Kubu und der Tote in der Wueste
Rotäugige Bulbul, dachte Kubu zerstreut. Wie ein kleiner Junge liebte er das Knallen des Korkens und den Anblick seines majestätischen Fluges. Er empfand nichts als Mitleid für diejenigen, die den Korken langsam herauskommen ließen und ihn in der Hand behielten.
Bevor der Champagner heraussprudeln konnte, goss Kubu ihn geschickt in eine Champagnerflöte. Als das Getränk hochschäumte, nahm er ein zweites Glas. Kurz darauf füllte er beide Gläser auf und reichte eines Joy.
»Mein Liebes, ein Hoch auf uns und die glückliche Fügung, die uns zusammengeführt hat. Jeden Tag danke ich dafür, dass du meine Frau bist. Ich bin ein glücklicher Mann.«
»Auf uns«, sagte Joy mit feuchten Augen. »Ich bin die Glückliche, Kubu. Ich danke dir.« Und nach einem kurzen Zögern fügte sie hinzu: »Welchen Anlass feiern wir eigentlich?«
Kubu wollte nicht zugeben, dass die Idee zu dem Abend auf einem Scherz Pleasant gegenüber beruhte, deshalb lächelte er nur.
Sie setzten sich und schwiegen eine Zeit lang. Beide genossen den feinen Champagner und hingen ihren Gedanken über Glück, Liebe und Partnerschaft nach.
Nach einer Weile stand Kubu auf, nahm die Flasche aus dem Eimer und füllte ihre Gläser auf.
»Womit habe ich so etwas Gutes verdient?«, fragte Joy irgendwann mit einem Glitzern in den Augen. Kubu lächelte nur, nahm ihre Hände, küsste sie und führte sie in die kühle Dunkelheit ihres Hauses.
Über eine Stunde später traten sie wieder hinaus auf die Veranda, diesmal jeder mit einem Sandwich und einem kühlen Glas Weißwein in der Hand. Sie setzten sich an den Tisch. Joy zündete eine Kerze an und schaltete das Licht aus.
»Noch einmal, mein Schatz: auf uns!«, murmelte Kubu. Sie stießen an. Während der nächsten zehn Minuten sprachen sie wenig, sondern genossen die Sandwiches – braunes Brot, scharfer Senf, dicke Scheiben Schinken, Salatblätter, dünn geschnittene Zwiebelringe und Avocadoscheibchen, das Ganze reichlich mit frisch gemahlenem Pfeffer und Koriander gewürzt. Wie köstlich, dachte Kubu, als er einen großen Schluck Wein trank – kann es etwas Besseres geben?
»Pleasant hat mich gefragt, an was für einem Fall du gerade arbeitest. Du weißt doch, wie neugierig sie ist. Ich habe ihr gesagt, dass du in einem Mordfall ermittelst, ich aber auch nicht viel darüber wüsste.« Joy sah Kubu fragend an. Sie nippte an ihrem Wein und lehnte sich zurück, bereit, ihm zuzuhören.
»Hm, dieser Fall gibt uns ziemliche Rätsel auf«, begann Kubu leise. »Ein Weißer wurde ermordet an einem Wasserloch mitten in der Kalahari gefunden. Er wurde, so nehmen wir an, dort abgelegt, damit die Hyänen ihn auffressen, um jeden Beweis zu vernichten. Um ganz sicherzugehen, dass er nicht identifiziert werden kann, haben die Mörder seine Kleider und Schuhe mitgenommen und ihm die Zähne ausgeschlagen, sodass wir nicht mal anhand seines Gebisses recherchieren können. Ein Bein fehlt, und einer seiner Arme wurde am Ellbogen abgebrochen. Ian MacGregor glaubt, er wurde regelrecht abgerissen und nicht von den Hyänen abgenagt.«
Kubu hielt inne und Joy meinte: »Vielleicht wurde er entfernt, weil er ein besonderes Kennzeichen trug, anhand dessen man den Mann hätte identifizieren können. Eine auffällige Narbe oder eine Tätowierung vielleicht?«
Kubu dachte darüber nach. »Könnte sein, aber die Haut eines Armes wäre so ziemlich das erste, was die Hyänen und Geier fressen würden. Und einen menschlichen Unterarm wird man nur schwer los. Was hätten die Täter damit anfangen sollen? Ihn an die Hunde verfüttern?« Ohne nachzudenken, warf er eine Kruste des Sandwichs Ilia zu, die den Happen genüsslich verschlang. Joy verzog das Gesicht, aber Kubu bemerkte das gar nicht. Dann kam ihr eine neue Idee: »Hm«, sagte sie, während sie sich langsam wieder von ihrem Ekel erholte, »vielleicht hatte er ja eine Armprothese. Die hätten sie garantiert nicht dort liegen gelassen.«
Kubu war sofort klar, wie sie darauf kam, und er musste unwillkürlich lächeln. Vor einigen Wochen hatten sie einen Film über einen Mann gesehen, der fälschlicherweise des Mordes an seiner Frau bezichtigt worden war. Er konnte fliehen und verfolgte von da an einen einarmigen Mann, den er für den wahren Schuldigen hielt. Kubu war von den Ermittlern nicht sonderlich beeindruckt gewesen, die nicht nur den falschen Mann verhaftet und verurteilt hatten, sondern auch unfähig schienen, den Flüchtigen trotz Aufbietung aller Kräfte wieder
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