Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kuckucksmädchen

Kuckucksmädchen

Titel: Kuckucksmädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Lohmann
Vom Netzwerk:
freut mich wirklich sehr für deinen Exfreund, Wanda.«
    Ich bin mir nicht sicher, ob eher die Traurigkeit oder doch die Ironie in seiner Stimme überwiegt.
    Â»Und da hat er uns definitiv etwas voraus.«
    Â»Das Glücklichsein? «
    Â»Richtig. Und vielleicht auch das S ich-für-etwas-entscheiden-Können .«
    Und dann sage ich es doch: »Ich bin mir einfach nicht sicher, ob es reicht, das zwischen dir und mir.«
    â€“Mutiges Mädchen, flüstert das Herz mir schnell zu, dann ist es wieder still.
    Aber Jonathan hat beschlossen, für heute genug Dolch im Herzen gehabt zu haben. Er regelt die Sache pragmatisch: »Wanda. Einfache Frage: Magst du mich?«
    Â»Ja.«
    Â»Nenn mir jemanden, den du noch mehr magst als mich.«
    Â»Niemanden.«
    Muss ich noch nicht mal lange überlegen für diese Antwort. Einfache Frage, einfache Antwort.
    Â»Siehst du? Dann reicht es.«
    Ich seufze und schmelze ein bisschen. »Schöne Rechnung, mein Liebster.«
    Jonathan schmunzelt am anderen Ende der Leitung. »Danke schön.«
    Â»Also dann …«
    Â»Also dann«, sagt auch Jonathan und ist schlau genug, mir jetzt kein Ultimatum zu setzen. »Bis bald.«
    Â»Ja«, antworte ich. »Bis bald«, und beim Auflegen wünsche ich mir plötzlich, dass dieses »Bald« möglichst schnell kommt.
    Später im Bett warte ich darauf, dass das Herz sich noch mal meldet. Es war schließlich sein Vorschlag, endlich Klartext zu reden. Allerdings war es auch dieses Mal wieder nur ein bisschen Klartext. Also eigentlich ziemlich unklarer Text. Genau genommen habe ich überhaupt nichts gesagt, was ich nicht später wieder zurückgenommen habe.
    â€“Ja, du hast recht. Aber wahrscheinlich hätte ich es auch nicht besser gekonnt, meldet es sich zu Wort.
    â€“Kopf hoch, Kleines. Erinnerst du dich an neulich Nacht, als wir beschlossen haben, dass wir einen Plan brauchen?
    â€“Ja, wieso?
    â€“Ich hätte da einen. Allerdings bräuchte ich deine Hilfe.
    Ich nehme Tagebuch und Stift aus dem Nachttisch und schalte die Lampe an.
    Im ersten Schritt schreibe ich ziemlich viele Namen auf. Männernamen. Namen von Jugendlieben, Exfreunden und Affären. Von Männern, die mich jahrelang begleitet haben. Und Männern, die nur eine Nacht lang bei mir waren. Männern, die keine zwanzig Minuten entfernt von mir wohnen. Und Männern, die seit Jahren um die Welt reisen.
    Und dann ist das Herz an der Reihe. Langsam und laut lese ich alle Namen vor, die auf meiner Liste stehen. Spüre in mich hinein. Und streiche entschlossen diejenigen, bei denen das Herz kalt bleibt.
    Als ich fertig bin, stehen auf meiner Liste noch drei Männernamen: Max, Ilya und Clemens. Zufrieden lege ich das Tagebuch zurück in mein Nachtschränkchen. Ich werde ein bisschen Zeit brauchen. Aber danach werde ich eine Entscheidung hinlegen können, die sich gewaschen hat.

3
    Â» Nenne du mir
    aus meinem mühevollen Leben
    wenigstens etwas, das nicht verschwindet
    mit dem Ende unserer Tage. «
    Alberto Vigevani
    Langsam beginnt die Wohnung meiner Großeltern zu ahnen, dass ihre Zeit vorbei ist. Heute Morgen bin ich noch eine Weile zögerlich um ein paar Porzellanfiguren geschlichen, habe nachdenklich die Fotos auf den Nachttischen betrachtet. Irgendwann traf mich eine erlösende Welle von Pragmatismus. Ich fing an, Handtücher, Bettwäsche und Gardinen in große pinke Müllsäcke zu stopfen. Dann habe ich jahrelang gepflegte Aktenordner mit jetzt unwichtigen Dokumenten vernichtet. Nur die einundzwanzig Alben mit säuberlich eingeklebten Fotos habe ich noch einmal zur Seite gelegt.
    Jetzt stehe ich in der Küche und räume die Regale aus. Das Herz ist in Plauderlaune. Vielleicht will es mich ablenken:
    â€“Bist du eigentlich schon aufgeregt wegen Max?
    â€“Ja. Bin ich. Du etwa auch?
    â€“Natürlich! Ich habe ihn schließlich mit ausgesucht. Wann ist es denn so weit?
    â€“Morgen Abend schon.
    â€“Oje, so bald.
    â€“Ja, so bald.
    Max hatte mir noch gestern Abend eine SMS geschrieben. Eine von der üblichen anzüglichen Sorte. So anzüglich, dass ich froh war, dass das Herz schon geschlafen hatte.
    Schnell hatte ich zurückgeschrieben, weniger anzüglich, dafür verbindlicher. Ob ich ihn treffen könne, ob ich mal schauen dürfe, wie er lebt, es wäre wichtig, ich hätte da so ein kleines Projekt am Laufen. Daraufhin hatte

Weitere Kostenlose Bücher