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Künstler der Schaufel: Erzählungen aus Kolyma 3 (German Edition)

Künstler der Schaufel: Erzählungen aus Kolyma 3 (German Edition)

Titel: Künstler der Schaufel: Erzählungen aus Kolyma 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Warlam Schalamow
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extrem lakonisch und nachdrücklich. Zeit ist teuer.
    Die Ethik der Diebe setzt sowohl die Eifersucht als auch den »Faulbeerbaum« völlig außer Kraft. Nach einem seit je geheiligten Brauch gebührt dem Anführer der Diebe, dem, der in einer Gemeinschaft von Dieben die größte »Autorität« besitzt, die Wahl seiner Frau auf Zeit – der besten Prostituierten.
    Und wenn gestern, bis zum Auftauchen dieses neuen Anführers, diese Prostituierte mit einem anderen Dieb geschlafen hat, als Sache in seinem Eigentum galt, das er an die Kameraden verleihen konnte, so gehen heute all diese Rechte an den neuen Besitzer über. Wenn er morgen verhaftet wird, kehrt die Prostituierte wieder zu ihrem früheren Freund zurück. Und wenn auch der verhaftet wird – zeigt man ihr, wer ihr neuer Herr sein wird. Herr über ihr Leben und ihren Tod, ihr Schicksal, ihr Geld, ihre Handlungen, ihren Körper.
    Und wo soll hier ein Gefühl wie Eifersucht leben?.. Sie hat einfach keinen Platz in der Ethik der Ganoven.
    Ein Dieb, heißt es, ist ein Mensch, und nichts Menschliches ist ihm fremd. Vielleicht tut es ihm manchmal leid, seine Freundin abzutreten, aber Gesetz ist Gesetz, und die Hüter der »ideologischen« Reinheit, die Hüter der Reinheit der Ganovensitten (ohne alle Anführungszeichen) weisen den eifersüchtigen Dieb sofort auf seinen Fehler hin. Und er unterwirft sich dem Gesetz.
    Es gibt Fälle, in denen die rohen Sitten und eine Hysterie, die fast allen
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eigen ist, den Ganoven zur Verteidigung »seiner Alten« treiben. Dann verlangt diese Frage schon ein Urteil der »
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«, und die Ganoven-Staatsanwälte fordern die Bestrafung des Schuldigen und verweisen auf die Autorität der tausendjährigen Gepflogenheiten.
    Gewöhnlich aber kommt es nicht bis zum Streit, und die Prostituierte schläft ergeben mit ihrem neuen Besitzer.
    Das Teilen der Frauen, eine Liebe »zu dritt« existiert nicht in der Ganovenwelt.
    Im Lager sind Männer und Frauen getrennt. Allerdings gibt es an den Haftorten Krankenhäuser, Etappen, Ambulatorien und Klubs, wo die Männer und Frauen einander doch sehen und hören.
    Der Erfindungsreichtum der Häftlinge aber, ihre Energie im Verfolgen des gesetzten Ziels kann überraschen. Man staunt, welche kolossale Energie im Gefängnis darauf verwandt wird, sich ein Stückchen zerdrücktes Blech zu beschaffen und daraus ein Messer zu machen – ein Instrument des Mordes oder Selbstmords. Die Aufmerksamkeit der Aufseher ist immer geringer als die Aufmerksamkeit des Häftlings – das wissen wir von Stendhal, der in »Die Kartause von Parma« sagt: »der Gefängniswärter denkt nicht so oft an seine Schlüssel wie der Häftling an die Flucht.«
    Im Lager verausgaben die Ganoven gewaltige Energien, um ein Treffen mit irgendeiner Prostituierten zu erreichen.
    Wichtig ist, einen Ort zu finden, an den diese Prostituierte kommen kann – daran, dass sie kommt, zweifelt ein Ganove nie. Die strafende Hand holt die Schuldige ein. Und da verkleidet sie sich in Männerkleider, schläft außer der Reihe mit dem Aufseher oder Arbeitsanweiser und schlüpft dann zur verabredeten Stunde dorthin durch, wo der ihr vollkommen unbekannte Liebhaber sie erwartet. Die Liebe spielt sich eilig ab, wie die Sommerblüte der Gräser im Hohen Norden. Die Prostituierte kehrt zurück in die Frauen-zone, kommt den Aufsehern unter die Augen, wird in den Karzer gesetzt, zu einem Monat Haft im Isolator verurteilt, in ein Strafbergwerk geschickt – all das erträgt sie demütig und sogar stolz, sie hat ihre Prostituiertenpflicht erfüllt.
    Im großen Häftlingskrankenhaus im Norden gelang es in einem Fall, einem berühmten Ganoven, einem Patienten der chirurgischen Abteilung, eine Prostituierte für eine ganze Nacht zuzuführen – ins Krankenhausbett, und dort schlief sie der Reihe nach mit allen acht Dieben, die damals im Krankensaal waren. Der Sanitäter vom Dienst, ein Häftling, wurde mit dem Messer bedroht; der diensthabende freie Feldscher bekam einen Anzug geschenkt, den man irgendjemandem im Lager vom Leib gerissen hatte – der Besitzer erkannte ihn und schrieb eine Anzeige, und auf die Vertuschung dieser Affaire wurde sehr viel Anstrengung verwandt.
    Die junge Frau war keineswegs verstimmt oder betreten, als man sie am Morgen im Krankensaal des Männerkrankenhauses fand.
    »Die Jungs haben gebeten, ihnen beizuspringen, und ich bin gekommen«, erklärte sie ruhig.
    Es ist klar, dass die Ganoven und ihre Freundinnen fast

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