Kubu und der Tote in der Wueste
Mal mit einem Minibus fuhr, vertiefte sich ins Gebet.
Onkels Fahrer entdeckte den Kunden, fuhr von der Überholspur aus quer über die Straße, knapp vor einem anderen Fahrzeug, ignorierte die darauf folgenden Beschimpfungen und hielt abrupt neben dem Mann. Er schaltete den Warnblinker ein, um die unglücklichen Autofahrer hinter sich zu informieren, dass er einen Moment dort halten würde. Sie hatten die Möglichkeit, entweder zuwarten, bis er weiterfuhr, oder sich in die stark befahrene Überholspur einzufädeln. Sie wussten, dass Hupen reine Zeitverschwendung gewesen wäre.
Mehrere Studenten drängten hinaus, immer noch schwatzend und lachend, vermieden es aber sorgfältig, den gut gekleideten alten Mann anzurempeln, der darauf wartete, einsteigen zu können. Er nickte, stieg in den Minibus und bezahlte den Preis, den der Fahrer verlangte. Die anderen Passagiere rutschten respektvoll beiseite, damit er genügend Platz hatte. Er grüßte und saß dann sehr aufrecht auf seinem Sitz, seinen kleinen Koffer auf dem Schoß. Onkel beschleunigte und setzte seine Achterbahnfahrt fort. Nach einer Weile nahmen die Leute im Bus ihre Gespräche wieder auf, aber einige warfen scheue Blicke auf den Koffer, wenn sie glaubten, der Besitzer würde es nicht merken.
Der Busbahnhof von Gaborone lag am Rande der Stadt. Er bestand aus einem großen, mehr oder weniger rechteckigen Parkplatz, begrenzt von zwei Hauptstraßen auf zwei Seiten und den Bahngleisen auf der dritten. Auf der vierten Seite stand das »Gaborone Hotel and Pub«. Obwohl mittlerweile etwas heruntergekommen, war es bei durchreisenden Geschäftsleuten noch immer beliebt, die sich entweder die Preise der Casino-Hotels nicht leisten oder deren Protzigkeit nicht ertragen konnten.
Der Platz war überfüllt mit Fahrzeugen der unterschiedlichsten Typen. Minibustaxen verstopften den engen Eingang. Die Fahrer riefensich freundlich zu und hupten die Fußgänger auf der Straße an. Weiter hinten parkten größere Überlandbusse. Die aus Botswana und Südafrika sahen halbwegs gepflegt aus und folgten einem gewissen Fahrplan. Im Gegensatz dazu waren die Busse aus Simbabwe alte, heruntergekommene Rostlauben. Sie fuhren los, wenn sie voll besetzt waren oder wenn der Fahrer Lust dazu hatte. Ihre Dachgepäckträger waren mit Gegenständen vollgeladen, die wie Müll aussahen, aber in Simbabwe nicht erhältlich waren – gebrauchte Reifen, aufgearbeitete Automotoren und andere alte, staubige Ersatzteile von Schrottplätzen, dazu Taschen, die mit den undefinierbaren Schätzen ihrer Eigentümer vollgestopft waren. Manche der Reisenden hatten Verwandte besucht, die in Gaborone arbeiteten, andere hatten das Glück gehabt, selbst eine befristete Arbeit zu ergattern. Sie unterboten die Löhne der Einheimischen, wurden von den Arbeitgebern ausgebeutet und hatten nicht viele Freunde. Denn zahlreiche Batswana empfanden nur noch wenig Mitgefühl für ihre verzweifelten Nachbarn aus dem Nordosten.
Alles spielte sich auf der Straße ab. Flohmarktbuden und fliegende Händler bevölkerten die Bürgersteige. Essen, gekocht oder roh, Kleidung für Erwachsene und Kinder, Decken, Nippes, Spiegel und sogar Haushaltsgeräte wurden in kleine, zerlegbare Stände gequetscht. Jedem Kauf gingen lange Diskussionen voraus. Das Warensortiment änderte sich gemäß der Nachfrage. Wenn ein Unwetter drohte, verkauften alle Regenschirme, wenn es heiß war, tauchten Wasserflaschen und Limodosen in Kübeln mit kaltem Wasser auf. Bei Einbruch der Dämmerung verschwand die Ware in zerbeulten alten Lieferwagen.
Der Alte Mann schlängelte sich durch die Menge auf dem Straßenmarkt. Trotz des Durcheinanders, der Rufe und des Hupens verfolgte er zielstrebig seinen Weg. Er verließ den Hauptmarkt und bog in eine Seitenstraße ab. Dort wurde an den Ständen andere Ware verkauft, für die sich nur eine Handvoll Menschen interessierte. Einige schlenderten mit einer gewissen scheuen Neugier entlang, so wie Europäer an einem neu eröffneten Sexshop, aber die meisten gingen schnell vorbei. Der Medizinmann zog ein paar Erkundigungen ein und fand bald, was er suchte. Er zahlte den geforderten Preis und legte die Gegenstände vorsichtig in seinen Koffer.
Dann begab er sich zu den Haltestellen der Überlandbusse.
Kubu sah seinen jungen Freund enttäuscht an.
»Warum haben Sie mir das alles nicht schon vorher erzählt, Bongani? Sie sind ein renommierter Wissenschaftler. Sie glauben doch wohl nicht an Medizinmänner, den bösen
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