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Kühlfach zu vermieten - Profijt, J: Kühlfach zu vermieten

Titel: Kühlfach zu vermieten - Profijt, J: Kühlfach zu vermieten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Profijt
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hielt plötzlich still und er blickte Irina mit einem entsetzten Blick an. »Du glaubst doch wohl nicht, dass
     ich etwas damit zu tun habe?«
    Irina schüttelte so heftig den Kopf, dass ihr Pferdeschwanz ihr rechts und links um die Ohren flog. »Das habe ich natürlich
     nicht gemeint. Aber er muss ja irgendwie auf diese Idee gekommen sein. Was hat ihn dazu gebracht, dich zu verdächtigen?«
    »Ein Mann ist mit einem Messer aus dem Institut umgebracht worden«, flüsterte Viktor.
    Irina blickte ihn mit entsetzt aufgerissenen Augen an, dann verengten sich ihre Augen zu Schlitzen. »Hast du eins dieser Messer
     mitgenommen?«
    Viktor schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Iri na ! Wie kannst du das fragen? Natürlich habe ich kein Messer mitgenommen. Erstens stehle ich nicht, und zweitens, wenn ich jemals
     ein Messer hätte nehmen wollen, dann bestimmt keins, mit dem tote Menschen aufgeschnitten werden.«
    Irina nickte beschwichtigend und streichelte die linke Hand weiter. »Und warum verdächtigt er dich dann?«
    »Ich weiß es nicht, mein Kind.«
    »Diese Arbeitsstelle war ein Fehler, ich habe es von Anfang an gewusst«, murmelte Irina.
    Viktor hockte da mit seinen hängenden Schultern, er klang doppelt so alt wie gestern und hilflos. Er tat mir leid. Aber dann
     blickte er Irina mit einem Blick an, den ichnicht deuten konnte. Auf jeden Fall dunkel. Verschlagen? Berechnend? Ich konnte ihn nicht interpretieren. Eine ganze Weile
     ließ er diesen Blick auf Irina ruhen, dann wandte er sich ab.
    Irina schien nichts bemerkt zu haben. Sie hatte Viktor nicht ins Gesicht gesehen, sondern auf seine Hand gestarrt, die sie
     unablässig streichelte. Dann erhob sie sich seufzend.
    »Ich muss noch mal weg, aber ich mag dich gar nicht hier allein lassen«, sagte Irina leise.
    »Mach dir keine Sorgen«, versetzte Viktor. Fast schien mir, dass er froh wäre, wenn sie ihn allein ließe. Was hatte er bloß
     vor?
    »Ich komme vermutlich spät wieder, warte nicht auf mich. Schlaf dich endlich einmal richtig aus, Großväterchen. So hat dieses
     schreckliche Missverständnis wenigstens etwas Gutes.«
     
    Ich sah Irina zu, wie sie sich frisch machte und umzog, dann verließ ich mit ihr die Wohnung. Viktors zusammengezogene Augenbrauen
     und sein düsterer Blick machten mir weiterhin Kummer, aber ich konnte schlecht bei Viktor und bei Irina gleichzeitig bleiben,
     also musste ich mich entscheiden. Ich entschied mich für Irina.
     
    Sie ging nur etwa zweihundert Meter weit und stellte sich an eine Bushaltestelle. Ich warf einen Blick auf den Fahrplan. Der
     nächste Bus kam erst in zehn Minuten. Zeit genug, noch schnell einen Blick auf Viktor zu werfen. Sein seltsamer Gesichtsausdruck
     ließ mir keine Ruhe. Während Irina ihr Handy aus der Tasche kramte, düste ich zurück in die Küche mit der bestickten Tischdecke.
    Viktor war nicht in der Küche. Er hockte vor Irinas Kleiderschrank auf dem Boden und zog Schuhkartons hervor, die auf dem
     Schrankboden standen. Er öffnete den erstenKarton, blickte kurz hinein und schob ihn zurück. Dann wandte er sich dem nächsten zu. Was, zum Teufel, machte er hier? Was
     suchte er? Verdammt, die Zeit war fast um, ich musste zurück zu Irina.
    In totaler geistiger Verwirrung erreichte ich die Bushaltestelle und ließ mich von einem Schnurren ablenken, das ich schon
     verdammt lange nicht mehr gehört hatte: Das Geräusch eines anfahrenden Hummers. Da war er, auf der Straßenseite gegenüber.
     Ein H2, der sich gerade wieder in den Verkehr einfädelte. Das war ein richtiges Auto: Zwei Meter und sechs Zentimeter hoch,
     tiefschwarz metallic, getönte Scheiben, verchromter Kühlergrill, ein Traum! Und erst das, was man nicht sah, sondern nur hörte:
     Der V8   Motor, 6,2   Liter Hubraum, 393   PS, 574   Newtonmeter Drehmoment. Einen Moment fühlte ich mich wieder richtig lebendig.
    So dauerte es noch mal einige vielleicht wertvolle Sekunden, bis ich wirklich ganz deutlich realisierte, dass Irina nicht
     an der Bushaltestelle stand.
    Ich geriet in Panik. War denn der Bus etwa schon weg? Ich düste in die Richtung, in die er fahren würde, sah ihn aber nicht.
     Im Gegenteil, als ich zur Haltestelle zurückfegte, kam er gerade erst gemütlich um die Ecke geschunkelt. Aber Irina stand
     nicht am Haltehäuschen, sie war in keinem der nahe gelegenen Hauseingänge und stand nicht im Schatten, den das Vordach der
     Apotheke auf den Bürgersteig warf. Ich checkte jede Richtung ab, wusste aber

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