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Kuehles Grab

Titel: Kuehles Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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besser als jeder andere; er blieb stehen. »Es ist nicht deine Schuld.«
    Sie schwieg.
    »Und außerdem«, fuhr er munter fort, »ist der Fall fast abgeschlossen, jetzt, da wir Tommys Namen kennen. Wir schnappen ihn, sperren ihn ein, und das war's.«
    »Kommst du nach Arizona zum Feiern?«
    »Catherine …«
    »Ich weiß, Bobby. Du wirst den Ausgang mit Annabelle bei einem Dinner feiern.«
    Diesmal blieb er stumm.
    »Ich mag sie, Bobby. Es gibt mir ein gutes Gefühl zu wissen, dass sie glücklich wird.«
    »Eines Tages wirst du auch glücklich sein.«
    »Nein, Bobby, ich werde nicht glücklich sein, aber vielleicht weniger wütend. Viel Glück bei deinem Fall, Bobby.«
    »Danke.«
    »Und wenn es vorbei ist, seid ihr, du und Annabelle, jederzeit in Arizona willkommen«
    Bobby wusste, dass er diese Einladung nie annehmen würde, dennoch bedankte er sich, ehe er sich verabschiedete.
    Eine Sache erledigt, blieben noch mindestens zwölf. Er ging zu Sinkus.
    Sinkus schien wütend zu sein. »Sie meinen, dieser Professor kannte die ganze Geschichte von Anfang an?«
    »Ich denke schon.«
    »O Mann, und ich hocke stundenlang bei Jill Cochrane. Und alles, was ich erfahren habe, ist, dass ehemalige Oberschwestern strenger als katholische Nonnen sind.«
    Bobby runzelte die Stirn. »Hat Sie Ihnen mit einem Lineal auf die Finger geschlagen?«
    »Nein, sie hielt mir einen Vortrag, wie ungerecht es ist, immer das Schlimmste von geistig Kranken anzunehmen. Die Irren seien Menschen wie du und ich – mit denselben Rechten. Die meisten seien harmlos und würden nur missverstanden. ›Merken Sie sich meine Worte‹, sagte sie. ›Wenn Sie den Täter finden, werden Sie feststellen, dass er nicht einer unserer Patienten war. Nein, er gehört bestimmt zur besseren Gesellschaft. Geht regelmäßig in die Kirche, verwöhnt seine Kinder und arbeitet von neun bis fünf. Es sind immer die sogenannten Normalen, die die scheußlichsten Verbrechen gegen Gott verüben.‹ Die Frau hat zu diesem Thema viel zu sagen.«
    »Und wo sind die Patientenakten?«, fragte Bobby, wie er hoffte, nicht allzu ungeduldig.
    »Sie stehen vor Ihnen.« Sinkus deutete auf vier aufeinandergestapelte Pappkartons. »Nicht so schlimm, wie ich befürchtet hatte. Immerhin gab es zu Zeiten des Boston State Mental noch keine Computer. Ich hatte eigentlich mit mindestens hundert solcher Kisten gerechnet. Als die Einrichtung geschlossen wurde, konnte Mrs. Cochrane nicht die Berge von Patientenkarteien aufbewahren. Sie reduzierte jede Akte auf das Wesentliche. Und falls jemand Informationen über einen Patienten braucht, weiß sie, wo sie suchen muss. Ich hatte den Eindruck, dass sie auf ihre alten Tage noch ein Buch schreiben will.«
    Bobby öffnete die oberste Kiste. Jill Cochrane war ein gewissenhaftes Mädchen. Sie hatte die Akten nach Jahrzehnten eingeteilt und nach Gebäuden geordnet. Bobby rief sich ins Gedächtnis, was Charlie Marvin über den Klinikbetrieb erzählt hatte. Der I-Bau war der Hochsicherheitstrakt.
    Bobby suchte die siebziger Jahre und nahm den Ordner mit der Aufschrift »I-Bau« heraus. Die Informationen über die einzelnen Patienten hatten auf je einer Seite Platz, trotzdem war der Ordner ziemlich schwer.
    Bobby suchte zuerst nach Christopher Eola und überflog Jill Cochranes Einträge. Tag der Einlieferung, kurze Familiengeschichte, einige medizinische Begriffe, mit denen Bobby überhaupt nichts anfangen konnte, dann die persönliche Beurteilung der Oberschwester: »Extrem gefährlich. Sehr heimtückisch, hinterlistig, kräftiger, als es den Anschein hat.«
    Bobby klebte einen gelben Merkzettel auf die Seite – für spätere Ermittlungen. Zwar war er überzeugt, dass Annabelles Onkel für die Morde in Mattapan verantwortlich war, aber er ging auch davon aus, dass Eola selbst genügend Verbrechen auf sich geladen hatte. Bestimmt würde sich die Sondereinheit, gleichgültig, wie der Mattapan-Fall ausging, einverstanden erklären, Mr. Eola genauer auf den Zahn zu fühlen.
    Er überflog andere Karteien und wartete, dass ihm etwas ins Auge sprang. Viele der Patienten hatten Gewaltakte und kriminelle Taten verübt, aber mindestens die Hälfte hatte überhaupt keinen Hintergrund. »Eingeliefert von der Polizei«, »auf der Straße aufgegriffen, ohne festen Wohnsitz« – das waren die üblichen Phrasen. Noch ehe in den achtziger Jahren die Obdachlosigkeit Schlagzeilen machte, hatte Boston Probleme mit Stadtstreichern und Menschen gehabt, die unter einer Brücke

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