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Kuehler Grund

Titel: Kuehler Grund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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ich mir nicht vorstellen«, sagte Cooper.
    »Das meint Helen auch. Aber ich weiß nicht. Ich weiß es einfach nicht.«
    »Er kennt die beiden schon lange, nicht wahr?«
    »Schon immer. Seit er ein junger Bursche war. Bevor er mich getroffen hat. Wenn man heiratet, denkt man, dass man für den anderen das Wichtigste ist, was es im Leben gibt. Aber für Harry kamen immer seine Freunde an erster Stelle.«
    Gwens Ton wurde wieder schärfer, und sie richtete den Blick auf Cooper, als ob er sie plötzlich wieder an die Gegenwart erinnert hätte. »Sie haben zusammen gearbeitet, im Bergwerk«, sagte sie. »Und sie sind zusammen zur Armee gegangen. Damals waren sie noch junge Männer. Sie haben im selben Regiment gedient, und als sie aus dem Krieg zurückgekommen sind, waren sie noch unzertrennlicher als vorher. Dann haben sie wieder in der Grube gearbeitet. Aber der Bleibergbau war auch ein Opfer des Krieges, genau wie die vielen Männer. Es wurden zwar hinterher noch andere Sachen abgebaut, aber kein Blei mehr.«
    »Flussspat und Kalkstein.«
    Schon seit der Römerzeit wurde im Peak District Blei gefördert. In den letzten verbliebenen Bergwerken wurde es immer noch gewonnen, aber nur als Nebenprodukt, das beim Abbau der anderen Mineralien anfiel, die von der modernen Industrie benötigt wurden. Der Kalk aus den Gruben und Steinbrüchen der Gegend fand sich in den unterschiedlichsten Produkten wieder, angefangen beim Aspirin über Fliesenkleber und Waschpulver bis hin zu Beton. Hinzu kamen Mineralien wie Schwerspat, Zinkblende, Kalzit und der berühmte Blue John Stone, ein Ornamentflussspat, dessen Vorkommen unerschöpflich zu sein schienen. Aber Blei war nicht mehr gefragt.
    »Sie sind jetzt sicher schon seit einigen Jahren in Rente.«
    »O ja. Aber deshalb stecken sie immer noch dauernd zusammen. Sam Beeleys Frau ist erst vor ein paar Jahren gestorben, aber Wilford Cutts’ Doris ist schon lange nicht mehr unter uns.«
    »Mrs. Cutts ist tot?«
    »Lungenentzündung, die arme Seele. Seit dem Tod von Mrs. Beeley ist es mit den Dreien schlimmer als je zuvor. Den ganzen Tag auf dem Bauernhof, den ganzen Abend im Drover. Ich zähle anscheinend überhaupt nicht mehr.«
    »Männer sind nun einmal gern mit anderen Männern zusammen. Dann können sie sich über Sachen unterhalten, die Frauen nicht so sehr interessieren.«
    Gwen musterte ihn scharf. Er hatte das Gefühl, als sähe sie direkt durch ihn hindurch.
    »Ach ja? Gilt das denn dann auch für Sie, mein Junge?«
    »Äh …«
    Sie winkte ab. »Ist schon gut. Ich sehe schon, dass Sie nicht zu der Sorte gehören.«
    »Mrs. Dickinson, ich glaube, Ihr Mann verschweigt uns etwas.«
    Gwen musste lachen. Ihre Hände tanzten über ihre Strickjacke, und ihre blauen Augen zuckten, als hätte sie sich schon lange nicht mehr so amüsiert.
    »Wenn nicht, wäre es das erste Mal in seinem Leben!«, sagte sie. »Ich habe es Ihnen ja gesagt. Er ist der verschlossenste Mensch, den es gibt. Und das weiß niemand besser als ich.«
    »Hat er sich Ihnen nie anvertraut, Mrs. Dickinson?«
    »Ach du meine Güte. Darauf will ich doch die ganze Zeit hinaus. Wenn Sie wissen wollen, wem er etwas anvertraut, probieren Sie es bei seinen Freunden. Die drei sind unzertrennlich. Es hat keinen Zweck, mich zu fragen, was er weiß. Ich wäre die Letzte, der er es verraten würde.«
    Cooper leerte seineTasse und wischte sich die Krümel von den Fingern.
    »Danke für den Tee, Mrs. Dickinson.«
    »Hören Sie nicht auf mich. Ich bin eine alte Frau, die manchmal dummes Zeug redet.«
    »Sie haben mir sehr geholfen.«
    »Sie sind ein netter Junge. Besuchen Sie mich morgen wieder? Kommen Sie ein bisschen früher, wenn Helen da ist. Sie redet viel von Ihnen.«
    Cooper zögerte. Die Einladung klang verlockend. Endlich einmal eine Chance, das Leben etwas lebenswerter zu gestalten. Und wenn man eine solche Gelegenheit verpasste, kam sie so leicht nicht wieder. Doch dann dachte er an die Pflichten, die auf ihm lasteten. Er steckte schließlich mitten in einem Mordfall. Von der Krise zu Hause ganz zu schweigen. Seine Mutter brauchte alle Hilfe und Unterstützung, die er ihr nur geben konnte.
    »Es tut mir Leid, ich kann nichts versprechen. Wir haben im Moment sehr viel zu tun.«
    »Das glaube ich. Aber Helen wird enttäuscht sein.«
    »Glauben Sie, dass ich Ihren Mann auf der Thorpe Farm finde?«
    »Bestimmt. Er ist schon seit Stunden mit Jess unterwegs.«
    »Dann schaue ich da mal kurz vorbei. Machen Sie sich keine

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