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Kuehles Grab

Titel: Kuehles Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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jetzt?‹, wollte er wissen. Ich schüttelte den Kopf, und er strichelte noch ein wenig herum.«
    »Moment mal«, unterbrach Bobby. »Willst du damit sagen, dass er die Originalzeichnung selbst angefertigt hat? Kein Polizeizeichner?«
    »Ich hatte anfangs nur angenommen, dass es eine Phantomzeichnung von der Polizei sei, aber nachdem ich Mr. Special Agent bei der Arbeit beobachtet hatte, glaubte ich das nicht mehr. Seine Korrekturen fügten sich perfekt ins Gesamtbild. Wer hätte gedacht, dass FBI-Agenten solche Talente haben?« Catherine zuckte mit den Achseln.
    »Du hast also zugesehen, wie er die Zeichnung veränderte.«
    »Ja, aber das machte keinen Unterschied. Der Mann auf der Zeichnung war nicht Richard Umbrio, gleichgültig, was er ihm für eine Frisur zeichnete. Und das machte ich Mr. Special Agent klar. Damit war er ganz und gar nicht einverstanden. Er bestand darauf, dass ich mich irrte. Vielleicht hatte der Mann auf der Skizze Gewicht zugelegt oder eine Perücke getragen.« Catherine verzog den Mund. »Mal ehrlich – ich war damals zwölf. Was wusste ich schon von Verkleidungen? Mr. Special Agent hatte mir eine Frage gestellt, und ich hatte sie ihm beantwortet. Es ärgerte mich, dass er mir widersprach.«
    »Und was geschah dann?«, bohrte Bobby weiter.
    »Ich forderte ihn auf zu gehen.«
    »Und ist er gegangen?«
    Catherine zögerte, nahm die Kaffeetasse und führte sie an die Lippen. »Einen Augenblick lang war ich nicht sicher, ob er meiner Aufforderung folgen würde. Doch dann kam ein Pfleger ins Zimmer, und Mr. Special Agent ging. Damit war ich ihn endgültig los.«
    »Du hast ihn nie wiedergesehen?«
    »Nein.«
    »Hast du je von diesen Besuchen gesprochen?«
    »Ein paar Wochen danach, als mir die Polizei endlich einige Fotos vorlegte. Ich erkannte Richard sofort, deutete mit dem Finger auf das Foto und sagte: ›Wenigstens hört ihr von der Polizei mir richtig zu.‹ Die Officers schienen nicht zu wissen, wovon ich sprach. Aber das überraschte mich kein bisschen. Selbst eine Zwölfjährige kapiert, dass die verschiedenen Behörden nicht gerade gut zusammenarbeiten.«
    »Was ist mit anderen Leuten vom FBI? Wurdest du noch von einem anderen Agenten befragt?«
    »Nein.«
    »Und das kam dir nicht merkwürdig vor?«
    Wieder ein Schulterzucken. »Warum? Es gab genügend Cops, die sich für meinen Fall interessierten. Jeder verdammte Uniformierte wollte all die schmutzigen Einzelheiten hören. Seid ihr Jungs scharf auf so was? Sitzt ihr in euren Büros und holt euch einen runter, während ihr Notizen von der Vernehmung eines Vergewaltigungsopfers lest?«
    Darauf gab Bobby keine Antwort. Catherine hatte einen guten Grund, wütend zu sein. Nach all den Jahren konnte er nichts mehr daran ändern.
    Nach einer Weile wurde Catherine wieder zugänglicher und trank einen Schluck Kaffee.
    »War er ein Betrüger?«, fragte sie unvermittelt.
    »Annabelles Vater?«
    »Deswegen bist du doch hier, oder? Weil er gelogen hat.«
    »Genau das versuche ich herauszufinden.«
    »Er ist mit ihr weggegangen. Sobald seine Tochter bedroht wurde, hat er sie in Sicherheit gebracht. Das sieht meiner Meinung nach eher einem Mathematiker ähnlich.«
    »Könnte sein.«
    Bobby konnte sie nicht hinters Licht führen. »Wenn er nicht beim FBI war, wieso kam er dann zu mir und stellte all die verdammten Fragen?«, rief sie. »Weshalb zeigte er mir diese Zeichnung?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Weißt du es wirklich nicht, oder willst du es mir nur nicht sagen?« Sie klang verbittert. Schließlich seufzte sie.
    »Du hast ein schönes Haus«, sagte Bobby. »Arizona scheint dir gutzutun. Ich freue mich auch, dass sich Nathan so gut macht.«
    »Er ist die Liebe meines Lebens«, erklärte sie leidenschaftlich, und Bobby glaubte ihr. Er wusste besser als jeder andere, wie weit sie gehen würde, um ihr Kind zu schützen.
    »Danke für den Kaffee«, sagte er.
    »Du willst schon gehen?« Ihr Lächeln war wehmütig, verriet aber keine Überraschung.
    »Das Taxi wartet.«
    Er rechnete damit, dass sie ihn zurückhalten oder wenigstens protestieren würde, doch sie erhob sich und begleitete ihn bis zur Haustür.
    In der letzten Sekunde, bevor sie die Tür öffnete, berührte sie seinen Arm. Es war ein Schock, ihre Fingerspitzen auf der bloßen Haut zu spüren. »Wirst du ihr helfen?«
    »Annabelle?«, fragte er verwirrt. »Das ist mein Job.«
    »Sie ist schön«, flüsterte Catherine.
    Er schwieg.
    »Ich meine es ernst, Bobby. Wenn sie lächelt,

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