Euch hattet. Aber immerhin genug, um Euch über den Verlust hinwegzutrösten und den Schmerz zu lindern, der Euch langsam in den Wahnsinn treibt.«
    »Ihr wollt ein Teil von mir werden? Mein zweites Ich?«, fragte Tomal überrascht.
    »Ja, es hilft mir zu überleben und Euch, den Wahnsinn abzuwenden. Ich werde dadurch zwar nicht frei, aber es wäre eine Lösung unseres Konflikts, aus der wir beide einen Vorteil ziehen. Glaubt mir, es gibt kein dunkleres oder boshafteres Wesen als mich.«
    »Aber die Dunkelheit ist nicht gleichzusetzen mit dem Bösen. Das solltet Ihr doch wissen, Blyss.«
    »Das weiß ich wohl«, erwiderte Blyss, »aber das Böse ist ein Teil der Dunkelheit. Ein Stück der Nacht, das Euch fehlt. Etwas anderes kann ich Euch nicht anbieten. Ich schenke es Euch, wenn Ihr Euren Geist für mich öffnet und mich aufnehmt.«
    »Das ist verrückt.«
    »Nicht verrückter, als Ihr bald sein werdet«, meinte Blyss. »Fühlt Ihr denn nicht, dass Ihr einen Ausgleich zu Eurem Tag braucht, um Euer inneres Gleichgewicht und den Frieden wiederzufinden?«
    »Natürlich! In jeder verdammten Sardas bedauere ich meinen Entschluss, gegen Madhrab anzutreten und einen Teil von mir selbst von ihm töten zu lassen.«
    »Ihr wähltet den falschen Zeitpunkt, Tomal«, sagte Blyss, »Ihr hättet fühlen können, dass das Gleichgewicht zugunsten der Dunkelheit verschoben war, als Ihr den Kampf mit Eurem Vater

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