Kuehe essen Wiese auf
und gestressten Tieren ungesund sind. Es ist daher gut zu wissen, woher die Eier kommen, ohne die eine gute, abwechslungsreiche Küche nicht auskommt, und es hat etwas Beruhigendes. Denn wer es genau nimmt mit seiner Ernährung und der seiner Familie, weiß längst, dass die gut klingenden Etikettierungen auf den Eierkartons, wie wir sie in jedem Supermarkt finden, an den Schreibtischen von cleveren Werbetextern entworfen worden sind. Wer nicht von Marketingexperten manipuliert werden will, dem bleibt fast nichts anderes übrig, als zum Hühnerhalter zu werden.
In der Tat sei allen, die aufs Land gezogen sind oder noch ziehen wollen, die Idee, sich ein paar Hühner anzuschaffen, ans Herz gelegt. Es gibt doch nichts Schöneres, als die Eier für das sonntägliche Frühstück selbst zusammenzusuchen. Im Übrigen können sich auch all jene, die in der Stadt leben, Hühner zulegen, wenn die Voraussetzungen dafür stimmen. Die Komplettierung der Hühnerschar durch einen Hahn sollte man sich in diesem Fall allerdings genau überlegen: Wie man so hört und liest, ist das Krähen von Hähnen zu unerwünschten Zeiten in der Stadt schon Anlass zu so manchem nachbarlichen Rechtsstreit geworden. Ebenso wie das Quaken von Fröschen am Gartenteich und das sonntägliche Läuten von Kirchenglocken. Wer vor solchen natur- und kulturentfremdeten, »geräuschempfindlichen« Leuten aufs Land flüchtet, kann aber zumindest sicher sein, dass sie ihm nicht nachfolgen werden. Was aber nicht heißt, dass dort Rechtsanwälte nicht auch gelegentlich mit juristischem »Kleinvieh« beschäftigt wären. Wo mehr als zwei Hähne und mehr als zwei Menschen zusammenkommen, wird eben auch schon mal gestritten. Das ist seit Adam und Eva so und daran wird sich wohl auch nichts mehr ändern. Aber gerade Hühner sind auch auf dem Land oft Anlass für den Gang vor Gericht, deshalb werden sie dort auch als »Unfriedenviecher« bezeichnet. Einen Titel, den sie sich übrigens mit den Ziegen teilen. Zerstörte Kräuterbeete und zerpickte Jungsalatpflanzen sind eben nicht jedermanns Sache. Vor allem nicht, wenn dieser Jedermann die Nachbarin ist.
Wer frische Eier haben will, muss über ihre »Produzenten« einiges wissen, sonst endet die neue Lebensgemeinschaft im Unglück. Am unwichtigsten ist dabei die Information, dass das Huhn vom Dinosaurier abstammt, was Evolutionsgeschichtler anhand seines Knochenbaus für bewiesen halten. Wer diese Riesenurviecher in Steven Spielbergs Kinohit »Jurassic Park« hat laufen sehen, dachte vielleicht nicht automatisch an Hühnerschenkel. Allerdings lässt sich eine starke Ähnlichkeit in der Bauart wirklich nicht leugnen. Auch Hühner sind nun mal unermüdliche Läufer, was der Beinmuskulatur zugutekommt. Im Gegensatz zu den Dinosauriern hat sich das schlaue Huhn im Laufe der Jahrmillionen für eine kleinere Ausführung und damit für das Überleben entschieden.
Es wird sich zwar nie klären lassen, was zuerst da war, das Huhn oder das Ei, aber eines ist sicher: das Huhn war vor uns Menschen da. Und wir – in dem Fall wohl zuerst die Inder vor etwa 4000 Jahren – haben uns diesen Flattervogel sofort gegriffen, ihn kaserniert und uns untertan gemacht, damit er viele schöne Eier lege. Das indische Bankivahuhn war das Ausgangsmodell für annähernd 200 Hühnerzüchtungen, die gegenwärtig auf der ganzen Welt existieren. Beim Bankiva, das übrigens noch heute in Asien in seiner Wildform existiert, konnte es schon deshalb nicht bleiben, weil es angeblich im Jahr nur 20 Eier legt. (Man stelle sich nur kurz die Eierpreise unter solchen Gegebenheiten vor!) In unseren Breitengraden wurden domestizierte Hühner zum ersten Mal in der Eisenzeit, beispielsweise in der Hallstattkultur, archäologisch nachgewiesen. Unsere heutigen Hühnerrassen werden zoologisch übrigens zu den Fasanartigen gezählt. Dieser Tatbestand macht deutlich, dass es auch bei uns noch Wildformen der Hühnervögel gibt.
Die genannten Fakten zu kennen schadet nicht, denn es fördert den Respekt vor unseren eierlegenden Lebensgenossen. Und es erklärt so manchen altklugen Blick aus Hühneraugen. Wenn ein Huhn den Kopf auf seinem vergleichsweise langen Hals etwas schief neigt, um ein blank glänzendes Auge auf uns Futterspender zu werfen, wirkt es meist ein wenig nachdenklich und neugierig. Vielleicht ahnt es, dass es zu Urzeiten auch einmal mindestens so groß war wie wir? Nun soll man ja bekanntlich nicht allzu viel Menschliches in Tiere hineininterpretieren,
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