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Kubu und der Tote in der Wueste

Kubu und der Tote in der Wueste

Titel: Kubu und der Tote in der Wueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Stanley
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nicht, dass Ihr Gefangener plaudert, nachdem Sie ihn freigelassen haben. Ich will, dass Sie ihn töten.«
    Es herrschte Stille, während der Mann mit dem roten Bart diese Information verdaute. Der Anrufer hatte erklärt, dass der Gefangene nicht lebend davonkommen dürfe, das wusste er aber auch selbst. Worin also bestand der Deal? Warum führten sie diese Unterhaltung? Warum lehnte sich der Anrufer nicht einfach zurück und wartete auf das ohnehin Unvermeidliche? Offenbar wollte der Anrufer etwas anderes, oder etwas Zusätzliches. Vielleicht würde das auch Rückschlüsse auf seine Identität zulassen. »Also, worin besteht der Deal?«, fragte er ihn zum dritten Mal.
    »Ich will zwei Dinge. Erstens muss sein Tod wie ein Unfall aussehen, aber nicht so, dass die Polizei die Taktik durchschaut. Ein Unfall, der keine Fragen aufwirft. Mir egal, wie Sie das anstellen – Sie sind der Experte, stimmt’s? Zweitens soll es nach dem Datum geschehen, an dem er eigentlich freigelassen werden sollte. Halten Sie ihn bis dahin am Leben. Danach stirbt er. Bei einem Unfall.«
    Wieder trat Schweigen ein, aber es war nicht länger feindlich. Zwischen den beiden Sprechern würde niemals Vertrauen herrschen, geschweige denn Freundschaft. Sie akzeptierten, dass der andere nach seinen eigenen Regeln handelte, Regeln, die nichts mit Moral, Legalität oder Kollegialität zu tun hatten, sondern nur mit persönlichem Nutzen. Im Moment, so schien es, könnten ihre Interessen in dieselbe Richtung führen. Schon tags darauf konnte alles anders sein.
    »Sim. Das ist aber viel schwieriger, als eine Leiche einfach verschwinden zu lassen. Wozu diese ganze zusätzliche Mühe?«
    »Ich zahle Ihnen zweihundertfünfzigtausend, wenn er zur richtigen Zeit bei einem Unfall stirbt, und dann noch einmal zweihundertfünfzigtausend nach der Beerdigung. US-Dollar.«
    »Ich will Geld im Voraus. Warum sollte ich Ihnen trauen?«
    Die Stimme am Telefon lachte. »Sie haben keine andere Wahl, oder? Wenn es nicht so funktioniert, wie ich es will, erhält die Polizei Unterlagen. Unterlagen, die direkt zu Ihnen führen. Wenn es funktioniert, sind Sie um eine halbe Million reicher. Dollars. Und wenn ich nicht zahle? Sie sind ja ungebunden, oder? Und haben viel Zeit, mich zu suchen.«
    Rotbart war nicht von gestern, ja, nicht mal von vorgestern. Jetzt war er an der Reihe zu lachen. »Natürlich. Sehr gut. Ich nehme alle Risiken auf mich, Sie bekommen, was Sie wollen. Vielleicht bekomme ich mein Geld, vielleicht aber auch nicht. Wissen Sie, was ich denke? Ich denke, das ist Scheiße. Ich glaube, dieser Job ist vermasselt, Mr Freund. Vielleicht weiß die Polizei schon Bescheid, vielleicht nicht. Aber Sie wissen Bescheid. Das ist schon einer zu viel. Sie bekommen Ihr Päckchen umgehend zurück. Mit einer Kugel im Kopf. Halten Sie morgen nach ihm Ausschau.« Lächelnd legte er auf.
    Wie er erwartet hatte, klingelte praktisch sofort wieder das Telefon. »In Ordnung«, sagte die snobistische englische Stimme. »Zweihundertfünfzigtausend im Voraus. Zweihundertfünfzigtausend nach dem Begräbnis. Aber wenn Sie es vermasseln, kriege ich Sie. Und die Polizei bringe ich mit. Ich glaube, sie wird sehr interessiert daran sein, Sie kennenzulernen.«
    »Okay. Aber ich will einen Namen. Kein Name, kein Deal.«
    »Wenn Sie darauf bestehen. Mein Name ist Daniel.«
    Rotbart ahnte, dass er mehr nicht erfahren würde. Er war nicht zufrieden, aber eine halbe Million war eine Menge Geld.
    »Wo treffen wir uns, sodass Sie mir das Geld geben können?«
    »Kein Treffen. Das ist nicht verhandelbar. Sie werden das Geld erhalten.« Und plötzlich lauschte Rotbart dem Tuten in der Leitung. Er fragte sich, ob er seine Trümpfe geschickt genug ausgespielt hatte. Das Geld lockte ihn – wenn er es bekäme −, aber dieser Daniel war ein Unsicherheitsfaktor. Und so etwas duldete er nicht. Unter keinen Umständen.
    Am nächsten Morgen erhielt er eine Nachricht von seiner Bank in Lissabon, dass eine elektronische Überweisung von einer ihm unbekannten Bank auf den Bermudas auf seinem Konto eingegangen sei. Er war beunruhigt, dass Daniel wusste, wohin er das Geld transferieren musste. Die Summe betrug zweihundertfünfzigtausend US-Dollar. Er geriet in Versuchung, das Geld zu holen und abzuhauen. Aber er tat es nicht. Er hatte eine große Schwäche: Er war gierig. Extrem gierig. Aber er war auch vorsichtig, extrem vorsichtig.
     

Kapitel 23
    Das Zimmer war einigermaßen wohnlich. Es glich einem Hotelzimmer

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