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Kubu und der Tote in der Wueste

Kubu und der Tote in der Wueste

Titel: Kubu und der Tote in der Wueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Stanley
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in einer der billigeren Unterkünfte Botswanas. Ein Metallbett mit Sprungfederrahmen und Federkernmatratze stand in der Ecke, die am weitesten von der Tür entfernt lag. Die Matratze hätte etwas härter sein können, aber die Bettwäsche war sauber und wurde alle paar Tage gewechselt. Es gab einen kleinen Tisch mit einer batteriebetriebenen Leselampe, und in der Mitte des Raumes standen ein Arbeitstisch, der zugleich als Esstisch diente, und zwei lackierte Kiefernholzstühle. Das Tischtuch hätte aus einem italienischen Restaurant sein können angesichts seines verblassten Musters von Chiantiflaschen und getrockneten Gemüsebündeln. Ein Sessel, dessen geschmackloser roter Bezug sich mit der Tischdecke biss, stand in einer anderen Ecke. Die offenen Türen eines großen Kleiderschranks gaben den Blick auf einige wenige Kleidungsstücke frei.
    Neben dem Wohnraum befand sich ein kleines Badezimmer. Eine Dusche war an die Kachelwand über der Badewanne montiert, umgeben von einem fleckigen Duschvorhang. An der Wand über dem Waschbecken hing ein kleiner Arzneischrank mit einer offenen Spiegel-Schiebetür, hinter der ein Elektrorasierer, eine Zahnbürste und Zahnpasta, Männerdeo und eine Haarbürste lagen. Eine Sturmlaterne mit Asbestschild darüber diente als Beleuchtung. Die Fenster im Wohnraum waren mit Backsteinen zugemauert, und vor dem Badezimmerfenster war mit dicken Schrauben ein Sperrholzbrett am Rahmen fest montiert.
    Das Zimmer war einigermaßen wohnlich, aber ein Gefängnis.
    Der Gefangene saß am Tisch und las sorgfältig einen Stapel Zeitungen durch, die man ihm gegeben hatte. Zuerst hatte er dieÜberschriften in allen Sparten nachgesehen und dann enttäuscht begonnen, jedes Blatt von A bis Z zu lesen. Er hatte eine Bots wana Gazette der letzten Woche und drei etwas aktuellere Ausgaben der staatlichen Daily News . Obwohl die Zeitungen nicht gerade Weltniveau besaßen, verbrachte er fast eine Stunde damit, sie zu studieren. In dem unbelüfteten Raum war es stickig und heiß. Er schwitzte.
    Nach flüchtigem Klopfen trat ein hünenhafter Mann mit einem Tablett ein. Bei seiner Größe und Statur war es nicht verwunderlich, dass die anderen ihn Sculo nannten, eine Abkürzung des portugiesischen minúsculo. Dem Koloss schien es nichts auszumachen. Er war kräftig, nicht fett, und sehr schwarz. Manchmal, wenn alles gut lief, zeigte er sich gesprächig, und er schien nichts gegen den Mann zu haben, den er bewachte.
    »Hey, Mann«, sagte er zur Begrüßung, »die waren aber großzügig heute! Die haben dem Koch gesagt, er sollte mal was Richtiges zum Essen machen. Hamburger. Pommes frites. Kaltes Bier.« Er lachte, als er das Tablett auf dem Tisch abstellte, die Zeitungen beiseiteschiebend. Dann ließ er sich auf einen der Holzstühle fallen, der ächzte, als er sich zurücklehnte.
    »Jetzt sind Sie bald draußen. Sobald wir Ihr Geld haben, gehen Sie nach Hause.« Er schien es ehrlich zu meinen. Es war der Eröffnungszug zu einem immer wieder geführten Gespräch, und der Gefangene reagierte prompt auf sein Stichwort. »Sie haben doch gar nichts mit diesem ›Bushman Peoples Liberation Movement‹ zu tun, Sculo. Sie sehen nicht mal wie ein Buschmann aus! Dafür sind Sieungefähr zehn Nummern zu groß. Überhaupt habe ich noch nie zuvor von dieser angeblichen BPLM gehört. Wie sind Sie da bloß reingeraten?«
    Sculo zuckte nur die Achseln. »Tja«, sagte er, »in Angola habe ich zuerst bei den Arschlöchern von Savimbi gedient, der UNITA. Danach bin ich zur FNLA gewechselt, der Nationalen Angolanischen Befreiungsfront oder so ähnlich. Die Generäle wussten nicht mal, an welchem Ende bei einer Waffe die Kugeln rauskommen. Wir waren eigentlich nur dazu da, die MPLA an der Macht zu halten, damit die sich an den Diamanten und anderen Schätzen bereichern konnten. Als wir tatsächlich kämpfen sollten, habe ich mich selbstständig gemacht.«
    »Sie sind also ein Söldner?«
    »Ja, so könnte man sagen. Bei der Armee schicken sie einen in die Hölle. Man frisst Müll, schläft im Matsch, und den ganzen Tag versucht einen jemand umzubringen. Für einen beschissenen Sold. Als Söldner wird man auch in die Hölle geschickt. Aber man verdient einen Haufen Geld!« Er lachte, als wäre das ein richtig guter Witz. Der Gefangene lächelte und trank einen Schluck von seinem Bier.
    »Essen Sie lieber, bevor’s kalt wird«, sagte Sculo, und der Gefangene biss in den Hamburger. Er hatte Hunger, und der Burger schmeckte gar nicht

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