Künstlerpech: Palzkis achter Fall
Zeitplan ist perfekt: Heute die Aufklärung des Verbrechens, morgen mein wichtiger Vortrag in Frankenthal und ab Freitag kann ich mich voll und ganz auf McStirnhör konzentrieren. Ich sags ja immer: Organisatorisch bin ich ein unschlagbares Ass.«
Er schielte zu mir. »Was man von Ihnen nicht behaupten kann, Herr Palzki. Wie weit sind Sie mit Ihren Ermittlungen? Haben Sie den Täter endlich gefasst? Sind es immer noch zwei Morde, oder muss ich meine Statistik updaten? Was haben Sie da überhaupt für ein Pflaster an der Stirn?«
Schnell stopfte ich mir ein paar Kekse in den Mund, um ein paar Sekunden Zeit zum Nachdenken zu gewinnen.
»Ihre Datenbank ist noch aktuell. Im Prinzip könnten wir die Ermittlungen heute abschließen, Herr Diefenbach. Aber wir wollen Ihnen nicht in den Rücken fallen.« Auf das Pflaster ging ich nicht ein. Ein Vorgesetzter muss nicht alles wissen.
»Wie ist das zu verstehen?«
»Wir nehmen selbstverständlich Rücksicht auf Sie. Wie würde das aussehen, wenn wir unseren Mordfall vor Ihnen aufklären. Ihre ganze Reputation stünde auf dem Spiel. Außerdem besteht die Chance, dass es noch zu einem weiteren Mordfall kommt. Dann könnten Sie in Ihrer Computer-Tabelle den Abstand zu den Karlsruhern vergrößern und absichern.«
KPD dachte nach. »Da ist was dran. Aber lassen Sie sich nicht zu lang Zeit. Bis zum nächsten Termin mit der Unternehmensberatung muss das abgeschlossen sein, haben Sie verstanden? Wie laufen eigentlich die Gespräche mit McStirnhör? Nichts wäre störender, als wenn die Berater mit eigenen Ideen aufwarten würden. Und wie steht es mit der Sicherheit morgen Abend im Congressforum? Wenn auch nur eine Kleinigkeit passiert, Palzki, dann versetze ich Sie als Parkwächter in die Jugendverkehrsschule.«
Szene 18 Künstlerfreiheit
KPD stand auf und begann mit seinem Rückzug. Im Türrahmen drehte er sich nochmals um: »Ja, was ist, Herr Becker? Kommen Sie, heute fällt die Entscheidung. Morgen soll die ganze Welt wissen, wie ich den Fall gelöst habe. Haben Sie bei Ihren Zeitungen Bescheid gegeben, dass die Titelseiten bis kurz vor dem Andruck für mich frei gehalten werden?«
Sekunden später war der Spuk vorbei. Eigentlich wollte ich KPD noch danken, dass er Becker mitgenommen hatte, doch das hätte wohl nur für unnötige Verwirrung gesorgt.
»Jutta, würdest du bitte nachher bei dieser komischen Unternehmensberatung anrufen und fragen, was die planen? Du kannst Ihnen sagen, dass ich zurzeit dick im Stress stehe und mich leider nicht selbst melden kann.«
Meine Kollegin nickte. »Und was ist mit Frankenthal?«
»Was soll damit sein? Es kommt, wie es kommt. Da werden wir einfach etwas improvisieren. Vielleicht lade ich die Stirnhörs ein. Ja, das ist eigentlich die Idee. Jutta, würdest du das bitte für mich erledigen? Sag denen, es gibt morgen eine Podiumsdiskussion mit Herrn Diefenbach. Thema: … Ach, lass dir irgendetwas Dappisches einfallen, es passt schon.«
»Dappisch? Seit wann sprichst du Hochpfälzisch?«, fragte Jürgen.
»Weil es dafür kein geeignetes hochdeutsches Wort gibt«, erklärte ich dem Jungkollegen.
»Soll ich das wirklich?«, fragte Jutta unsicher.
»Absolut. Ich werde mir überlegen, wen ich noch einlade. Irgendwie wird es mir hoffentlich gelingen, ein richtiges Chaos anzuzetteln.«
»Und die Jugendverkehrsschule?«
»Warts ab. Dieses Mal werde ich der Gewinner sein.«
Gerhard stand auf. »Dann mal los, du Gewinnertyp. Fahren wir nach Neustadt zu Pako.«
Wir verabschiedeten uns von Jutta und Jürgen und ich mich zusätzlich mit vollen Händen von der Keksdose.
»Oh, verdammt«, fluchte mein Kollege, als wir in seinem Wagen saßen. »Ich habe vergessen, zu tanken.«
»Dann tanken wir halt jetzt, wo liegt das Problem?«
Gerhard machte an der Tankstelle in der Salierstraße einen Zwischenstopp. Ich nutzte die Gelegenheit, um mich mit einem abwechslungsreichen Zwischenimbiss to go zu versorgen.
»Die Benzinpreise sind der Wahnsinn«, motzte Gerhard, als wir wieder im Auto saßen. »Da brauchst du als Statussymbol keine Rolex mehr, es reicht, wenn du dir die Tankquittungen ums Handgelenk legst.«
Mein Kollege hatte natürlich sein Navi programmiert. Ich wunderte mich, dass er stets das Gegenteil davon machte, was die weibliche Computerstimme vorgab. »Wieso bist du rechts gefahren? Das Navi sagte doch links.«
Gerhard grinste schelmisch. »Das ist noch im Frauenmodus eingestellt, ich hatte Jasmin den Wagen zum Einkaufen
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