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Kuehles Grab

Titel: Kuehles Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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ich habe geschrien und mich zur Wehr gesetzt, aber vielleicht hab ich auch gar nichts gemacht. Vielleicht ist diese Gedächtnislücke meine Art, die Schande zu verdrängen.« Sie lächelte, aber dieses unsichere Lächeln ereichte ihre Augen nicht.
    »Woran erinnern Sie sich noch?« D. D. klang nun sanfter.
    »Ich wachte im Dunkeln auf.«
    »War er auch da?«
    »Ja – bereit für Rock and Roll.«
    »In der Erdgrube?«
    »Ja.«
    »Also hatte er sie schon hergerichtet, bevor er Sie entdeckte und beschloss, Sie mitzunehmen?«
    Wieder sahen sich Bobby und D. D. vielsagend an.
    Dieses Mal ergriff Bobby das Wort. »Nach allem, was du vorhin gesagt hast, hat Umbrio dich aus einem Impuls entführt – weil ihn dein Aussehen angemacht hat. Wie konnte er da auf alles vorbereitet sein?«
    Catherine sah ihn an. »Diese Grube war nicht neu. Er hatte sie zufällig gefunden, als er im Wald umherstreifte. Anfangs war es für ihn ein Versteck, in dem er seine ekligen Pornoheftchen aufbewahren, seinen Eltern für eine Weile entkommen und natürlich seine eigene Sexsklavin festhalten konnte.« Wieder hob sie die Schultern an. »Hat er mich aus einem Impuls heraus gepackt? Das denke ich eher nicht. Er hat das zwar behauptet, aber ich habe ihm nie geglaubt. Er hatte eine Schnur zum Fesseln, einen Knebel und eine Augenbinde parat. Welcher normale Mensch hat solche Sachen in seinem Auto liegen? Richard liebte es, jemanden zu fesseln. In jedem seiner verdammten Pornohefte ging es ums Fesseln oder Auspeitschen. Du bist der Experte – sag du es mir! Aber ich vermute, die Idee, sich ein eigenes kleines Kätzchen zu halten, das er nach Herzenslust vergewaltigen konnte, ist allmählich in seinem Kopf gereift. Er hatte die körperlichen Voraussetzungen, sich zu beschaffen, was er wollte. Und er hatte das perfekte Versteck. Ihm fehlte nur noch ein Opfer. Und eines Nachmittags im Oktober ging er auf die Suche.«
    »Catherine …«, setzte Bobby erneut an und erntete einen finsteren Blick von D. D., die offensichtlich plante, die Befragung zu übernehmen, »was meinst du, wie erfahren war Umbrio, als er dich entführte? Warst du Nummer eins oder Nummer drei oder Nummer zwölf?«
    »Das wäre reine Spekulation«, warf Carson ein.
    Bobby behielt Catherine fest im Auge. Sie hatte die Hände auf den Tisch gelegt.
    »Du meinst auf sexuellem Gebiet? Ob er noch Jungfrau war?«
    »Ja.«
    Sie schwieg eine Weile. »Ich war zwölf«, sagte sie schließlich. »Selbst nicht erfahren genug, um so was zu beurteilen. Allerdings …«
    »Allerdings?«, drängte Bobby, als sie nicht fortfuhr.
    »Als erwachsene Frau im Rückblick? Anfangs war er übereifrig, kam zum Höhepunkt, bevor er in mich drang, dann regte er sich wahnsinnig auf und prügelte mich windelweich, um seine Verlegenheit zu kaschieren. In den ersten Tagen passierte das öfter. Er war so erregt, dass er ejakulierte, ehe er zur Sache kam. Mit der Zeit legte sich das. Er war nicht mehr so hektisch, dafür einfallsreicher.« Sie verzog die Lippen. »Er lernte, grausam zu sein. Wenn du mich heute fragst, dann denke ich, er war am Anfang unerfahren. Ganz bestimmt wurden seine Phantasien mit der Zeit vielschichtiger und fordernder.« Ihre Augen richteten sich auf mich. »Kannten Sie ihn?«
    »Wen?«, fragte ich – verwirrt, weil ich plötzlich in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit gerückt war.
    »Richard. Was dachten Sie über ihn?«
    »Ich war nicht … ich kenne ihn nicht.«
    Catherine runzelte die Stirn und nahm wieder Bobby ins Visier. »Hast du nicht gesagt, sie sei eine Überlebende?«
    »Ja. Sie wurde in den frühen achtziger Jahren von einem unbekannten weißen Verdächtigen verfolgt. Und wir versuchen herauszufinden, wer dieser Verdächtiger war – ob Umbrio in Frage kommt.«
    Catherine beäugte mich skeptisch. »Und euer Verdacht gründet worauf – auf der Tatsache, dass sie aussieht wie ich? Ehrlich, ich finde nicht, dass wir uns so ähnlich sind.« Sie warf ihre glänzend schwarze Mähne zurück und streckte gleichzeitig ihre Brüste vor. Das machte deutlich, was sie als entscheidenden Unterschied zwischen uns ansah.
    »Sind Sie ihr früher schon mal begegnet?«, wollte D. D. von Catherine wissen. »Kommt Ihnen Tanya bekannt vor?«
    »Selbstverständlich nicht.«
    D. D. starrte mich an.
    »Ich kenne sie auch nicht«, bestätigte ich. »Aber rechnen Sie doch selbst nach. Im Herbst 1980 war ich fünf. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich mich an ein zwölfjähriges Mädchen von

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