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Kubu und der Tote in der Wueste

Kubu und der Tote in der Wueste

Titel: Kubu und der Tote in der Wueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Stanley
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nicht voll.«
    Kubu war vollkommen seiner Meinung, sprach das aber nicht laut aus. Er mochte Papenfuß’ Akzent, der zwar deutsch klang, aber ziemlich weich, mit einem Schnurren in der Kehle.
    »Mr Papenfuß, wie Sie wissen, wurde eine Leiche ...«
    »Bitte nennen Sie mich Dieter, wie alle anderen auch.«
    »Danke, Dieter. In der Nähe des Kamissa-Wasserlochs wurde eine Leiche gefunden. Sie muss etwa fünf Tage dort gelegen haben. Ich habe mit einem Reiseleiter gesprochen, den Sie auch kennen: Koos van der Merwe. Er hat erzählt, dass einer aus seiner Gruppe nicht zur Weiterfahrt nach Maun erschienen ist. Offenbar hat es hier in der Bar einen Streit mit einem anderen Reisenden gegeben.«
    »Ja, das stimmt. Zwei Studenten haben sich über die Buschleute in der Kalahari gestritten und ob die Regierung das Recht habe, sie umzusiedeln. Der eine, ein Niederländer, war der Meinung, es sei das Land ihrer Vorfahren. Sie sollten weiter dort leben und wandern, wohin sie wollten. Der andere, ein Deutscher, hat argumentiert, sie würden in einem großartigen Wildreservat nur stören und einunersetzliches Ökosystem durcheinanderbringen. Die Regierung habe das Recht, ihnen anderswo Land zuzuweisen. Sie waren beide angetrunken und sind heftig in Streit geraten. Der Holländer hat den Deutschen als Nazi beschimpft, der wolle, dass die Buschleute deportiert würden – so hat er sich ausgedrückt. Als Nächstes sollten sie wohl ausgelöscht werden, weil sie Störenfriede seien, genau wie die Deutschen die Juden umgebracht hätten. Dann sind sie aufeinander losgegangen, aber wie! Ich musste ihre Köpfe aneinanderschlagen und sie rauswerfen.«
    »Sah es so aus, als wollte der eine den anderen umbringen?«, fragte Kubu.
    »Das bezweifle ich – aber sie waren schon sehr aufgebracht. Ich glaube, der Niederländer hatte immer noch einen Groll gegen die Deutschen wegen der Verbrechen im Zweiten Weltkrieg. Einige seiner Familienmitglieder sind wohl umgekommen. Vielleicht war er Jude. Das waren junge Hitzköpfe mit zu viel Bier und Schnaps intus. Bestimmt hätten sie sich gerne heftig geprügelt. Aber Mord? Nein.«
    »Sie müssen aber am nächsten Morgen noch sauer aufeinander gewesen sein. Van der Merwe hat erzählt, sie hätten sich im Bus gemieden.«
    »Ja, ja. Aber vergessen Sie nicht: Die sind jung und haben ihren Stolz.«
    »Als sie hier waren, Dieter, hat da einer von ihnen erwähnt, dass er seine Pläne geändert hatte und nicht mit dem Bus zurückkehren wollte? Offenbar hat der Niederländer – Tjeerd Staal – die Gruppe in Khutse verlassen.«
    »Nein, mir hat keiner etwas gesagt. Sie könnten aber mal die junge Frau an der Rezeption fragen. Sie ist beliebt, weil sie im selben Alter ist wie die meisten Studenten. Nach der Arbeit trinkt sie schon mal etwas mit ihnen. Nein, ich glaube, da sind Sie auf dem Holzweg. Das sind normale junge Leute, keine Tiere.«
    Dieters Ton machte klar, dass das sein letztes Wort zu der Sache war. »Kann ich Ihnen vielleicht einen Drink anbieten?«
    »Aaaaah, ja! Danke! Ein doppeltes Steelworks wäre herrlich.«
    »Hier kennt Sie doch keiner, Sie könnten auch einen richtigen Drink haben. Niemand wird Sie verraten.«
    Kubu lächelte. »Danke, aber ich brauche jetzt etwas Erfrischendes, Kaltes.«
    Nach dem Mittagessen sprach Kubu mit der hübschen Rezeptionistin Siphile. Sie erinnerte sich an den Streit und die beiden wütenden jungen Männer. Auch sie glaubte nicht, dass einer den anderen umbringen würde. Sie seien wirklich nett gewesen, meinte sie. Beide wollten sie zu einem Drink einladen, aber sie habe abgelehnt, weil sie noch habe arbeiten müssen. Nach ihrem Dienstschluss sei der Streit schon vorbei gewesen, und die beiden seien aus der Bar geworfen worden. Daher habe sie keine Gelegenheit gehabt, noch einmal mit ihnen zu reden.
    Kubu kam zu dem Ergebnis, dass die lange Fahrt reine Zeitverschwendung gewesen war. Nur zwei junge Hitzköpfe, die sich in die Haare geraten waren! Er verabschiedete sich von Dieter und trat die lange Rückfahrt an.
     

Kapitel 17
    Obwohl der nächste Tag ein Samstag war, erschien Kubu um neun Uhr im Büro. Er wollte wissen, ob etwas Wichtiges hereingekommen war, während er die südliche Kalahari durchkreuzt hatte. Er setzte sich und checkte seine Post, seine E-Mails und anderen Papierkram.
    Wie immer fand er eine bunte Mischung vor, doch zu seiner Enttäuschung keinen Bericht über einen vermissten Weißen. Er hörte den Anrufbeantworter ab. Mehrere Leute baten im

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