Kubu und der Tote in der Wueste
anrufen. Sie schulden mir eine Menge Geld. Gut, dass ich es mir nicht holen muss.«
»Die ganze Sache war eine verdammte Katastrophe!«, schrie Daniel. »Die Polizei weiß, dass der Mann, den Sie in die Wüste gebracht haben, Angus Hofmeyr war. Um ein Haar hätten sie heute Nachmittag seine Schwester verhaftet. Wenn die Ermittler einmal anfangen, alle Leute zu überprüfen, die ihn angeblich gesehen haben, werden sie herausfinden, was geschehen ist. Danach schnappen sie sich die Schwester und dann Sie. Wenn ich Sie wäre, würde ich mir mehr Gedanken um meine Haut als um das Geld machen, das Sie nicht mal verdient haben!«
»Komisch. Ich mache mir keine Sorgen«, grollte Rotbart. »Ich bringe meine Sachen gerne sauber zu Ende. Keine Risikofaktoren, keine offenen Rechnungen.«
»Vergessen Sie das Geld. Wir müssen die Hofmeyr aus dem Land schmuggeln. Sie ängstigt sich halb zu Tode. Und sie hat Geld. Ich glaube, sie wäre sehr dankbar.«
Rotbart hörte mit Genugtuung die Panik in Daniels Stimme. »Sie schulden mir Geld. Ich will alles.«
»Wo soll denn das Geld Ihrer Meinung nach herkommen? Ich habe Ihnen doch schon einmal gesagt, dass alles mit ihr steht und fällt. Wir müssen sie aus dem Land schaffen. Sie wird Sie bezahlen. Vielleicht mit einem satten Bonus, wenn ausnahmsweise mal alles so klappt wie geplant.«
Rotbart amüsierte sich. Er war viel lieber die Katze als die Maus. »Ich weiß nicht. Schwierig. Hat sie noch ihren Pass?« »Nein.«
»Ein neuer ist teuer. Und einen Kredit zu bekommen ist heutzutage nicht leicht, nicht wahr?«
»Ich werde ihr sagen, sie soll Geld mitbringen. Ich weiß nicht, wie schnell die Polizei sie verhaftet. Danach sind wir alle dran.«
»Sagen Sie ihr, sie soll sich heute Abend bereithalten. Ich rufe sie im Hotel an und sage ihr, wo wir uns treffen. Irgendwo, wo es ruhig ist. Mitternacht. Hunderttausend Dollar in bar.«
»Wie zum Teufel soll ich das besorgen? Es ist schon vier Uhr nachmittags!«
»Sie müssen es nicht besorgen. Sie soll es besorgen. Sagen Sie es ihr. Für sie ist es wichtiger als für uns, was, Mr Daniel? Sie sitzt ohne Pass in Gaborone. Wenn sie dort bleibt, hat sie bald einen Strick um den Hals und keinen Boden mehr unter den Füßen. Sie besorgt das Geld. Oh ja, sie besorgt es!«
Rotbart unterbrach die Verbindung. Er stieß ein Lachen aus, das dem Bellen einer Hyäne glich.
Kapitel 66
Mabaku hatte sich wie ein säuselnder Zephyr auf den Weg nach Lobatse gemacht, nun kehrte er als heftiger
Gewittersturm ins Präsidium zurück. Er zitierte Kubu gar nicht erst herbei, sondern donnerte direkt in sein Büro.
»Bengu! Was zum Teufel war hier los während meiner Abwesenheit? Kaum bin ich mal für ein paar Stunden weg, lösen Sie internationale Verwicklungen aus!«
»Ich nehme an, dass der Anwalt von Dianna Hofmeyr Sie angerufen hat?«
»Nein, nicht ihr Anwalt. Auch nicht der Commissioner. Der Minister!«
»Ich habe versucht, Sie zu erreichen«, wehrte sich Kubu matt.
»Man hat mir gesagt, Sie hätten eine Zeugin vernommen. Es
war nicht die Rede davon, dass Sie die Vorsitzende des wichtigsten Unternehmens von ganz Botswana verhaftet haben!« »Ich habe sie nicht verhaftet.«
»Aber nur, weil man Sie daran gehindert hat!«, brüllte Mabaku mit hochrotem Gesicht.
Kubu sagte sich, dass er noch nie einen Schwarzen mit rotem Gesicht gesehen hatte. Dieser Effekt war für gewöhnlich Weißen vorbehalten, die zu lange in der Kalaharisonne gesessen hatten oder sich aufregten, weil ihre Drinks nicht kamen. Wenn Mabaku so weitermacht, trifft ihn noch der Schlag in meinem Büro, dachte er.
»Director, bitte setzen Sie sich und hören Sie sich meine Version der Ereignisse an. Ich bin sicher, dass Sie mit mir einer Meinung sein werden. Bitte, setzen Sie sich.«
Mabaku ließ sich auf einen Stuhl vor Kubus Schreibtisch fallen und atmete ein paar Mal tief durch. Mit mühsam beherrschter Stimme fauchte er: »Das will ich Ihnen auch geraten haben, Bengu. Denn wenn nicht, mache ich Sie zum Constable und lasse Sie nicht mal mehr einen Strafzettel für Falschparken ausstellen, ohne dass ein Vorgesetzter dabei ist.« Er lächelte freundlich, um den Ernst der Drohung zu unterstreichen.
Kubu erzählte ihm die ganze Geschichte − dass er Ian gebeten hatte, inoffiziell die DNA-Tests durchzuführen, und deren schockierendes Ergebnis. Unwillkürlich war Mabaku fasziniert. Seine Gesichtsfarbe und seine Atmung wurden fast wieder normal. »Aber warum haben Sie Dianna
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