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Kuehles Grab

Titel: Kuehles Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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Offenbar hatte Robbards jede Menge über Christopher Eola, den Verdächtigen des Tages, zu sagen.
    »Die Krankenschwester Inge Lovell wurde mit einem Kissen aus der Wäschekammer der Klinik erstickt. Die Gerichtsmediziner stellten fest, dass sie vor Eintritt des Todes geschlagen und anschließend erstickt wurde. Ursprünglich konzentrierten sich die Ermittler auf ihren früheren Freund – die beiden hatten sich kurz zuvor getrennt – und auf ein paar Mitarbeiter der Klinik. Ihre Theorie war, dass sich kein Patient so lange außer Haus aufhalten konnte, ohne dass es jemandem auffiel. Außerdem waren die Patienten, die zwangsläufig für ein solches Verbrechen in Frage kamen, im Hochsicherheitstrakt untergebracht und standen, laut Klinikleitung, unter so starken Medikamenten, dass sie nicht fähig waren, so gezielt und überlegt vorzugehen.
    Der Ex-Freund konnte schon sehr bald ausgeschlossen werden – er hatte ein stichfestes Alibi für die fragliche Zeit. Drei Mitarbeiter wurden vernommen, und sie alle nannten nur einen Namen: Christopher Eola. Wie es schien, sagten alle Pfleger, die nach ihren Patienten befragt wurden, nur: ›Oh, unsere Leute sind zu so etwas nicht fähig – bis auf einen: Christopher Eola.‹
    Leitender Ermittler war Moss Williams. Er verhörte Eola höchstpersönlich viermal. Später erzählte er Robbards, er hätte bereits nach fünf Minuten gewusst, dass Eola der Täter war. Wie er es getan hat oder ob sie es ihm jemals nachweisen konnten, hätte er nicht sagen können, aber er hatte keinen Zweifel, dass Eola Inge Lovell ermordet hatte. Williams hätte seine Dienstmarke darauf verwettet.
    Leider konnten sie keine Anklage erheben. Niemand hat etwas gesehen. Eola lieferte kein Geständnis, und es gab keine eindeutigen Spuren oder Beweise. Williams waren die Hände gebunden, und er konnte nichts weiter tun, als dem Klinikpersonal den Rat zu geben, Eola an eine kürzere Leine zu nehmen.
    Kurz danach zettelte Eola eine Art Patientenrevolte im I-Bau an und handelte sich damit schließlich die Überstellung nach Bridgewater ein. Williams erfuhr erst ein Jahr nach dem Vorfall davon; er war stinksauer. Laut Robbards war Williams überzeugt, sie hätten die Verlegung nach Bridgewater als Druckmittel nutzen und einen Deal mit Eola aushandeln können. Damit wäre der Fall Lovell wenigstens für die Angehörigen des Opfers zu einem Abschluss gekommen. Aber leider – das Boston State Mental regelte seine Angelegenheiten offensichtlich lieber selbst und unter Ausschluss der Öffentlichkeit.«
    Sinkus räusperte sich und legte seinen Bericht auf den Tisch. Die meisten seiner Kollegen musterten ihn mit finsterem Blick.
    »Ich kapiere das nicht«, sagte McGahagin. Er schien seinen Koffeinkonsum zurückgefahren zu haben – seine Stimme klang nicht mehr so angespannt. Dafür verriet die Blässe in seinem Gesicht, dass er nach wie vor zu viel Zeit bei Neonbeleuchtung verbrachte. »Glaubt ihr wirklich, einer der Klinikpatienten ist der Täter? Ich gebe ja zu, dass es sinnvoll ist, die Irren aus der Umgegend zu überprüfen. Aber diejenigen, die zu Gewalttätigkeit neigten, waren eingesperrt. Und selbst wenn einer aus dem Sicherheitstrakt entkommen konnte, wie sollte es ihm geglückt sein, das Grundstück zu verlassen, um nicht nur ein, sondern gleich sechs Mädchen zu entführen? Und dann musste er seine Opfer auch noch auf das Grundstück bringen und vorher diese Kammer herrichten. Zudem hat er offensichtlich einige Zeit da unten verbracht. Und von all dem soll niemand etwas gemerkt haben?«
    »Vielleicht war er kein Patient mehr«, gab Sinkus zu bedenken. »Robbards wusste noch etwas Interessantes. Anfang der achtziger Jahre fiel ihm ein neuer Trend auf: Haustiere verschwanden spurlos. Jede Menge Haustiere wurden vermisst. In den Vorstädten oder in ländlichen Gegenden kommt man bei so was immer als Erstes auf den Gedanken, dass die Kojoten-Population angestiegen sein könnte. Die Raubtiere würden sich aber sicherlich nicht so weit in die Großstadt vorwagen und in Mattapan ihr Unwesen treiben, oder?«
    »Worauf wollen Sie hinaus?«, drängte D. D.
    Sinkus zuckte mit den Schultern. »Wir alle wissen, dass die Karrieren von Gewaltverbrechern oft mit Tierquälerei beginnen. Und Robbards kam es seltsam vor, dass ausgerechnet zu der Zeit, in der die Klinik für immer ihre Pforten schloss, so viele Haustiere zu Opfern wurden. Das gibt einem wirklich zu denken. Wohin kamen all die Patienten, nachdem das Boston

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