Kuckucksmädchen
wir einen Plan, würde ich sagen.
âJa, antwortet das Herz, und sein Tonfall wird wieder mutiger, wir brauchen einen Plan.
Ich lege mich zurück in meinen frisch aufgeschlagenen Sahneberg und versuche mich an das heranzutasten, was ein Plan sein könnte.
Wenn ich mit Jonathan zusammenziehe, bauen wir uns ein Nest, das ich danach nicht so einfach wieder verlassen kann wie die gemeinsame Wohnung mit Phillip. Ich werde ihn nicht dort sitzen lassen können und darauf hoffen, dass eine neue Frau möglichst bald meinen Platz einnimmt. Wenn ich mit Jonathan zusammenziehe, ist es mehr. Es ist die Wohnung meiner GroÃeltern. Es ist die Fortsetzung einer Geschichte. Es ist eine Ansage.
Ob es wohl irgendeinen Mann auf der Welt gibt, bei dem ich weniger Zweifel hätte? Phillip hat mir heute unbeabsichtigt, aber deutlich gezeigt, dass er es nicht ist. Aber was ist mit den Männern aus meinem Leben, die ich nicht ganz so einfach als »schlechte Alternative« abhaken kann? Mit den Männern, von denen ich mich irgendwann einmal aus einer Laune heraus getrennt habe? Mit den Männern, die aus heutiger Sicht vielleicht auch eine »gute Entscheidung« gewesen wären? Was passiert, wenn ich mich dahin traue, wo es wirklich wehtun könnte? Wenn ich zum Beispiel Max treffe?
Ich reibe mir die Augen. Langsam schwappt die Müdigkeit unter der Schlafzimmertüre hindurch und legt sich zu mir ins Bett. Und kurz bevor ich in dieser Nacht wieder einschlafe, verliebe ich mich in eine Idee.
Als ein paar Tage später mein Handy klingelt, erscheint auf dem Display das immer gleiche Bild von Jonathan. Bevor ich rangehe, muss ich kurz überlegen, ob ich noch sauer bin beziehungsweise sein darf. Das würde das Gespräch einfacher machen. Aber ich glaube, ich hatte von Anfang an kein Recht dazu.
»Lass uns reden, Wanda. Sollen wir uns treffen?«
»Ich habe jetzt keine Lust.«
»Wann hast du Lust?«
»Nie.«
»Soll das eine ernst gemeinte Antwort sein?«
»Nein. Aber ich ⦠Jonathan, ich mag jetzt nicht reden. Ich will alleine sein.«
»Manchmal glaube ich, du willst am liebsten immer alleine sein.«
Manchmal glaube ich das auch.
»Nein, natürlich nicht. Ich brauch nur ân bisschen Ruhe und Zeit. Kannst du nicht mit deinen Kumpels Bier trinken gehen?«
Er lacht trocken: »Ich kann leider nicht so viel Bier trinken, wie du Zeit brauchst, Wanda. Das schaffe ich nicht.«
Ich lache auch, und es ist sogar echt.
»Ernsthaft. Sogar wenn ich wollte, die meisten der Jungs sitzen zu Hause und schaukeln ihre Babys. Die dürfen nicht mehr raus, und ich glaube, die wollen auch gar nicht mehr.«
»Du meinst, alle legen los auÃer uns?«
»Ich meine, dass ich gerne mit dir zusammen sein möchte.«
»Verstehe. Ich werde mich beeilen mit dem Mir-Zeit-Lassen, okay?«
»Okay. Es wäre übrigens einfacher für mich, wenn du mir erklären könntest, was eigentlich los ist.«
âSag â s ihm doch einfach.
âWas soll ich ihm sagen?
âDass du dir nicht sicher bist, ob er der Richtige ist.
âDas wird ihm wehtun â¦
âAber es ist wenigstens ehrlich.
»Wanda? Bist du noch dran?«
»Ja.« Ich trau mich einfach nicht. »Ich habe übrigens Phillip getroffen.«
»Phillip? Deinen Ex? Den Langweiler aus Bahrenfeld?«
Ich stutze. Wenn ich mich richtig erinnere, hatte das Herz das gleiche Wort benutzt, um Phillip zu beschreiben.
»Ja, genau den. Zufällig. Jedenfalls das erste Mal. Und dann noch mal, aber nicht mehr zufällig.«
Ohne ihn sehen zu können, weià ich, dass Jonathan in diesem Moment aufgehört hat, zu atmen. Es ist immer das Gleiche. Ich quäle mich lange, bevor ich Klartext rede. Und ich quäle Jonathan lange. Und wenn ich mich endlich überwunden habe, den Anfang der Wahrheit auszusprechen, macht sein Schmerz mich ruckartig so traurig, dass ich schnell alle Worte wieder aufsammeln und zurück in meinen Mund stopfen will. Zwei Schritt vor und drei zurück. Ich spüre, wie seine Angst durchs Telefon krabbelt. Aber es ist die falsche Angst.
»Du musst dir keine Sorgen machen. Ich habe nur mal bei ihm vorbeigeschaut.«
»Aha. Und?«
»Nichts und. Er wohnt mit seiner Freundin noch immer in der alten Wohnung. Sie bekommen ein Baby. Sie sind glücklich.« Langsam und vorsichtig ziehe ich den Dolch aus Jonathans Herzen.
»Das
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