Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kuckucksmädchen

Kuckucksmädchen

Titel: Kuckucksmädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Lohmann
Vom Netzwerk:
nicht. Oder?
    â€“Na ja, jedenfalls nicht auf die schlimme Art und Weise. Aber irgendetwas fühlen wir. Irgendetwas schmerzt da doch …
    â€“Du machst mich echt mürbe, seufzt das Herz resigniert. Ja, es kann sein , dass da noch ein kleines bisschen Schmerz ist. So ist das Leben, Mädchen. Die Männer hinterlassen eben Spuren, wenn sie gehen.
    â€“Vielleicht ist es auch die Tatsache, dass Phillip jetzt nur noch eine Option ist, die wir nicht wahrgenommen haben. Ein Leben, das ohne uns weitergeht, weil wir uns gegen diesen Weg entschieden haben. Kann es das sein?
    â€“Ja, räumt das Herz ein, das könnte es wohl sein.
    â€“Und dass wir wissen, dass die Wege und Leben, gegen die wir uns entscheiden, begrenzt sind.
    Nun beginnt das Herz, sich in der Brust zu winden.
    â€“Ist ja gut jetzt, ich hab ’ s kapiert, ächzt es.
    â€“Im Zweifel ist es immer der Gedanke an die Endlichkeit, der irgendwie traurig macht.
    â€“Die Endlichkeit nervt mich schon lange, seufzt das Herz.
    â€“Frag mich mal, antworte ich ihm.
    Und während wir mit der S-Bahn durch das nächtliche Hamburg bis an die andere Seite der Stadt fahren, sind das Herz und ich uns einig.
    Die halbe Nacht verbringe ich in der Küche vorm Wasserhahn. Larissas versalzenes Essen scheint jegliche Flüssigkeit aus meinem Körper gezogen zu haben. Ich stehe mit nackten Füßen auf den viel zu kalten Fliesen und muss daran denken, mit welcher Sicherheit Phillip heute gesagt hat, dass sie die eine ist. Die, die alle anderen ausschließt. Einfach, weil er sich für sie entschieden hat. Woher nimmt er diese Sicherheit? Und was an diesem Treffen hat mich so verunsichert? Die Austauschbarkeit dieser Frau? Oder die Willkür von Phillips Entscheidung?
    Es ist nicht so, dass ich nicht selbst schon willkürliche Entscheidungen getroffen hätte in meinem Leben. Nur deshalb konnte mir schließlich das mit meinem Job passieren. Es war nur leichter, als ich noch dachte, ich könnte mich in den unendlich vielen Jahren, die vor mir liegen, tausend Mal wieder umentscheiden.
    Bis vor ein paar Tagen noch schwamm ich in einem Strom von Möglichkeiten, der es schwer machte, sich irgendwo festzuhalten, irgendwo zu ankern und zu sagen: Das ist es jetzt. Ich ließ mich treiben und wartete darauf, dass ich mich zufällig irgendwo verfange. Dass sich riesige Dimensionen auftun, in denen ich endlich alles sein, alles tun könnte und in denen ich genau weiß, welchen Teil vom Alles ich will. Dass das Leben endlich Form annimmt, sich in eine bestimmte Richtung ausdehnt und ich als fertige, erwachsene Frau aus dieser Fruchtwasserblase herausploppe.
    Aber seit das Herz angefangen hat zu sprechen, seit Jonathan mir einen Antrag gemacht hat, seit ich Phillips optionales Leben gesehen habe, fällt das Treibenlassen so viel schwerer. Ich will nicht aus Versehen so enden wie Phillip und Larissa. Ich will nicht in einem Nest wohnen, das genauso funktioniert wie all die anderen Nester in dieser Stadt. Und ich will auch keinen Mann, der nur deswegen zu mir passt, weil ich mich eben für ihn entschieden habe. Ich will mehr.
    â€“Ich will, ich will, ich will. Aber was genau eigentlich? Besonders präzise bist du nicht gerade, Mädchen.
    â€“Das ist deine Schuld. Bevor du angefangen hast zu sprechen, waren die Dinge irgendwie einfacher.
    â€“Ach, wirklich? , fragt das Herz eine Spur zu schnippisch zurück.
    â€“Ja, wirklich. Und ich verstehe auch nicht, welchen Grund du hast, so arrogant zu tun. Eine große Hilfe warst du bis jetzt jedenfalls nicht.
    â€“Ich …
    â€“Du redest mir dauernd in mein Leben rein, aber einen richtigen Plan hast du auch nicht.
    â€“Ich …
    â€“Und überhaupt. Beziehungen sind Herzensangelegenheiten, oder nicht? Es ist doch eigentlich dein Job zu wissen, was ich will.
    â€“Ich …
    Das dritte »Ich« klingt schon um einiges kleinlauter, wie ich zufrieden feststelle.
    â€“Ich geb ja zu, ich habe ein wenig die Orientierung verloren …
    â€“Aha.
    â€“Ich weiß in letzter Zeit selber nicht so genau, wohin mit mir.
    â€“Na bitte. Dann bin ich offensichtlich nicht die Einzige mit ein paar ungeklärten Fragen. War doch nicht so schwer, das zuzugeben.
    Das Herz nickt ertappt in meiner Brust und seufzt:
    â€“Und jetzt?
    Ich trinke einen letzten großen Zug Leitungswasser und lösche das Licht in der Küche.
    â€“Jetzt? Jetzt brauchen

Weitere Kostenlose Bücher