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Kuenstlernovellenovellen

Kuenstlernovellenovellen

Titel: Kuenstlernovellenovellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Mann
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alle sind gut zu dir. Du bist so sympathisch: ein milder Greis mit einem bleichen, edeln Antlitz in ehrwürdiger Locken Zier, der das Augenlicht verlor. Dich bemitleiden sie und nahen dir gern, trösten und helfen gern. Mir sehen sie mißtrauisch und feindlich entgegen. Sie verstehen nicht, warum diese alte Frau so grade vorbeigeht und niemand anspricht. Mein Gesicht finden sie böse. Um mein Leiden sorgen sie sich nicht. Seine Herkunft ist freilich seltener und dunkler als die Herkunft des deinen. Du hast leicht gelebt und wirst leicht sterben."
    „Auch ich habe wohl manches ertragen müssen. Meinst du, es sei eine Kleinigkeit gewesen, als ich die Stimme verlor? Vorher saß ich bei den Großen zu Tisch. Ohne dich kränken zu wollen, darf ich sagen, daß vornehme Damen mir ihre Gunst anboten. Wie schön war's, wenn ich in einem Garten stand und den Frauen sang, die um mich her auf dem Rasen saßen. Wieviel Sonne auf ihnen! Weh mir! Die Sonne ging mir unter, noch vor dem Tode. Keine Stimme, keine Augen, mir ist nichts übrig."
    „Nichts. Denn du kannst dir nicht denken, wie jemand ohne Stimme, in ewigem Dunkel einen Palast aus Tönen bewohnt. So Großes ahnte dir in deinem Glänze nie; wie sollte es dir als verbrauchten Lustigmacher noch einfallen! Alle Tage ward bei dir ein Heiliger gefeiert. Nun ist das Deine verputzt; Narr, der du einst vom unerschöpflichen Kapital in deiner Kehle prahltest! Nun bekommst du bei mir ein wenig geringeres Essen als ehedem von den Reichen. Und darum wagst du es, mir von deinem Leiden zu flennen? Mir, deren ganzes Leben einsame Marter war? Ach, laß dich von den Leuten liebhaben, jetzt wie früher. Behalte jeden deiner Freunde und die Erinnerung all deiner Genüsse - aber mache mich nicht rasend dadurch, daß du vom Leiden sprichst! Dein Mund ist des Wortes nicht würdig. Er ist zu edel und wohllautend, dein Mund. Ach, ach, du! Du hattest am Ende nur Wert, weil du zu meiner Qual beitragen solltest: zu meinem Schicksal." „Was habe ich dir getan?"
    „Jaja! Nichts. Du tatest nichts; du warst da. An dir erlebte ich, daß meine ganze qualvolle Größe vergeblich ward. Du hattest ja das Abbild davon. Nichts brauchtest du zu erarbeiten, nichts zu erleiden, urvd hattest doch noch das genaue Abbild. Kein Zweifel, du warst ein Künstler. Es war schrecklich. Zum Glück sind wir darüber hinaus. Es war so schrecklich, weil ich selbst dich habe ans Licht ziehen müssen, dich abrichten und herausstaffieren. Was hattest du je, Elender, das dir nicht von mir kam? Zeige mir ein Lorbeerblatt oder einen Dukaten, die nicht eigentlich mir gebührten!"
    „Ich war doch ein Künstler! Du beleidigst mich alten Mann, du machst mich krank. Ich war doch ein Künstler! Millionen sind durch diese Hände geflossen. Ich möchte schwören, daß ich mehr verdient habe als du." „Aber du ziehst mir mein Geld aus der Tasche!" „Seit drei Tagen gabst du mir zehn Soldi." „Ich mäste dich; und anstatt zu sterben und mich von dir zu befreien, ehe mein Geld zu Ende ist, machst du mir Auftritte!"
    „Ich bitte dich, ich bitte dich ..."
    „Ach, er weint. Tränen entquellen seinen blinden Augen. Wenn das die Leute sähen, wie sympathisch du ihnen wärest! Aber du hast wohl vergessen, daß du mich, als ich die Celimena sang im Pagliano zu Florenz, um den ganzen Erfolg betrogen hast? Nicht immer warst du so voll Güte und Sanftmut wie heute. Ich singe die Celimena, ich erschöpfe meine Kunst, diese faulen Bäuche zu bewegen, und auf einmal hör' ich sie lachen. Ja, sie lachen, weil hinter mir du stehst und deine Fratzen machst. Sie sehen deinem stummen Spiel zu, und ich singe vergebens."
    „Ich mußte spielen. Der Pandolfo, du weißt es wohl, trägt den Spiegel herbei. Er fängt den Nacken der Celimena darin auf und küßt ihn. Er hat sich mit anmutiger und etwas possierlicher Traurigkeit zu benehmen." „Auch wenn die Branzilla singt? Du bist neidisch und tückisch. Am Abend der Celimena hat man mich vor dir gewarnt. Ich würde dir sagen, wer, wenn ich nicht für ihn, der mir wohlwill, deine Rache fürchtete. Du selbst warst als Pandolfo durch Trunk unfähig zu singen."
    „Das ist nicht wahr! Du befleckst meine Vergangenheit. Ich war ein Pandolfo, von dem der Dichter Rasi sagte, er habe das göttliche Lächeln. Hörst du, das göttliche Lächeln!"
    „Das göttliche Lächeln! Da hebst du die Arme und bist außer dir. Alle Milde des blinden Greises ist dahin, nun man an seine Eitelkeit rührt."
    „Ich habe nichts als

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