Kubu und der Tote in der Wueste
Blick und Geister , die die Namen und die Seelen der Menschen stehlen? Und dieser Fingerknöchel ist ein Beweisstück, wahrscheinlich ein wichtiges! Sie haben sich in die missliche Lage gebracht, der Polizei Beweise unterschlagen zu haben!«
»Ja, ich weiß, das war dumm von mir. Ich weiß nicht, warum ich es Ihnen nicht erzählt habe. Ich weiß es wirklich nicht. Ich hatte Angst, weiß aber nicht, wovor.«
»Ich erinnere mich daran, dass Sie bei unserer ersten Begegnung verstörter waren, als ich erwartet hatte. Aber ich verstehe das immer noch nicht.« Er stand von seinem Sessel auf. »Ich hole uns noch einen Gin-Tonic. Zu medizinischen Zwecken. Und ein paar Nüsse. Es ist nicht gut, auf leeren Magen Alkohol zu trinken.« Er machte sich auf den Weg zur Bar und ließ Bongani ein paar Minuten allein. Dieser schien in seinem leeren Glas mit den schmelzenden Eiswürfeln und der schlaffen Limonenscheibe nach Erleuchtung zu suchen.
Als Kubu zurückkehrte, hatte Bongani seine Fassung wiedergewonnen. »Seine linke Hand hat sich wie Knochen angefühlt«, erzählte er. »Ein schreckliches, unnatürliches Gefühl! Sie war warm, aber trocken, wie ein von der Sonne erwärmter Stein, nicht wie Fleisch und Blut.«
»Wissen Sie, Bongani, Medizinmänner haben ihre eigenen Kräfte. Sie besitzen eine bemerkenswerte Körperbeherrschung. Sie können in Trance fallen, manche sogar in einen Scheintod sinken.«
»Aber seine andere Hand war ganz anders, sie war kalt wie Eis. So kalt, dass sich meine Hand wie gefroren anfühlte! Niemand hat eine solche Körperbeherrschung.«
»Nein, wahrscheinlich nicht. Aber sie sind auch gut in Hypnose. Sind Sie sicher, dass Sie sich all diese Vorkommnisse nicht nur eingebildet haben? Dass der Medizinmann sie Ihnen vielleicht geschickt vorgegaukelt hat? Sie haben selbst gesagt, dass Sie völlig außer sich waren, als er schließlich ging.«
»Aber was soll das alles? Er wollte kein Geld.«
»Vielleicht wollte er Sie mit dem Löwenlederbeutel ködern, sehen, wie Sie emotional auf den Mord reagieren. Sie können ja nicht ahnen, was er sonst noch mit Ihnen vorhat, wenn er Sie einmal von seiner Scharade überzeugt hat. Sie wissen ja nicht mal, was in dem Beutel drin war. Vielleicht nur ein Stück geschnitzter Kuhknochen, irgendetwas.«
Bongani konzentrierte sich auf seinen Drink und sagte nichts. Kubu knabberte die Nüsse und wischte mit einem Finger das Salz in der Schüssel auf. Er wappnete sich gegen eine Diskussion, aber stattdessen wechselte Bongani das Thema.
»Haben Sie eigentlich irgendwelche Teile von Händen gefunden? Sie lagen nicht bei den Armen, als wir die Leiche entdeckt haben.«
»Einige Überreste wurden als Teile einer Hand identifiziert. Hat der Rechtsmediziner festgestellt. Aber es war nichts dabei, was uns helfen könnte, das Opfer zu identifizieren.«
»Konnten Sie feststellen, von welcher Hand diese Überreste stammten?«
Kubu schüttelte den Kopf. »Ich habe nicht nachgefragt, aber es erscheint mir ziemlich unwahrscheinlich. Abgesehen davon, dass bei der einen der Daumen links, bei der anderen der Daumen rechts ist, ähneln sich Hände sehr. Warum?« Bongani antwortete nicht, und ein unbehagliches Schweigen entstand. Kubu fragte sich, ob er Bongani erzählen sollte, was der Rechtsmediziner vermutete. Schließlich fand er, es sei nur fair.
»Eines war aber seltsam. Ein Arm fehlte, er war unterhalb des Ellbogens abgetrennt. Auf dem Oberarmknochen waren Spuren, die so aussahen, als hätte jemand mit einer Art Küchenbeil darauf herumgehackt. Die Rechtsmediziner glauben, dass der Mann angegriffen wurde und den Arm hob, um sich vor den Schlägen eines Angreifers zu schützen. Hat ihm aber nichts genützt. Wer weiß, vielleicht haben sie ihm die Kehle durchgeschnitten, bevor sie ihn von hinten niederschlugen. Die Hyänen hätten alle Beweise dafür gefressen.«
Trotz Kubus nüchternen Tonfalls war Bongani froh, dass er keine Nüsse gegessen hatte. »Welcher Arm war es?«, fragte er ruhig.
»Es war der linke. Wenn der Angreifer Rechtshänder war, ist es wahrscheinlich, dass sich das Opfer mit dem linken Arm verteidigt hat. «
»Aber es ist unwahrscheinlich, dass ein Schlag den Oberarm treffen würde. Eher den Unterarm. Angenommen, ich würde Sie mit einem Messer angreifen, was würden Sie tun?«
Kubu hob den Arm, um den hypothetischen Schlag abzublocken, und erkannte sofort, dass Bongani recht hatte. Der Unterarm würde den Schlag ins Gesicht abwehren.
Bongani nickte.
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