Künstlerpech: Palzkis achter Fall
ausgeliehen.«
»Frauenmodus?«, fragte ich verwirrt.
Er nickte. »Rechts, links, du weißt schon, was ich meine.«
Der Kurpfälzer Comedian wohnte in einem Reihenendhaus mit Hanglage und Blick über die Rheinebene. Parkplätze waren zur Genüge vorhanden, sein Vorgarten war für mich ein Albtraum. Kein halbwegs pflegeleichter Rasen, sondern nur ein schmaler Pflasterweg, der von der Gartentür zum Haus führte. Der Rest des Vorgartens war ein einziger Gemüsedschungel. Zwei oder drei Dutzend verschiedene Pflanzen wuchsen in jeweils eigenen Beeten. Stefanie würde bei dem Anblick glasige Augen bekommen. Ich hatte sie bereits, aber eher aus Verzweiflung. Wie konnte man nur zu solch einem abstrusen Hobby kommen? Und das Zeug wahrscheinlich sogar noch essen? Mir lief es kalt den Rücken hinunter. Warum machten sich diese Menschen das Leben nur so unnötig schwer? Lebensmittel, und dazu noch viel schmackhaftere, gab es in jedem Supermarkt und in jedem Imbiss. Die musste man doch nicht selbst anpflanzen. Vorsorgen für schlechte Zeiten, das war heutzutage nun wirklich nicht mehr nötig.
Während ich geschockt dastand und die Horrorszenerie auf mich wirken ließ, kam Pako aus dem Haus. In der Hand hielt er ein langes Messer. Im Reflex ging ich in Verteidigungsstellung.
»Ah, hallo, Herr Palzki und Herr Steinbeißer. Stehen Sie schon länger im Garten? Sie hätten ruhig klingeln dürfen. Geht es Ihnen wieder besser?«
»So was will Jasmin bei mir zu Hause auch machen«, sagte Gerhard und fügte hinzu: »Das ist meine Freundin.«
»Ich kann Ihnen gern ein paar Tipps geben, Herr Steinbeißer. Bei mir ist alles Bio, hinter dem Haus habe ich sogar vier Hühner. Ich geh gleich mit Ihnen rein, ich will nur schnell einen Blumenkohl köpfen.«
»Hat gestern alles geklappt?«, fragte ich Pako, während er einen großen Gegenstand, der außen grün und im Kern weiß war, abschnitt.
»Eijo«, antwortete dieser. »Mit der Rieslingschorle im Dubbeglas laafts äfach locker. Geschtern gings um Woi, Weib und Gsang. Dodrinn sinn mer Kurpälzer Weltmeschter.«
»Ich kenne auch so ein Gesangstalent«, entgegnete ich mit Gedanken an KPD.
»Boah, is des ähn Prachtwäscher«, sagte Pako mit Blick auf seinen frisch geernteten Dingsbums. »Kommen Sie, gehen wir rein.«
Seine Wohnung sah ganz normal aus. Weder spießig, wie die von Tuflinsky, noch ein kreatives Chaos, wie ich vermutet hatte.
Henrike Reichlinger kam aus der Küche, begrüßte uns und nahm ihrem Freund das eben von ihm Geerntete ab.
»Das wird eine Gemüsepizza nach eigenem Rezept. Haben Sie Lust, wollen Sie mitessen?«
Damit Gerhard nicht mit einer falschen Antwort vorpreschte, stieß ich ihm mit dem Ellbogen in die Rippen.
»Vielen Dank«, antwortete ich im Namen von uns beiden. »Wir haben unterwegs ausgiebig gefrühstückt. Auch Polizisten müssen hin und wieder auf ihre Linie achten.«
Pako betrachtete länger meinen Bauch, als es eigentlich sein müsste. »Das kann ich verstehen, Herr Palzki. Die Gemüsepizza hat allerdings nur knapp 50 Kilokalorien je 100 Gramm.«
Ich stutzte. 50 Kalorien? Ich wusste gar nicht, dass es solch kleinteilige Kalorienmengen gab. Wie sollte man da satt werden, ohne Tonnen essen zu müssen? Das musste völlig ungesund sein, seinen Organismus mit kalorienlosen Füllstoffen zu belasten. Magen und Darm müssten sich dabei veräppelt vorkommen.
»Wir hatten eine effizientere Nahrungsaufnahme«, erklärte ich und begann ein neues Thema. »Sind Sie heute allein? Ohne Kreuzbergers, meine ich.«
Pako lachte. »Doch, doch, die müssten auch gleich kommen. Karin hat darauf bestanden, dass wir alles, was in den letzten Tagen passierte, genau durchsprechen. Wahrscheinlich will sie Detektiv spielen.« Er setzte sich auf eine Couch und lud uns mit einer Geste ein, es ihm nachzumachen. »Ich weiß allerdings nicht, was das bringen soll. Weder weiß ich, wer diese ominöse Stalkerin ist noch diese rothaarige Unbekannte. Und wer die Attentate auf mich verübt hat, ist mir auch unbekannt.« Er zuckte mit den Schultern. »Obwohl, einmal hatte ich einen kurzen Gedankenblitz, aber das wäre mehr als absurd.«
Wieder mal zeigte sich, dass hartnäckiges Nachfragen lohnt. »Sie ahnen nicht, wie absurd manche Morde sind. Erzählen Sie uns von Ihrer Eingebung.«
»Na ja«, begann er, »das ist schon lang her. Früher hat sich mein Halbbruder Matthias manchmal zu Fasnacht als Frau verkleidet. Dazu trug er eine Perücke mit langen roten Haaren.«
»Dr.
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